Wie die OECD die sinkenden Geburtenraten bekämpfen will
Arbeitsmarktbedingungen und Bildung beeinflussen laut OECD-Bericht die Geburtenraten. Die Organisation schlägt Maßnahmen zur Verbesserung vor.
Die Geburtenraten in den OECD-Ländern sind in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. Die Politik steht vor der Herausforderung, diesem Trend entgegenzuwirken. Ein neuer Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), „Society at a Glance 2024„, präsentiert umfassende Daten und gibt Empfehlungen, wie man die Geburtenraten steigern könnte. Vor allem gute Arbeitsbedingungen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie machen die Familienplanung attraktiver.
Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen ist der Schlüssel
Laut FAZ besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Erwerbstätigkeit von Frauen und steigenden Geburtenraten. Frühere Studien zeigten eine negative Korrelation, doch seit den 1990er-Jahren ist ein positiver Trend erkennbar. Die OECD betont, dass gute Arbeitsmarktbedingungen für Frauen, insbesondere die Sicherheit und Qualität der Beschäftigung, wesentlich dazu beitragen können, die Entscheidung für Kinder positiv zu beeinflussen. Monika Queisser, Leiterin der Abteilung für Sozialpolitik bei der OECD und Mitautorin des Berichts, erklärt:
Eine unterstützende Arbeitsumgebung, die es Frauen ermöglicht, Karriere und Familie zu vereinbaren, hat sich als förderlich für höhere Geburtenraten erwiesen.
Bedeutung der Kinderbetreuung
Die Verfügbarkeit und Qualität der Kinderbetreuung ist ein weiterer entscheidender Faktor. Länder, die in ihre Betreuungsinfrastruktur investieren, wie die nordischen Länder und Frankreich, zeigen, dass solche Maßnahmen es Eltern leichter machen, Arbeit und Familienleben zu kombinieren. Jedoch warnt der Bericht davor, dass finanzielle Transfers allein, wie Kindergeld, keinen signifikanten Einfluss auf die Geburtenrate haben. Sie sollten daher nicht die Hauptstrategie der Familienpolitik sein.
Steigende Wohnkosten als Hindernis
Ein weiterer besorgniserregender Trend ist der Anstieg der Wohnkosten. Hohe Mieten und die Kosten für Wohneigentum können junge Menschen davon abhalten, Familien zu gründen. Selbst in Ländern mit ansonsten fortschrittlicher Familienpolitik sind diese Kosten ein großes Hindernis. Die OECD empfiehlt, dass Maßnahmen zur Reduzierung der Wohnkosten Teil einer umfassenden Strategie zur Steigerung der Geburtenraten sein sollten.
Veränderte Rolle der Väter
Die Rolle der Männer in der Familienplanung hat sich gewandelt. Während früher hauptsächlich Frauen die Last der Kinderbetreuung trugen, ist heute eine aktive Beteiligung der Väter zunehmend die Norm. Ein Paradebeispiel dafür ist Norwegen, wo Väter im OECD-Durchschnitt am meisten an Hausarbeit und Kinderbetreuung mit beteiligt sind. Laut OECD können demnach politische Maßnahmen, die sich auf die Rolle der Vaterschaft konzentrieren, die Entscheidung für weitere Kinder positiv beeinflussen.
Bildung und Familienplanung
Ein höheres Bildungsniveau der Frauen korrelierte bis in die 1990er Jahre zunächst mit niedrigeren Geburtenraten. Dies hat sich jedoch geändert, da die politische Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie Bildung und Mutterschaft nicht mehr als gegensätzliche Ziele erscheinen lässt. Heute ist es wahrscheinlicher, dass höher gebildete Frauen in den OECD-Ländern Kinder haben. Bei Männern steigt die Wahrscheinlichkeit der Vaterschaft ebenfalls mit dem Bildungsniveau, was oft mit stabileren Partnerschaften zusammenhängt.
Was du dir merken solltest:
- Gute Arbeitsmarktbedingungen für Frauen und eine hohe Verfügbarkeit qualitativer Kinderbetreuung sind entscheidend, um die Geburtenraten zu erhöhen, da sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern.
- Die Rolle der Väter in der Familienplanung gewinnt an Bedeutung. Eine aktive Beteiligung an der Kinderbetreuung und Hausarbeit kann die Entscheidung für Kinder beeinflussen, insbesondere in Ländern mit hohen Väterbeteiligungen wie Norwegen.
- Bildungsniveau und Familienplanung sind eng miteinander verknüpft. Höhere Bildung bei Frauen und Männern führt heute eher zu Nachwuchs, da stabile Partnerschaften und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert werden.
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