Schlafapnoe belastet die Psyche – Depressionsrisiko steigt um 40 Prozent
Wer ein hohes Risiko für Schlafapnoe hat, leidet häufiger unter Depressionen. Das belegt eine große kanadische Langzeitstudie.
Nächtliche Atemaussetzer bleiben oft unbemerkt, erhöhen aber nachweislich das Risiko für psychische Belastungen. © Unsplash
Viele wachen morgens auf und fühlen sich, als hätten sie kaum geschlafen – obwohl die Nacht lang genug war. Häufig steckt etwas dahinter, das leicht übersehen wird: nächtliche Atemaussetzer. Sie stören nicht nur den Schlaf, sondern können langfristig die seelische Stabilität untergraben. Neue Daten zeigen, dass ein erhöhtes Risiko für Schlafapnoe auch die Wahrscheinlichkeit für Depressionen deutlich steigert und die Psyche über Jahre belasten kann.
Wie ausgeprägt dieser Zusammenhang ist, belegt eine große kanadische Langzeitstudie. Mehr als 30.000 Menschen wurden dafür über mehrere Jahre begleitet, um die Folgen unbehandelter Atempausen systematisch zu erfassen.
Schlafapnoe erhöht das Risiko für Depressionen über Jahre hinweg
Nach Berechnungen der Forscher lag das Risiko für eine eingeschränkte psychische Gesundheit rund 40 Prozent höher. Über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg stieg es sogar auf 44 Prozent. „Menschen mit hohem Risiko für Schlafapnoe hatten durchgehend schlechtere psychische Gesundheitswerte“, heißt es in der Studie.
Besonders aufschlussreich ist der Blick auf Menschen ohne frühere psychische Auffälligkeiten. Von ihnen entwickelten innerhalb von knapp drei Jahren rund sieben Prozent erstmals deutliche seelische Belastungen. Auch hier spielte das Schlafapnoe-Risiko eine zentrale Rolle. Wer bereits zu Beginn entsprechende Anzeichen zeigte, erkrankte später häufiger neu an psychischen Störungen.
Mehrere Belastungen verstärken seelische Probleme
Die Studie zeigt auch, dass Schlafapnoe selten allein auftritt. Bestimmte Lebensumstände verstärken das Risiko für seelische Probleme. Dazu gehören vor allem:
- geringes Einkommen
- niedrige Lebenszufriedenheit
- eine schlechter eingeschätzte allgemeine Gesundheit
- zusätzliche Schlafstörungen wie Insomnie oder unruhige Beine
Auch körperliche Belastungen spielten eine wichtige Rolle. Menschen mit stärkeren Schmerzen berichteten häufiger von psychischen Problemen. Mit zunehmender Schmerzintensität stieg auch das Risiko. Zusätzlich wirkten Atemwegserkrankungen, frühere Kopfverletzungen und eine hohe Zahl eingenommener Medikamente belastend.
Starkes Übergewicht galt lange als zentraler Auslöser für depressive Beschwerden im Zusammenhang mit Schlafapnoe. In dieser älteren Studiengruppe zeigte sich jedoch ein überraschendes Muster: Neue psychische Probleme traten häufiger bei Menschen mit niedrigerem Körpergewicht auf. Die Wissenschaftler führen das auf Besonderheiten dieser Altersgruppe zurück, etwa auf andere gesundheitliche Belastungen, die bei Älteren stärker ins Gewicht fallen können.
Warum Schlafapnoe oft lange unentdeckt bleibt
Schlafapnoe bleibt in vielen Fällen unerkannt. Fachleute schätzen, dass weltweit bis zu 90 Prozent der Betroffenen keine Diagnose erhalten. Viele bringen ihre Beschwerden nicht mit dem Schlaf in Verbindung. Stattdessen suchen sie wegen Erschöpfung, Stimmungstiefs oder Konzentrationsproblemen Hilfe.
Dabei gilt Schlafapnoe als gut behandelbar. Atemmasken, spezielle Zahnschienen oder Gewichtsreduktion können nächtliche Atemaussetzer deutlich verringern. Die Studie legt nahe, dass solche Maßnahmen nicht nur den Körper entlasten, sondern auch die seelische Stabilität verbessern könnten.
Diese Warnzeichen sollten ernst genommen werden
Die Ergebnisse liefern vor allem eines: Orientierung. Anhaltende Müdigkeit, gedrückte Stimmung oder innere Unruhe sind nicht immer reine Stressfolgen. Der Schlaf spielt eine größere Rolle als oft gedacht.
Hilfreich sind dabei einfache Fragen:
- Gibt es lautes oder regelmäßiges Schnarchen?
- Kommt es zu starker Tagesmüdigkeit trotz ausreichender Schlafdauer?
- Haben andere Atemaussetzer bemerkt?
Wer sich hier wiedererkennt, kann gezielt hinschauen lassen. Gerade bei längeren Beschwerden lohnt ein genauer Blick auf mögliche Atemstörungen. Die Studie zeigt, dass frühes Erkennen die seelische Belastung deutlich verringern kann.
Kurz zusammengefasst:
- Ein hohes Risiko für Schlafapnoe geht mit deutlich häufiger auftretenden psychischen Belastungen einher: In einer großen Langzeitstudie mit über 30.000 Menschen war das Risiko für Depressionen und starke seelische Beschwerden rund 40 Prozent höher und blieb über mehrere Jahre bestehen.
- Der Zusammenhang betrifft nicht nur bestehende Probleme, sondern auch neue Erkrankungen. Menschen ohne frühere psychische Auffälligkeiten entwickelten später häufiger depressive Symptome, wenn sie Anzeichen für nächtliche Atemaussetzer hatten.
- Schlafapnoe bleibt oft unerkannt, ist aber behandelbar und relevant für die seelische Gesundheit. Die Ergebnisse sprechen dafür, Schlafprobleme und psychische Beschwerden gemeinsam zu betrachten, um Belastungen früh zu erkennen und gezielt anzugehen.
Übrigens: Auch andere Studien zeigen, wie stark Schlaf den Körper beeinflusst. Eine Untersuchung aus Schweden zeigt, dass bestimmte Schlafstörungen den Blutdruck deutlich nach oben treiben – vor allem, wenn zwei Probleme gemeinsam auftreten. Mehr dazu in unserem Artikel.
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