Gefährlicher Schönheitsdruck – Wenn das Körperbild von Jugendlichen ihre Psyche zerstört
Viele Jugendliche fühlen sich zu dick – oft völlig unbegründet. Eine neue Studie zeigt, wie fatal diese Wahrnehmung sein kann.
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Viele Jugendliche stehen unter einem enormen Schönheitsdruck, der ihre Selbstwahrnehmung gefährlich verzerrt. © Pexels
Viele Jugendliche machen sich Gedanken über ihr Aussehen. Doch wenn sie sich fälschlicherweise für zu dick halten, kann das ernste Folgen haben. Laut einer neuen Studie der University of Texas at Arlington haben Jugendliche, die ein falsches Körperbild von sich haben, ein dreifach höheres Risiko für Selbstverletzung – selbst wenn sie eigentlich ein normales Gewicht haben.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass das eigene Körperbild einen viel stärkeren Einfluss auf suizidale Gedanken hat als das tatsächliche Gewicht.
Philip Baiden, Sozialwissenschaftler und Hauptautor der Studie
Die falsche Wahrnehmung kann dazu führen, dass sich Jugendliche ausgegrenzt fühlen, ihr Selbstwertgefühl sinkt oder sie psychische Probleme entwickeln.
Ist der BMI überhaupt ein verlässlicher Maßstab?
Die Forscher stellen in ihrer Untersuchung auch den Body-Mass-Index (BMI) infrage – eine weit verbreitete Methode, um das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht zu bewerten. „Diese Erkenntnis fügt sich in die aktuelle Debatte um die Aussagekraft des BMI ein“, so Baiden. Der BMI sei zwar eine einfache Berechnung, aber er berücksichtige nicht Faktoren wie Muskelmasse oder Körperfettverteilung.
Für die Studie wurden Daten von über 39.000 Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren ausgewertet. Die Informationen stammen aus einer regelmäßigen Befragung der US-Gesundheitsbehörde CDC (Youth Behavior Risk Survey). Neben Körperbild und Gewicht spielten auch andere Einflussfaktoren wie soziale Herkunft, schulischer Stress und familiäre Probleme eine Rolle.
Wie beeinflusst das Körperbild die Psyche?
Die Forscher wollten herausfinden, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der eigenen Wahrnehmung des Gewichts und psychischen Problemen gibt. Dabei wurden auch Faktoren wie Mobbing, Cybermobbing, Drogenkonsum und depressive Verstimmungen berücksichtigt.
„Selbst wenn wir alle bekannten Risikofaktoren für suizidale Gedanken herausrechnen, bleibt die Verbindung zwischen der Gewichtswahrnehmung und Selbstverletzung bestehen“, erklärte Catherine LaBrenz, Professorin und Mitautorin der Studie an der University of Texas at Arlington. Vor allem Mädchen sind betroffen – sie neigen häufiger dazu, sich als zu dick zu empfinden, auch wenn sie ein normales oder sogar unterdurchschnittliches Gewicht haben.
Familie und Schule spielen eine entscheidende Rolle
Damit Jugendliche ein gesundes Selbstbild entwickeln, brauchen sie Unterstützung. Schulen, Eltern und die Gesellschaft insgesamt müssten Jugendlichen vermitteln, dass Schönheit nicht nur mit Gewicht zu tun hat. Psychologische Hilfe, Aufklärungsprogramme und ein bewusster Umgang mit sozialen Medien könnten helfen, falsche Schönheitsideale zu hinterfragen.
Präventionsmaßnahmen und frühzeitige Interventionen können nicht nur das Risiko für psychische Erkrankungen senken, sondern auch langfristig das Gesundheitssystem entlasten.
Philip Baiden
Die Wissenschaftler sehen in den Ergebnissen einen wichtigen Hinweis darauf, wie stark das soziale Umfeld das Körperbild junger Menschen beeinflusst. Sie fordern mehr Sensibilität im Umgang mit Körpernormen – sowohl in den Medien als auch im Alltag.
Kurz zusammengefasst:
- Jugendliche, die sich selbst als übergewichtig wahrnehmen, haben laut einer Studie der University of Texas at Arlington ein dreifach höheres Risiko für Selbstverletzung – unabhängig von ihrem tatsächlichen Gewicht.
- Die Forscher stellten fest, dass die subjektive Wahrnehmung des Körpers einen stärkeren Einfluss auf psychische Probleme hat als objektive Faktoren wie der Body-Mass-Index (BMI).
- Um negative Folgen zu verhindern, sollten Eltern, Schulen und die Gesellschaft Jugendliche gezielt unterstützen und unrealistische Schönheitsideale hinterfragen.
Bild: © Pexels