Fertigprodukte verdrängen mediterrane Ernährung – Jugendliche werden immer ungesünder

Immer mehr Jugendliche greifen zu Fertigprodukten. Studien zeigen: Die mediterrane Ernährung verliert an Bedeutung, Übergewicht nimmt zu.

Fertigprodukte ersetzen Mittelmeer-Ernährung bei Jugendlichen

Immer mehr Jugendliche im Mittelmeerraum ersetzen frisches Gemüse und Fisch durch Fast Food und Softdrinks – mit spürbaren Folgen für ihre Gesundheit. © Pexels

Die mediterrane Ernährung gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff gesunder Esskultur. Frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Olivenöl und Fisch stehen für Vielfalt, Ausgewogenheit und Schutz vor Krankheiten. Doch die Realität sieht zunehmend anders aus: Immer mehr Jugendliche kehren der mediterranen Küche den Rücken und greifen stattdessen zu Fertiggerichten, Snacks und süßen Getränken. Eine internationale Studie zeigt, wie tief dieser Wandel bereits in den Alltag von Familien im Mittelmeerraum eingedrungen ist.

Ernährungsdaten aus Italien, Spanien und Co. belegen Abkehr von der Mittelmeerdiät

Im DELICIOUS-Projekt untersuchten Forscher aus mehreren Ländern die Ernährungsgewohnheiten von Kindern im Mittelmeerraum. Grundlage waren Angaben von 2011 Eltern aus Italien, Spanien, Portugal, Ägypten und dem Libanon. Abgefragt wurde, was ihre Kinder zwischen sechs und 17 Jahren essen, wie oft und in welchen Mengen.

Entscheidend war der Konsum hochverarbeiteter Produkte, die nach der NOVA-Klassifikation als industriell gefertigt, stark verarbeitet und mit zahlreichen Zusatzstoffen versehen gelten – darunter Softdrinks, Fast Food, Süßwaren oder Gebäck. Die Forscher teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen ein: „high consumption“ für hohen Konsum und „daily consumption“ für täglichen Verzehr.

Mehr Fleisch, mehr Zucker – weniger Klassiker der Mittelmeerküche

Die Ergebnisse sind eindeutig: Kinder mit hohem Konsum griffen deutlich häufiger zu Fleisch, Süßigkeiten, Nüssen und Milchprodukten. Gemüse und Vollkorn blieben hingegen gleich niedrig. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Hülsenfrüchten – sie gelten eigentlich als Herzstück der mediterranen Ernährung. Obst wurde in Spanien häufiger gegessen, in den anderen Ländern jedoch weniger. Damit verschieben sich zentrale Bausteine einer traditionell gesunden Ernährung.

Übergewicht schon im Jugendalter

Die Studie zeigt außerdem: Kinder mit täglichem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel hatten häufiger Übergewicht oder Adipositas. Der Anteil mit hohem BMI lag in dieser Gruppe klar über dem Durchschnitt. Interessant ist ein Widerspruch: Auch körperlich aktive Jugendliche berichteten von hohem Fertigkonsum. Die Forscher erklären dies mit verstärktem Hunger nach Sport, der offenbar oft mit schnellen, aber nährstoffarmen Snacks gestillt wird.

Deutlicher Qualitätsverlust

Gemessen wurde die Ernährungsqualität mit dem Youth Healthy Eating Index (Y-HEI) und dem KIDMED-Score. Beide Werte lagen bei Vielessern spürbar niedriger:

  • Bei täglichem Konsum sank die Wahrscheinlichkeit für einen hohen Y-HEI um 53 Prozent.
  • Bei hoher Gesamtaufnahme sogar um 60 Prozent.
  • Der KIDMED-Score fiel ebenfalls deutlich ab (Odds Ratio 0,63).

Besonders ausgeprägt war dieser Effekt in Italien, Portugal und Ägypten. In Spanien und im Libanon zeigten sich schwächere, teilweise widersprüchliche Ergebnisse.

Nationale Empfehlungen werden oft verfehlt

Die Studie zeigt auch, dass nationale Ernährungsrichtlinien seltener eingehalten werden. In Italien, Spanien, Ägypten und im Libanon lagen die Fettwerte über den Vorgaben, in Italien und Spanien auch der Fleischkonsum. In Portugal und Ägypten waren Zucker- und Fettwerte auffällig hoch. Nur bei Fisch in Spanien zeigte sich ein Lichtblick: Hier erfüllten die Jugendlichen die Empfehlungen häufiger.

Die Forscher warnen vor einer gefährlichen Entwicklung. Übergewicht und Adipositas nehmen zu, gleichzeitig verschwinden gesunde Klassiker wie Hülsenfrüchte vom Teller. Damit droht ein langfristiger Verlust der gesundheitlichen Vorteile, für die die mediterrane Ernährung weltbekannt ist.

Was Kinder brauchen

Kinder und Jugendliche haben einen besonders hohen Nährstoffbedarf. Wichtig sind Lebensmittel, die Wachstum, Konzentration und Immunsystem unterstützen. Zentral sind:

  • Gemüse und Obst: mindestens fünf Portionen täglich, bunt gemischt.
  • Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte: reich an Ballaststoffen, pflanzlichem Eiweiß und Eisen.
  • Fisch: ein- bis zweimal pro Woche, liefert Jod und Omega-3-Fettsäuren.
  • Wenig Zucker und Salz: Softdrinks und Süßigkeiten sollten Ausnahme bleiben.

Eine ausgewogene Ernährung schützt nicht nur vor Mangelerscheinungen, sondern wirkt auch langfristig gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere Volkskrankheiten.

Wege zu besseren Essgewohnheiten

Ernährungspsychologen erklären, dass gesunde Ernährung nicht über Verbote vermittelt werden kann. Kinder lernen am besten durch Alltagserfahrungen und durch Nachahmung. Wirksam sind deshalb kleine, alltagstaugliche Schritte:

  • Vorbildfunktion: Eltern, die selbst Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte essen, prägen das Verhalten ihrer Kinder.
  • Gemeinsames Kochen: Wer beim Einkaufen oder Zubereiten hilft, probiert eher Neues.
  • Regelmäßige Mahlzeiten: verhindern unkontrolliertes Snacken.
  • Gesunde Alternativen: Nüsse, Naturjoghurt oder geschnittenes Gemüse als Snacks.
  • Werbung bremsen: weniger Bildschirmzeit senkt den Einfluss von Junkfood-Marketing.

Schon einfache Routinen wie ein fester „Gemüsetag“ können helfen, neue Vorlieben zu entwickeln. Wichtig ist, Kinder früh an eine Vielfalt von Geschmäckern heranzuführen. So lassen sich gesunde Essgewohnheiten festigen – und der Verlust der mediterranen Ernährung im Alltag vielleicht noch aufhalten.

Kurz zusammengefasst:

  • Jugendliche im Mittelmeerraum essen zunehmend Fertigprodukte, wodurch die traditionelle mediterrane Ernährung verdrängt wird.
  • Dieser Trend führt zu mehr Übergewicht und schlechterer Ernährungsqualität, vor allem durch weniger Hülsenfrüchte, Obst und Vollkorn.
  • Gesunde Gewohnheiten entstehen durch Vorbilder, gemeinsames Kochen und klare Strukturen im Alltag – sie sichern Wachstum und Gesundheit.

Übrigens: Auch wenn Intervallfasten als Trenddiät gefeiert wird, bleiben viele der versprochenen Effekte bei Menschen bislang unbewiesen. Welche Chancen und Risiken Experten sehen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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