Kurkuma im Check: Was den Wirkstoff Curcumin für kommende Generationen gefährlich macht

Eine neue Studie weist auf Risiken von Kurkuma hin: Curcumin verlängert bei Elterntieren die Lebensspanne, verkürzt sie aber bei Nachkommen.

Die versteckten Risiken von Kurkuma für kommende Generationen

Kurkuma, auch Curcuma oder Gelbwurz genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Ingwergewächse gehört. Ihr Wurzelstock wird gemahlen als Gewürz verwendet, welches ebenfalls als Kurkuma bezeichnet wird. © Pexels

Kurkuma unterliegt seit einigen Jahren einem regelrechten Gesundheits-Hype. Der Inhaltsstoff Curcumin wird gegen Entzündungen, für ein starkes Immunsystem oder sogar in der Krebstherapie beworben. Nahrungsergänzungsmittel mit dem gelben Pulver füllen längst die Regale von Drogerien und Apotheken. Doch eine neue Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen mahnt zur Vorsicht: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die positiven Effekte von Curcumin in der Elterngeneration mit schädlichen Auswirkungen bei den Nachkommen einhergehen.

Eltern profitieren von Curcumin, doch Nachkommen leiden

Die Fachleute nutzten die Fliegenart Drosophila melanogaster als Modellorganismus, um transgenerationale Effekte sichtbar zu machen. Die Elterntiere, die mit Curcumin gefüttert wurden, lebten länger und bewegten sich aktiver. Ein typisches Männchen überstand mit 0,1 Prozent Curcumin im Futter im Schnitt rund eine Woche mehr als seine Artgenossen. Auch die Kletterleistung nahm zu. Gleichzeitig sank die Gesamtaktivität im Tagesverlauf.

Ganz anders entwickelten sich die Nachkommen. Sie erhielten kein Curcumin, sondern normales Futter. Dennoch verkürzte sich ihre Lebensspanne, vor allem bei weiblichen Tieren. Töchter von Vätern, die Curcumin bekommen hatten, lebten im Durchschnitt mehrere Tage kürzer. Auch bei Nachkommen von Müttern zeigten sich verkürzte Lebenszeiten.

Das Geschlecht entscheidet: Stoffwechsel verändert sich, Gene reagieren unterschiedlich

Die Forscher analysierten neben Verhalten und Lebensdauer auch Stoffwechsel und Genaktivität. Dabei zeigten sich auffällige Unterschiede:

  • Weibchen wiesen nach einigen Tagen Curcumin-Fütterung deutlich höhere Proteinwerte auf.
  • Bei Männchen kam es später zu einem Anstieg bestimmter Fette (Triacylglyceride).
  • In den Nachkommen waren die Werte je nach Geschlecht und elterlicher Herkunft teils erhöht, teils gesenkt.
Curcumin wird gelöst, um es im Fütterungsexperiment einzusetzen. © Jessica Reuther
Curcumin wird gelöst, um es im Fütterungsexperiment einzusetzen. © Jessica Reuther

Auch die Genexpression veränderte sich. Curcumin griff in sogenannte HAT- und HDAC-Gene ein, die für die Verpackung der DNA zuständig sind. Diese epigenetischen Veränderungen können bestimmen, welche Gene abgelesen werden und wirken somit auf zentrale Prozesse wie Wachstum, Alterung oder Stoffwechsel. Beide Konzentrationen führten zu einer deutlichen Verlängerung der Lebensspanne und verbesserten die Kletteraktivität bei männlichen und weiblichen Fliegen, doch die Veränderungen in der HAT/HDAC-Genexpression und im Stoffwechsel waren geschlechtsspezifisch.

Folgen für künftige Generationen – ein unterschätztes Risiko

Die Nachkommen zeigten nicht nur eine kürzere Lebensdauer, sondern auch veränderte Genmuster. Besonders deutlich wurde dies bei Töchtern von Vätern, die Curcumin gefressen hatten. Hier sank nicht nur die Lebensspanne, auch die Aktivität bestimmter Gene war gedämpft. Bei männlichen Nachkommen zeigte sich eine erhöhte Aktivität einzelner Gene. In der Studie heißt es dazu:

Unerwartet zeigte die erste Nachfolge-Generation der mit Curcumin behandelten Elterntiere eine deutliche Verkürzung der Lebensspanne, die zudem geschlechtsspezifisch ausfiel.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht nur auf den eigenen Körper wirken, sondern möglicherweise auch auf Kinder und Enkel.

Was heißt das für Kurkuma-Konsumenten

Noch ist nicht sicher, ob sich die Effekte vom Tiermodell auf den Menschen übertragen lassen. Doch Curcumin wird weltweit in Kapseln, Pulvern oder Drinks konsumiert. Die Forscher fordern daher weitere Untersuchungen.

Für Verbraucher heißt das: Nahrungsergänzungsmittel mit Kurkuma sind nicht automatisch unbedenklich. Die Studie legt nahe, dass mögliche Risiken nicht nur die eigene Gesundheit betreffen, sondern auch die nächste Generation. Wer Curcumin regelmäßig und hoch dosiert einnimmt, sollte deshalb die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse mit in Betracht ziehen.

Kurz zusammengefasst:

  • Curcumin aus Kurkuma verlängerte bei Fruchtfliegen-Eltern die Lebensspanne und verbesserte ihre körperliche Fitness.
  • In der Nachfolgegeneration verkürzte sich die Lebensdauer jedoch deutlich, besonders bei weiblichen Nachkommen.
  • Die Studie zeigt, dass Nahrungsergänzungsmittel epigenetische Effekte haben können, die auch Kinder betreffen.

Übrigens: Edward Thorp, 93-jähriger Professor, meidet amerikanisches Essen und folgt spezifischen Prinzipien für ein langes Leben. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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