Klimaneutral bis 2040: Deutsche Bahn setzt auf Wasserstoff und Biosprit

Die Deutsche Bahn eröffnet in Tübingen ihre erste Wasserstoff-Tankstelle für Lokomotiven und setzt auf alternative Antriebe, um bis 2040 klimaneutral zu werden.

Deutsche Bahn Wasserstoff

Die Deutsche Bahn und Siemens testen erstmals einen Wasserstoffzug und eine mobile Wasserstofftankstelle im Zuge des Projekts „H2goesRail“. © Deutsche Bahn AG / Michael Neuhaus

In Tübingen hat die Deutsche Bahn ihre erste Wasserstoff-Tankstelle für Lokomotiven eröffnet. Damit soll das Bahnfahren noch klimafreundlicher werden. Der Standort Tübingen wurde gewählt, weil dort die Oberleitung endet. Im Rahmen des Projekts „H2goesRail“ wird eine Siemens-Lok mit Wasserstoff-Brennstoffzellen getestet. Die Lok soll auf Strecken ohne Oberleitung zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim fahren.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte gegenüber der Tagesschau, der Wasserstoff werde direkt vor Ort erzeugt, verdichtet und gespeichert. Die Betankung eines Wasserstoffzugs dauere nicht länger als bei einem Dieseltriebzug. Noch 2024 soll eine weitere Wasserstoff-Tankstelle in Augsburg folgen. Auch in Mühldorf am Inn sei eine Tankstelle für 2026 geplant.

Grüner Strom für Wasserstoffproduktion

Für die Herstellung des Wasserstoffs braucht man Strom. In Tübingen stammt dieser aus der Oberleitung. Durch Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Momentan stamme 68 Prozent des Oberleitungsstroms aus erneuerbaren Quellen, berichtet die Tagesschau. Bis 2040 möchte die Bahn klimaneutral werden. Der Fernverkehr nutzt bereits 100 Prozent Ökostrom. Der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz erklärte in einer Pressemitteilung:

Der Abschied vom Diesel ist bei der DB beschlossene Sache. Wir setzen alles daran, die Bahn noch grüner zu machen. Insgesamt investieren wir bis 2027 rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau neuer Antriebe und Kraftstoffe und kommen so der klimaneutralen Bahn Schritt für Schritt näher.

Auch andere Bahnbetreiber in Deutschland setzen auf Wasserstoff. Beispielsweise nutzt eine DB-Regio-Tochter im Taunus Wasserstoff-Loks. In Niedersachsen kommen sie bei den Elbe-Weser-Verkehrsbetrieben zum Einsatz.

Alternative Antriebe als Zukunft der Bahn

Greenpeace begrüßt die Bemühungen der Deutschen Bahn. Lena Donat von Greenpeace betonte, die Bahn sei bereits das klimafreundlichste Verkehrsmittel. Bahnfahren sei aktiver Klimaschutz und jeder Kilometer, der auf der Schiene statt auf der Straße oder in der Luft zurückgelegt werde, sei ein Gewinn für das Klima. Dennoch sei in den letzten Jahrzehnten zu wenig in die Transformation investiert worden. Greenpeace fordert, 79 Prozent der Strecken zu elektrifizieren. Jährlich seien 600 zusätzliche Kilometer Oberleitung nötig.

Vergleich der Verkehrsmittel in Bezug auf Klimafreundlichkeit
Vergleich der Verkehrsmittel in Bezug auf Klimafreundlichkeit. © DB

Übrigens: Ein neuer Greenpeace-Report zeigt, dass die Bahn noch klimafreundlicher werden könnte, wenn sie innerhalb Europas mehr Direktzüge anbieten würde. Dann würden viele Reisende die Schiene dem Flugzeug vorziehen. Mehr dazu kannst du in unserem Artikel nachlesen.

Die Deutsche Bahn plant ebenfalls, das Oberleitungsnetz auszubauen. Bis 2030 sollen rund 760 Kilometer hinzukommen. Auf wenig befahrenen Nebenstrecken sei eine Elektrifizierung jedoch wirtschaftlich kaum sinnvoll. Oberleitungsinseln könnten eine Lösung bieten. Diese kurzen Oberleitungsabschnitte sollen Akku-Züge zum Aufladen nutzen können.

Greenpeace sieht Akku-Züge als bessere Alternative zu Wasserstoff-Loks. Wasserstoffzüge seien über 30 Jahre 80 Prozent teurer und weniger effizient. Außerdem werde Wasserstoff in der Industrie und für große Schiffe dringender gebraucht. Die Tagesschau zitiert eine Sprecherin der Bahn, die betonte, dass der Konzern einen technologieoffenen Ansatz verfolge.

Diesel-Loks und Biosprit als Übergangslösung

Bis Diesel-Loks vollständig ersetzt sind, will die Bahn sie mit Biosprit (HVO – Hydrotreated Vegetable Oil) aus Abfallstoffen betreiben. Der Vorteil ist, dass Dieselfahrzeuge mit HVO weiterfahren können, ohne dass eine technische Umrüstung erforderlich ist. Auch ältere Lokomotiven nutzen diesen alternativen Kraftstoff uneingeschränkt. Dies ist nachhaltig und ressourcenschonend, da funktionsfähige Züge nicht vorzeitig ausgemustert werden müssen. Der Biokraftstoff wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen wie tierischen Fetten aus der Nahrungsmittelverarbeitung, Altspeiseöl oder Gülle hergestellt. Dadurch werden keine zusätzlichen Anbauflächen benötigt, die mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion konkurrieren könnten. Der von der DB bezogene Biokraftstoff ist laut eigener Aussage zudem palmölfrei.

Darstellung des Herstellungsprozesses des Biokraftstoffs HVO
Darstellung des Herstellungsprozesses des Biokraftstoffs HVO. © DB

Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien wird das Bahnstromnetz verändern. Künftig sollen viele kleine Einspeisepunkte Ökostrom liefern. In Tübingen wird auch lokale Ökostrom-Technologie getestet. Dadurch werde Strom dort eingespeist, wo er verbraucht wird. Ein Batteriespeicher aus 108 wiederaufbereiteten E-Auto-Batterien könne bei Bedarf Strom einspeisen und auf Netzschwankungen reagieren. Diese Technologie wird unabhängig von Wasserstoff- oder Akku-Zügen benötigt.

Was du dir merken solltest:

  • Die Deutsche Bahn hat in Tübingen ihre erste Wasserstoff-Tankstelle für Lokomotiven eröffnet und plant weitere Standorte, um den Diesel zu ersetzen.
  • Bis 2040 will die Bahn klimaneutral werden, wobei innovative Antriebe wie Wasserstoff- und Akku-Züge eine zentrale Rolle spielen.
  • Greenpeace unterstützt die Bahn, betont jedoch, dass der Ausbau der Oberleitung und die Nutzung von Akku-Zügen effektiver und kostengünstiger sind.

Bild: © Deutsche Bahn AG / Michael Neuhaus

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