Great Barrier Reef in Gefahr: Höchste Wassertemperaturen seit 400 Jahren

Das Great Barrier Reef erlebt die höchsten Wassertemperaturen seit 400 Jahren. Eine neue Studie zeigt den dramatischen Einfluss des Klimawandels auf das Riff.

Great Barrier Reef Wassertemperaturen

Die hohen Wassertemperaturen führen zunehmend zur Korallenbleiche im Great Barrier Reef vor der Küste Australiens. © Wikimedia

Die Wassertemperaturen um das Great Barrier Reef haben laut Nature ein historisches Hoch erreicht. Ein Forscherteam um Ben Henley von der University of Melbourne fand heraus, dass die aktuellen Temperaturen die höchsten seit vier Jahrhunderten sind. Diese bedenkliche Erwärmung ist laut den Wissenschaftlern ein direktes Resultat des menschengemachten Klimawandels.

Alarmierende Wärme

Die Ergebnisse zeigen, dass der Temperaturanstieg seit dem Beginn der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts kontinuierlich erfolgte, mit einer markanten Zunahme in den letzten zwei Jahrzehnten. Seit 2016 zählte man fünf der wärmsten Jahre im 407-jährigen Temperaturaufzeichnungszeitraum des Riffs, die jeweils mit massiven Korallenbleichen einhergingen.

Was ist die Korallenbleiche?

Wenn die Meerwassertemperaturen über längere Zeit über dem Normalwert liegen, geraten Korallen laut der Max-Planck-Gesellschaft unter Hitzestress. Die hohen Temperaturen stören die Symbiose zwischen den Korallen und den in ihrem Gewebe lebenden Zooxanthellen (Mikroalgen). Diese Algen produzieren dann schädliche Moleküle, die sowohl ihnen selbst als auch den Korallen schaden. Um den Schaden zu begrenzen, stoßen die Korallen ihre Symbionten ab. Dies bringt kurzfristige Linderung, führt aber langfristig zu Energieproblemen, da die Mikroalgen durch Photosynthese bis zu 90 Prozent des Energiebedarfs der Korallen decken.

Eine „ausgeblichene“ Koralle. © Wendy Cover/NOAA / National Marine Sanctuaries via Wikimedia unter Public Domain

Warum verlieren Korallen ihre Farbe?

Die Korallen verlieren ihre Farbe, da die Algen, die ihnen ihre Färbung verleihen, fehlen. Ohne die Algen wird das Gewebe der Korallen durchsichtig, sodass das weiße Skelett sichtbar wird und die Korallen ausgeblichen erscheinen. „Wenn die Umgebungstemperaturen schnell wieder sinken, können die Korallen ihre Symbionten zurückgewinnen und die Bleiche überleben, obwohl dies sie stark belastet. Halten die hohen Temperaturen jedoch an oder treten weitere Stressfaktoren auf, können sich die Korallen nicht erholen und sterben ab“, erläutert Mathilde Godefroid, die am Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen Korallenriffe erforscht.

Wird sich das Great Barrier Reef erholen?

Laut dem jüngsten Bericht des Australian Institute of Marine Science (AIMS) zeigen viele Teile des Riffs Zeichen der Erholung seit der schweren Korallenbleiche im Jahr 2016. Die Forscher mahnen jedoch zur Vorsicht: Die Auswirkungen der jüngsten massiven Bleiche sind noch nicht vollständig erfasst, und das wahre Ausmaß der Korallensterblichkeit wird erst in den kommenden Monaten sichtbar werden. Neal Cantin, ein führender Korallenbiologe am AIMS, weist darauf hin, dass bis zu 50 Prozent der vom Flugzeug aus beobachteten Riffe weiterhin gefährdet sind.

Forscher entnehmen einen Bohrkern aus einem Korallenskelett im Great Barrier Reef. © Tom DeCarlo via YouTube

Unsichere Zukunft

Die in „Nature“ veröffentlichte Studie konzentriert sich auf die Spitzenmonate von Januar bis März, in denen die Meerestemperaturen am Riff ihren Höhepunkt erreichen. In diesem Jahr lag die Temperatur des Korallenmeeres durchschnittlich 1,73 Grad Celsius über dem historischen Mittel der Jahre 1618 bis 1899. Die Forscher modellierten das Klima der Erde mit und ohne den Einfluss historischer Treibhausgasemissionen und kamen zu dem Schluss, dass der festgestellte Erwärmungstrend ohne menschliches Zutun undenkbar wäre.

Diese Ergebnisse könnten die UNESCO dazu bewegen, ihre jüngste Entscheidung zu überdenken, das Great Barrier Reef nicht auf die Liste der bedrohten Weltkulturerbestätten zu setzen.

Robert Streit, ein Riffökologe an der Universität Melbourne, äußert Bedenken, ob die umfangreichen Investitionen der australischen Regierung ausreichen werden, um mit den verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung Schritt zu halten. Henley gibt zu bedenken, dass das Riff in seiner jetzigen Form nicht überleben wird, wenn die Temperaturen weiter steigen. Er fragt sich, was in den nächsten Jahrzehnten von diesem einzigartigen Ökosystem übrig bleiben wird.

Was du dir merken solltest:

  • Die Wassertemperaturen am Great Barrier Reef haben einen 400-jährigen Höchststand erreicht. Schuld ist der menschengemachte Klimawandel.
  • Der Temperaturanstieg hat zur verstärkten Korallenbleiche geführt, was das gesamte Ökosystem des Riffs gefährdet.
  • Ohne drastische globale Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels wird das Great Barrier Reef in den kommenden Jahrzehnten stark verändert oder zerstört sein.

Bild: © Ayanadak123 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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