Wer rastet, der rostet – auch im Kopf: Bewegung stärkt das Gehirn und könnte Demenz vorbeugen

Eine neue Studie fand heraus: Bewegung verbessert die Insulinsensitivität im Gehirn und könnte somit das Risiko für Demenz senken.

Sport stärkt nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn. Forscher finden Hinweise auf eine bessere Insulinwirkung. © Vecteezy

Sport stärkt nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn. Forscher finden Hinweise auf eine bessere Insulinwirkung. © Vecteezy

Ob Spaziergänge, Joggingrunden oder ein Tanzkurs: Bewegung tut nicht nur dem Körper gut, sondern offenbar auch dem Gehirn. Dass Sport die kognitive Gesundheit stärkt, war zwar schon länger bekannt, doch die genauen Prozesse dahinter blieben unklar. Eine neue Studie unter Leitung der Rutgers University bringt jetzt Licht ins Dunkel. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Bewegung spezielle Insulinprozesse im Gehirn anregt, die nicht nur die Blutzuckerregulation, sondern auch das Gedächtnis fördern können. Damit wird klar: Sport ist nicht nur ein Jungbrunnen für die Muskeln, sondern auch für die grauen Zellen – und könnte damit Demenz vorbeugen.

Insulin: Mehr als ein Blutzuckerregulator

Im Fokus der Forschung standen neuronale extrazelluläre Vesikel – winzige Partikel, die lange als unbedeutender „Zellstaub“ galten. Inzwischen weiß man, dass sie wichtige Proteine wie eines namens Akt transportieren, die eine Schlüsselrolle bei der Insulinempfindlichkeit spielen. Insulin, ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert, ist auch für das Gehirn essenziell. Menschen mit niedriger Insulinempfindlichkeit, wie bei Prädiabetes oder Diabetes, haben oft Probleme mit dem Gedächtnis und der Informationsverarbeitung.

Das Forschungsteam um Steven Malin, Associate Professor an der Rutgers University, wollte verstehen, wie Bewegung diese Prozesse beeinflusst. 21 Teilnehmer, alle um die 60 Jahre alt und mit Prädiabetes diagnostiziert, absolvierten ein intensives, zweiwöchiges Trainingsprogramm. Zwölfmal trainierten sie unter Aufsicht für jeweils eine Stunde.

Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass Sport die Insulin-Signalübertragung im Gehirn verbessert.

Steven Malin

Nach jeder Trainingseinheit stieg die Anzahl der Vesikel, die insulinempfindliche Proteine transportieren.

Bewegung als Gedächtnisbooster

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Sport nicht nur die Insulinempfindlichkeit im Körper, sondern auch im Gehirn verbessert. Malin erklärte, dass Insulin eine entscheidende Rolle bei Gedächtnisprozessen und der Kommunikation zwischen Neuronen spielt. „Wenn das Insulin fehlt, können die Gehirnzellen nicht mehr richtig miteinander sprechen – das ist, als würde man beim Spiel ‚Stille Post‘ die Nachricht verlieren“, so Malin. Besonders Menschen mit Prädiabetes laufen Gefahr, dass das Gehirn nicht genug Insulin bekommt, was das Risiko für Demenz oder Alzheimer erhöht.

Neben der Stärkung der Neuronen kann Bewegung auch die allgemeine Durchblutung im Gehirn fördern und so die kognitiven Fähigkeiten verbessern. Dass hohe Blutzuckerwerte das Gedächtnis und die Lernfähigkeit beeinträchtigen, sei laut Malin in früheren Studien bereits nachgewiesen worden. Mit der neuen Forschung wird klarer, wie körperliche Aktivität genau wirkt.

Therapien gegen Demenz in Reichweite?

Das Team von Rutgers arbeitet daran, die Forschung auf die nächste Stufe zu heben. Aktuell untersucht eine neue Studie, ob schon eine einzige Trainingseinheit die Wirkung von Insulin bei älteren Erwachsenen mit Adipositas unterstützen kann. Langfristig wollen die Forscher herausfinden, ob regelmäßiger Sport die Gehirngesundheit bei älteren Menschen nachhaltig verbessert und das Risiko für Demenzerkrankungen senken kann. „Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass Therapien, die auf die Insulinwirkung im Gehirn abzielen, eine vielversprechende Option sein könnten“, sagte Malin.

Mit den Forschungsergebnissen rücken Bewegung und Sport noch stärker in den Fokus als präventive Maßnahme gegen Demenz. Wer rastet, der rostet – dieser Spruch gilt eben nicht nur für den Bewegungsapparat, sondern auch für das Gehirn.

Kurz zusammengefasst:

  • Sport aktiviert Insulinprozesse im Gehirn, die Gedächtnis und Denkfähigkeit fördern können.
  • Insulin ist nicht nur wichtig für den Blutzucker, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der Kommunikation von Gehirnzellen und der Vorbeugung von Demenzerkrankungen.
  • Bewegung als Präventionsmaßnahme senkt vermutlich das Risiko für Demenz oder Alzheimer, indem sie die Gehirndurchblutung und die neuronale Funktion verbessert.

Bild: © Vecteezy

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