Studie entlarvt Fitness-Mythos: Beim Abnehmen zählt die Ernährung zehnmal mehr als Sport

Eine neue Studie zeigt: Beim Abnehmen spielt die Ernährung eine viel größere Rolle als Bewegung – vor allem bei steigendem Wohlstand.

Beim Abnehmen zählt die Ernährung zehnmal mehr als Bewegung

Bewegung tut gut – doch beim Abnehmen entscheidet vor allem, wie und was gegessen wird. © Pexels

Wer abnehmen will, verlässt sich oft auf Sportschuhe und Fitness-App. Doch wie eine internationale Studie jetzt zeigt, ist Bewegung beim Abnehmen längst nicht so entscheidend wie bisher gedacht – stattdessen spielt die Ernährung eine zehnmal größere Rolle bei der Entstehung von Übergewicht, besonders in wirtschaftlich wohlhabenden Ländern.

Bislang war unklar, ob so viele Menschen übergewichtig sind, weil sie zu viele Kalorien zu sich nehmen oder zu wenig Energie verbrauchen. Zugleich stellt die Studie auch die verbreitete Annahme infrage, wer mehr Kalorien aufnimmt, als er verbraucht, nimmt zu – denn entscheidend ist nicht nur die Bilanz, sondern vor allem, woher die Kalorien stammen.

Diese Erkenntnis stammt aus einer Analyse von 4213 Erwachsenen aus 34 Regionen auf sechs Kontinenten. Darunter waren sowohl Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften als auch Bewohner moderner Industriestaaten. Die Ergebnisse der Duke-Forscher zeigen: Je entwickelter ein Land, desto mehr Körpergewicht, Körperfett und BMI – unabhängig vom Energieverbrauch durch Bewegung.

Trotz unterschiedlicher Lebensweise: Der Kalorienverbrauch durch Bewegung bleibt fast gleich

Die zugrunde liegende Annahme lautete: Wenn Bewegungsmangel der Hauptgrund für Übergewicht ist, dann müssten Menschen in modernen Gesellschaften deutlich weniger Kalorien durch körperliche Aktivität verbrennen als etwa Jäger und Sammler. Die Daten zeigten jedoch: Das ist nicht der Fall. Der Energieverbrauch durch Bewegung war über alle Gruppen hinweg erstaunlich ähnlich – die Unterschiede im Körperfett erklären sich stattdessen vor allem durch die Ernährung.

In reichen Ländern verbrauchen Menschen insgesamt sogar mehr Energie – unter anderem, weil sie durchschnittlich größer und schwerer sind. Dennoch ist ihr Körperfettanteil deutlich höher als in weniger entwickelten Regionen – vor allem bei Frauen.

Das liegt daran, dass „wir mehr Körpermasse mit uns herumtragen“, sagt Amanda McGrosky, Co-Autorin der Studie.

Verarbeitete Lebensmittel treiben den Fettanteil nach oben

Ein entscheidender Faktor ist die Ernährung – genauer gesagt: stark verarbeitete Lebensmittel. In 25 der untersuchten Populationen war ein höherer Anteil dieser sogenannten UPFs (Ultra-Processed Food / Hochverarbeitete Lebensmittel) direkt mit einem höheren Körperfettanteil verbunden. Diese Produkte enthalten oft viel Zucker, Fett und Zusatzstoffe – und wirken sich negativ auf das Sättigungsgefühl aus.

„Der globale Anstieg von Übergewicht resultiert hauptsächlich aus gestiegener Kalorienzufuhr“, betont Studienleiter Herman Pontzer. Der Rückgang körperlicher Aktivität erkläre laut der Analyse nur etwa ein Zehntel des durchschnittlichen BMI-Anstiegs.

Bewegung bleibt wichtig – aber nicht als Diätmaßnahme

Körperliche Aktivität ist gesund – das stellt niemand infrage. Sie senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, stärkt die Psyche und verlängert das Leben. Doch wenn es ums Gewicht geht, reicht Bewegung allein nicht aus. Wer regelmäßig Sport treibt, aber weiterhin zu viele Kalorien aufnimmt, wird kaum abnehmen.

„Ernährung und Bewegung sollten als ergänzend und nicht als austauschbar betrachtet werden“, betont das Forschungsteam. Das heißt: Sport ist wichtig – aber nur in Kombination mit einer angepassten Ernährung hilft er beim Abnehmen.

Je höher das Einkommen, desto mehr Kalorien

Ein weiteres Ergebnis: Mit wachsendem Wohlstand steigt der Kalorienkonsum. Industrieländer haben eine bessere Lebensmittelversorgung, mehr Auswahl – aber auch mehr Fertigprodukte. Gleichzeitig verändert sich der Alltag: Mehr Sitzen, weniger körperliche Arbeit, mehr Stressessen.

„Unterschiede im Energieverbrauch erklären nur einen Bruchteil des Anstiegs an Körperfett, der mit der wirtschaftlichen Entwicklung einhergeht. Das legt nahe, dass andere Faktoren wie Ernährungsgewohnheiten entscheidend sind“, erklärt McGrosky.

BMI ist nicht genug – besser ist die Körperfettmessung

Die Forscher raten, beim Thema Übergewicht stärker auf den Körperfettanteil zu achten und nicht nur auf den BMI. Denn gerade in entwickelten Ländern steigt auch die fettfreie Körpermasse – etwa durch Muskelaufbau. Ein höherer BMI bedeutet nicht automatisch mehr Fett.

Die Untersuchung zeigt: Der Anstieg des BMI in wohlhabenden Ländern geht vor allem auf mehr fettfreie Masse zurück. Für die Bewertung von Gesundheitsrisiken sei der Körperfettanteil daher aussagekräftiger.

Ernährung verbessern – statt Kalorien „abtrainieren“

Die Studienergebnisse verdeutlichen: Wer abnehmen will, sollte in erster Linie seine Ernährung verändern – und vor allem den Konsum verarbeiteter Lebensmittel reduzieren. Bewegung bleibt wichtig, aber nicht als einzige Maßnahme.

„Es ist eindeutig: Veränderungen in der Ernährung – nicht weniger Bewegung – sind die Hauptursache für Fettleibigkeit in den USA und anderen entwickelten Ländern“, so Pontzer. Wer gesünder leben will, sollte nicht nur joggen, sondern vor allem anders einkaufen, kochen und essen.

Kurz zusammengefasst:

  • Der wichtigste Faktor beim Abnehmen ist die Ernährung: Eine zu hohe Kalorienaufnahme trägt etwa zehnmal stärker zu Übergewicht bei als mangelnde Bewegung.
  • Bewegung verbraucht zwar Energie, hat aber nur geringen Einfluss auf den Körperfettanteil – selbst in Ländern mit hohem Aktivitätsniveau.
  • Besonders stark verarbeitete Lebensmittel fördern Übergewicht; daher sollte die Ernährung beim Kampf gegen Fettleibigkeit im Fokus stehen.

Übrigens: Selbst wenn Ernährung und Bewegung stimmen, bleibt Abnehmen bei Adipositas oft schwierig – Gene, Hormone und Fettzellen spielen eine größere Rolle als viele denken. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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