Übergewicht erhöht das Krebsrisiko massiv – warum Abnehmen mehr schützt als Superfoods und Salat

Übergewicht beeinflusst das Krebsrisiko stärker als einzelne Lebensmittel. Entscheidend ist das Körpergewicht, nicht Salat oder Superfoods.

Füße auf einer Waage

Salat allein reicht nicht: Für das Krebsrisiko zählt weniger das einzelne Lebensmittel als das Körpergewicht – Übergewicht wirkt messbar stärker. © Pexels

Krebs gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Zwar sinkt die Sterblichkeit seit Jahren deutlich, wie die neuesten Registerdaten zeigen. Doch die Zahl der Neuerkrankungen bleibt hoch – auch, weil die Bevölkerung altert. Neben dem medizinischen Fortschritt stellt sich deshalb eine andere Frage: Wovon hängt eigentlich ab, wer an Krebs erkrankt? Eine Analyse zeigt, dass nicht einzelne Lebensmittel den Ausschlag geben, sondern vor allem Übergewicht.

Gerade beim Thema Ernährung halten sich viele Annahmen hartnäckig. Salat gilt als Schutzschild, Superfoods als Abkürzung zur Gesundheit. Die ausgewertete Fachanalyse ordnet diese Erwartungen nüchtern ein.

Entscheidend für das Krebsrisiko ist weniger, ob regelmäßig Salat oder andere gesunde Lebensmittel auf dem Teller liegen, sondern ob das Körpergewicht dauerhaft zu hoch ist. Übergewicht wirkt hier messbar stärker.

Übergewicht als zentraler Hebel beim Krebsrisiko

Die Analyse von Sabine Rohrmann und Silke Hermann, veröffentlicht im Fachjournal Forum von Springer Medizin, fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen. Das Ergebnis ist eindeutig: Rund 18 Prozent aller Krebsfälle in Deutschland lassen sich auf ein Zusammenspiel aus ungünstiger Ernährung und zu hohem Körpergewicht zurückführen.

Besonders ausgeprägt ist der Zusammenhang bei bestimmten Tumorarten. Krebs der Gebärmutter, der Leber und der Nieren tritt deutlich häufiger bei Menschen mit starkem Übergewicht auf. In Deutschland lassen sich etwa 7 Prozent aller Krebsneuerkrankungen allein auf Übergewicht und Adipositas zurückführen. Dieser Anteil wächst, weil Übergewicht seit Jahren zunimmt – über alle Alters- und Bevölkerungsgruppen hinweg.

Warum Fettgewebe das Krebsrisiko antreibt

Übergewicht macht sich nicht nur auf der Waage bemerkbar. Fettgewebe ist hormonell aktiv. Es fördert Entzündungsprozesse und verändert den Stoffwechsel. Dazu gehören erhöhte Spiegel von Insulin, bestimmten Sexualhormonen und Wachstumsfaktoren. Diese Bedingungen begünstigen die Entstehung und das Wachstum von Tumoren.

Hinzu kommt die Ernährung, die häufig mit Gewichtszunahme einhergeht. Stark verarbeitete Lebensmittel liefern viel Energie, sättigen schlecht und enthalten oft große Mengen Salz, Zucker oder Fett. In der Studie werden sie als „ultra-verarbeitete Lebensmittel“ bezeichnet. Eine Übersichtsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen ihrem Konsum und Adipositas.

Alkohol bleibt ein unterschätzter Krebsfaktor

Sehr klar ist auch die Rolle von Alkohol. Fachinstitutionen wie die Internationale Agentur für Krebsforschung stufen alkoholische Getränke seit Jahren als krebserregend ein. Die Autoren verweisen auf belastbare Zahlen: Bereits ein täglicher Mehrkonsum von etwa 50 Gramm Alkohol erhöht das Brustkrebsrisiko um rund 50 Prozent und das Darmkrebsrisiko um etwa 40 Prozent.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bringt es deutlich auf den Punkt: Es gebe „keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge“. In Deutschland lassen sich Tausende Krebsfälle pro Jahr auf Alkoholkonsum zurückführen, besonders bei Tumoren im Mund- und Rachenraum, der Speiseröhre und des Darms.

