Mehr Kilos, mehr Glück? Eine Studie aus Deutschland überrascht

Etwas mehr Gewicht kann das Glück fördern, zeigt eine deutsche Langzeitstudie. Erst bei Fettleibigkeit leidet das Wohlbefinden deutlich.

Moderates Übergewicht steigert oft das Glück, während Adipositas meist das Wohlbefinden schmälert. © Vecteezy

Moderates Übergewicht steigert oft das Glück, während Adipositas meist das Wohlbefinden schmälert. © Vecteezy

Die allgemeine Ansicht lautet, dass Übergewicht häufig mit schlechter Gesundheit und einer geringeren Lebensfreude einhergeht. Doch eine Studie, erschienen im International Journal of Applied Positive Psychology, wirft ein neues Licht auf dieses Vorurteil. Sie legt nahe, dass etwas mehr Gewicht in manchen Fällen sogar das Glück steigern kann.

Über zehn Jahre hinweg untersuchten die Forscher die Daten von 8.900 deutschen Erwachsenen. Ihr Ziel: den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und Lebenszufriedenheit zu klären. Dabei kam Überraschendes zutage. „Eine Veränderung und Zunahme des Gewichts hat überhaupt keinen negativen Einfluss auf die Zufriedenheit“, erklärte Dr. Felix Bittmann, einer der Studienautoren, laut der Sun. „Manchmal ergeben sich sogar positive Effekte.“

Zufriedenheit steigt mit moderatem Übergewicht

Die Analyse zeigte, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 – also im Bereich des Übergewichts – häufig höhere Zufriedenheitswerte angaben. Für viele mag das kontraintuitiv klingen, doch die Forscher fanden plausible Erklärungen. So könnte ein gesteigertes Gewicht soziale Vorteile bieten, wie ein Gefühl von Sicherheit oder gesellschaftlicher Akzeptanz in bestimmten Kontexten. Zudem empfinden einige Menschen Essen nicht nur als Notwendigkeit, sondern als Quelle von Genuss und Gemeinschaft.

Eine weitere Entdeckung war, dass Übergewicht oft erst dann das Glück beeinträchtigt, wenn die Schwelle zur Fettleibigkeit überschritten wird. Personen mit einem BMI von über 30 berichteten häufiger von einem Rückgang ihrer Lebenszufriedenheit. Dieser Wert markiert laut der Weltgesundheitsorganisation die Grenze zur Adipositas.

Gesundheit als Schlüsselfaktor

Eine zentrale Rolle spielt die Gesundheit. Laut der Studie können gesundheitliche Einschränkungen durch starkes Übergewicht langfristig das Wohlbefinden schmälern. Krankheiten wie Diabetes oder Herzprobleme belasten nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Dennoch betonen die Forscher, dass die rein körperliche Gesundheit nicht der einzige Faktor ist.

Ein weiterer Aspekt ist die gesellschaftliche Wahrnehmung. In westlichen Kulturen gelten schlanke Körper oft als Schönheitsideal. Übergewichtige Menschen könnten sich daher weniger attraktiv fühlen, was ihr Selbstbewusstsein und ihre Lebensfreude negativ beeinflusst. Trotz dieser Normen fand die Studie keine Hinweise darauf, dass moderates Übergewicht generell unglücklich macht.

Glück und Gewicht: Beide Geschlechter profitieren

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Gewicht und Glück komplexer ist als bisher angenommen. Interessanterweise zeigte die Studie keine eindeutigen Geschlechterunterschiede. Sowohl Männer als auch Frauen profitierten in gewissem Maße von einer Gewichtszunahme, solange der BMI im moderaten Bereich blieb.

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Die Autoren betonen, dass diese Beobachtungen auf soliden Daten basieren. Mithilfe von Längsschnittanalysen und statistischen Modellen konnte der Einfluss von Störfaktoren wie Alter, Gesundheitsstatus und Beschäftigung herausgerechnet werden. Dadurch liefern die Ergebnisse ein differenziertes Bild, das über bloße Korrelationen hinausgeht.

Eine Milliarde Menschen von Fettleibigkeit betroffen

Trotz dieser überraschenden Erkenntnisse warnen die Forscher vor den Gefahren von starkem Übergewicht. Adipositas betrifft weltweit über eine Milliarde Menschen und verursacht enorme gesundheitliche und gesellschaftliche Kosten. Langfristig gilt es, einen Ausgleich zwischen Genuss, Gesundheit und gesellschaftlichen Erwartungen zu finden.

Was du dir merken solltest:

  • Ein moderates Gewicht im Bereich des Übergewichts (BMI 25–30) kann das Glück steigern, während Adipositas (BMI über 30) oft negativ wirkt.
  • Gesundheit und gesellschaftliche Normen beeinflussen die Verbindung zwischen Körpergewicht und Lebenszufriedenheit maßgeblich.
  • Die Ergebnisse basieren auf einer zehnjährigen Studie mit Daten von 8.900 deutschen Erwachsenen.

Übrigens: Gewichtszunahme durch Medikamente, etwa bei Psychopharmaka, betrifft viele und kann den Stoffwechsel erheblich belasten. Welche Medikamente besonders betroffen sind und was helfen kann, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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