Neue PISA-Daten alarmieren: Jugendliche erkennen Fake News nicht – Schulen versagen bei Digitalisierung

Deutschlands Schulen hinken hinterher. Schüler erkennen Fake News kaum, Lehrer kämpfen mit digitalen Herausforderungen.

Deutsche Schüler fühlen sich unsicher im Netz. Laut PISA-Studie prüfen viele keine Quellen und erkennen Fake News nicht. © Unsplash

Deutsche Schüler fühlen sich unsicher im Netz. Laut PISA-Studie prüfen viele keine Quellen und erkennen Fake News nicht. © Unsplash

In einer Sonderauswertung der jüngsten PISA-Studie wird deutlich, dass deutsche Jugendliche Schwierigkeiten haben, die Qualität von Online-Informationen richtig einzuschätzen und damit Fake News zu erkennen. Zwar gaben 69 Prozent der befragten 15-Jährigen an, problemlos Informationen im Internet finden zu können, doch nur 47 Prozent trauen sich zu, diese auch kritisch zu bewerten. Damit liegt Deutschland unter dem OECD-Durchschnitt, bei dem 51 Prozent der Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeit zur Einschätzung von Informationen höher bewerten.

Besonders auffällig ist, dass nur etwa 60 Prozent der deutschen Jugendlichen verschiedene Quellen vergleichen, um Informationen zu überprüfen. Im internationalen Vergleich liegt dieser Wert bei 72 Prozent. Noch alarmierender ist, dass etwa ein Drittel der Befragten Online-Informationen ungeprüft in sozialen Medien teilt. Prof. Samuel Greiff vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) an der Technischen Universität München (TUM) äußerte sich besorgt:

Vielen Schülerinnen und Schülern gelingt es leider nicht ausreichend, Fake News als solche zu identifizieren. Sie haben einen erheblichen Nachholbedarf beim kritischen und reflektierten Umgang mit Informationen im Internet.

Digitale Kompetenz hängt von sozialen Faktoren ab

Die Studie zeigt zudem, dass der sozioökonomische Status einen großen Einfluss auf die Selbsteinschätzung der digitalen Fähigkeiten hat. Jugendliche aus besser gestellten Familien bewerten ihre Kompetenzen oft höher. Auch das Interesse an digitalen Medien und die eigene Selbstwirksamkeit spielen eine entscheidende Rolle. Mädchen zeigten dabei eine höhere Bereitschaft, die Richtigkeit von Informationen zu prüfen und mehrere Quellen heranzuziehen.

Ein weiterer Aspekt der Untersuchung war die Wahrnehmung der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte. Nur knapp die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in Deutschland ist der Meinung, dass Lehrkräfte die notwendigen Fähigkeiten besitzen, um digitale Medien effektiv im Unterricht einzusetzen. Im OECD-Durchschnitt liegt dieser Wert deutlich höher bei 70 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Offenheit gegenüber digitalen Medien: Während in Deutschland nur 60 Prozent der Lehrkräfte als offen wahrgenommen werden, sind es international 77 Prozent.

„Sowohl die digitale Kompetenz der Lehrkräfte als auch deren Offenheit gegenüber digitalen Medien kann die Entwicklung der digitalen Informationskompetenz von Schülerinnen und Schülern positiv beeinflussen“, erklärte Greiff. Er forderte, Lehrkräfte stärker dabei zu unterstützen, den Umgang mit Online-Informationen in den Unterricht zu integrieren: „Lehrerinnen und Lehrer sollten dabei unterstützt werden, den Umgang mit online gefundenen Informationen als regelmäßigen Bestandteil des Unterrichts in verschiedenen Fächern zu integrieren.“

Defizite bei der technischen Ausstattung deutscher Schulen

Die technische Ausstattung der Schulen stellt ein weiteres Problem dar. Laut der Sonderauswertung sagen nur 60 Prozent der deutschen Jugendlichen, dass digitale Medien an ihrer Schule zuverlässig funktionieren. Im OECD-Durchschnitt berichten 71 Prozent der Jugendlichen von einem zuverlässigen Einsatz digitaler Geräte. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei der Zugänglichkeit: Nur 46 Prozent der Schülerinnen und Schüler empfinden digitale Medien im Klassenzimmer als leicht zugänglich, während der internationale Durchschnitt bei 67 Prozent liegt.

Bereits die Hauptstudie „PISA 2022“ hatte gezeigt, dass deutsche Lehrkräfte digitale Tools seltener im Unterricht einsetzen als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern. Ein Grund dafür liegt laut Schulleitungen in der fehlenden Zeit zur Unterrichtsvorbereitung sowie im Mangel an qualifiziertem Personal für technischen Support.

Ein Blick auf die Studienergebnisse

Die PISA-Studien, koordiniert von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), untersuchen alle drei Jahre die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 Jahren. An der jüngsten Untersuchung, die 2022 durchgeführt wurde, nahmen in Deutschland rund 6.100 Jugendliche aus etwa 260 Schulen teil. Neben den Kompetenzen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften wurden diesmal auch digitale Fähigkeiten sowie das kreative Denken analysiert.

Der deutsche Teil der PISA-Studie wird vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) durchgeführt. Laut Greiff zeigt die Studie deutlich, dass Deutschland beim Umgang mit digitalen Medien Nachholbedarf hat: „Die PISA-Studie unterstreicht, dass dieser Mangel dringend angegangen werden muss, um Jugendliche auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.“

Kurz zusammengefasst:

  • Jugendliche in Deutschland finden zwar leicht Informationen im Internet, haben jedoch Schwierigkeiten, deren Qualität zu beurteilen. Nur 47 Prozent trauen sich dies zu – weniger als im OECD-Durchschnitt.
  • Der sozioökonomische Status beeinflusst die digitale Kompetenz stark. Jugendliche aus wohlhabenderen Familien bewerten ihre Fähigkeiten höher, während Mädchen häufiger Quellen prüfen.
  • Defizite bestehen bei Lehrkräften und technischer Ausstattung. Weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler sieht ihre Lehrkräfte als digital kompetent, und viele Schulen haben unzuverlässige Technik.

Bild: © Unsplash

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