Fleisch, Salz und Zucker – wo Risiken messbar steigen

Auch der regelmäßige Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch erhöht das Krebsrisiko. Vor allem Darmkrebs steht hier im Fokus. Die Analyse zeigt: Pro 50 Gramm verarbeitetem Fleisch am Tag steigt das relative Risiko um 18 Prozent. Das absolute Risiko nimmt ebenfalls spürbar zu.

Salz spielt vor allem bei Magenkrebs eine Rolle. Zwar betrifft das nur einen kleinen Anteil aller Krebsfälle, doch bei Magenkrebs ist der Effekt relevant. Diskutiert wird außerdem die sogenannte glykämische Last. Sie beschreibt, wie stark kohlenhydratreiche Lebensmittel den Blutzucker ansteigen lassen. Hohe Werte können über Insulin und Gewichtszunahme bestimmte hormonabhängige Tumoren begünstigen.

Salat und Superfoods: gesund, aber kein Freifahrtschein

Obst, Gemüse und Salat gelten seit Jahrzehnten als Schutzfaktoren. Die Studie ordnet diesen Effekt nüchtern ein. Große europäische Untersuchungen zeigen zwar eine leichte Risikosenkung. Der Effekt fällt jedoch deutlich geringer aus als lange angenommen.

Ein klarer Nutzen zeigt sich vor allem bei Ballaststoffen. Sie verkürzen die Verweildauer potenziell schädlicher Stoffe im Darm und fördern schützende Stoffwechselprodukte. Eine Metaanalyse kommt zu dem Ergebnis: 10 Gramm Ballaststoffe mehr pro Tag senken das Darmkrebsrisiko um etwa 10 Prozent. Auch Kaffee zeigt bei Leber- und Gebärmutterkrebs einen schützenden Zusammenhang.

Neue Perspektive: nachhaltig essen, Risiko senken

Spannend ist der Blick auf Ernährungsgewohnheiten, die sich im Alltag umsetzen lassen. Die Studie verweist auf die sogenannte „Planetary Health Diet“. Dahinter steckt kein strenger Plan, sondern ein einfaches Prinzip: mehr pflanzliche Lebensmittel, weniger Fleisch, möglichst unverarbeitet.

Der Effekt zeigt sich über mehrere Wege zugleich. Wer häufiger zu Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkorn greift, nimmt automatisch mehr Ballaststoffe auf und kann sein Körpergewicht leichter halten. Gleichzeitig sinkt der Konsum von stark verarbeiteten Produkten. Eine Metaanalyse mit 17 Studien kommt zu einem klaren Ergebnis: Menschen, die sich langfristig an diesem Muster orientieren, haben ein um 12 Prozent geringeres Krebsrisiko.

Kurz zusammengefasst:

  • Übergewicht ist der stärkste ernährungsbezogene Risikofaktor für Krebs: Rund 18 Prozent aller Krebsfälle in Deutschland hängen mit zu hohem Körpergewicht und ungünstiger Ernährung zusammen – entscheidender als der Verzehr einzelner Lebensmittel wie Salat oder Superfoods.
  • Nicht einzelne „gesunde“ Produkte schützen, sondern das Gewicht: Ballaststoffe, wenig Alkohol und eine ausgeglichene Energiebilanz senken das Krebsrisiko messbar, während Obst und Gemüse allein weniger stark wirken als lange angenommen.
  • Nachhaltige, überwiegend pflanzenbasierte Ernährung hilft doppelt: Sie erleichtert die Gewichtskontrolle und senkt nach Studienlage das Krebsrisiko deutlich – zugleich verbindet sie gesundheitliche mit ökologischen Vorteilen.

Übrigens: Während Studien zeigen, wie stark Übergewicht das Krebsrisiko beeinflusst, nutzen Forscher nun ausgerechnet Heuschnupfen-Zellen, um Tumoren gezielt anzugreifen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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