Gefahr für Gehirnentwicklung: Cannabis stört die Plastizität des Denkorgans

Cannabis kann die Gehirnentwicklung beeinflussen und die Plastizität hemmen, wodurch das Gehirn weniger flexibel auf Veränderungen reagiert.

Neue Studien enthüllen, wie Cannabis die Entwicklung und Anpassungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen kann.

Neue Studien enthüllen, wie Cannabis die Entwicklung und Anpassungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen kann. © Pexels

Neue Forschungsergebnisse zeigen, wie Cannabis möglicherweise die Gehirnentwicklung beeinflussen kann. Wissenschaftler aus den Niederlanden haben herausgefunden, dass Cannabis nicht nur auf Nervenzellen, sondern auch auf Astrozyten wirkt – spezielle Stützzellen im Gehirn. Diese Erkenntnis könnte erklären, weshalb der Konsum von Cannabis während der Hirnreifung potenzielle Risiken birgt.

Die Studie, die im Fachjournal iScience veröffentlicht wurde, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Amsterdam UMC und dem Niederländischen Institut für Neurowissenschaften. Im Zentrum der Untersuchungen steht der Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1-Rezeptor). Dieser Rezeptor fungiert als Schalter für verschiedene biologische Prozesse und wird normalerweise durch körpereigene, cannabisähnliche Substanzen aktiviert.

Astrozyten: Schlüsselrolle bei der Gehirnplastizität

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass CB1-Rezeptoren nicht nur auf Nervenzellen, sondern auch auf Astrozyten vorkommen. Diese Gliazellen spielen eine bedeutende Rolle bei der Plastizität des Gehirns – der Fähigkeit des Gehirns, sich an Veränderungen anzupassen. Besonders in jungen Jahren, während der sogenannten kritischen Perioden, ist diese Plastizität entscheidend für die Entwicklung.

Frühere Studien zeigten bereits, dass Astrozyten die Plastizität im Gehirn beeinflussen können. Ein Experiment aus den 1980er-Jahren wies nach, dass das Einbringen von Astrozyten in das Gehirn älterer Tiere die kritische Periode erneut aktivierte. Die Forscher stellten sich nun die Frage: Könnte der CB1-Rezeptor auf Astrozyten eine ähnliche Funktion haben?

CB1-Rezeptoren und Entwicklungsstörungen

Um diese Hypothese zu prüfen, entwickelten die Wissenschaftler ein spezielles Mausmodell. Sie schalteten die CB1-Rezeptoren entweder in Nervenzellen oder in Astrozyten aus und untersuchten, wie sich dies auf die Entwicklung des hemmenden Systems im Gehirn auswirkte.

Das Ergebnis war eindeutig: Fehlen die CB1-Rezeptoren auf Astrozyten, kann das Gehirn weniger flexibel auf Veränderungen reagieren. Dies zeigte sich beispielsweise, als ein Auge eines jungen Mäuschens vorübergehend abgedeckt wurde. Während das Gehirn gesunder Mäuse die Sehverarbeitung zugunsten des „guten“ Auges anpasste, blieb diese Fähigkeit bei Mäusen ohne CB1-Rezeptoren in den Astrozyten eingeschränkt.

Plastizität leidet – Cannabis stört Gehirnentwicklung

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Astrozyten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Gehirns spielen. Besonders alarmierend: Cannabis kann die Funktion der CB1-Rezeptoren stören, die für die Plastizität in jungen Jahren entscheidend sind. Das Forschungsteam um Rogier Min warnt vor möglichen Langzeitfolgen, da der Konsum von Cannabis in der Jugendphase das Lernen, die Gedächtnisleistung oder andere Hirnfunktionen beeinträchtigen könnte.

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Teenager und junge Erwachsene sind dabei besonders gefährdet, da sich ihre Gehirne, insbesondere die präfrontale Großhirnrinde, noch weiterentwickeln. Dieser Bereich ist für zentrale Funktionen wie Planung, Entscheidungsfindung und Impulskontrolle verantwortlich. Rogier Min, einer der führenden Forscher der Studie, betont: „Der CB1-Rezeptor ist an zahlreichen Prozessen im Gehirn beteiligt. Es ist tatsächlich bemerkenswert, dass der Konsum von Cannabis nicht häufiger zu gravierenden Problemen führt.“

Was du dir merken solltest:

  • Cannabis kann die Plastizität des Gehirns beeinträchtigen, indem es die Funktion der CB1-Rezeptoren auf Astrozyten stört, die für Anpassungsprozesse entscheidend sind.
  • Besonders in der Jugend, wenn das Gehirn noch in sensiblen Entwicklungsphasen steckt, kann diese Hemmung langfristige Folgen für Lernen, Gedächtnis und Entscheidungsfähigkeit haben.
  • Die Forschung zeigt, dass Astrozyten eine Schlüsselrolle bei der Hirnreifung spielen und dass Cannabis die Flexibilität des Gehirns nachhaltig einschränken könnte.

Übrigens: Cannabiskonsum kann nicht nur die Gehirnplastizität beeinträchtigen, sondern birgt auch Risiken wie psychotische Störungen und kognitive Defizite. Wie genau die Droge das Endocannabinoid-System stört und welche Folgen das besonders für Jugendliche hat, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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