Nicht profitabel genug? Warum Ölkonzerne auf grüne Energie verzichten

Exxon Mobil und andere Ölkonzerne setzen auf fossile statt auf erneuerbare Energien – ein Rückschlag für die Klimaziele.

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Große Ölkonzerne wie Exxon Mobil wenden sich verstärkt von Projekten für erneuerbare Energien ab. © Wikimedia

Führende Ölkonzerne wie Exxon Mobil ziehen sich zunehmend aus Projekten für erneuerbare Energien zurück. Statt in Wind- und Solarenergie zu investieren, setzen sie auf traditionelle Geschäftsbereiche wie Wasserstoff und Lithium. Der Strategiewechsel spiegelt wirtschaftliche Realitäten wider: Während fossile Brennstoffe hohe Renditen bieten, bleibt die Rentabilität von erneuerbaren Energien gering.

Laut der New York Times steht Exxon Mobil beispielhaft für diese Entwicklung. Der Aktienkurs des Unternehmens stieg seit 2019 um über 70 Prozent, während das Mineralöl- und Energie-Unternehmen BP und Shell, die auf erneuerbare Energien setzten, weniger erfolgreich waren. BP verzeichnete sogar einen Rückgang des Aktienwerts um 19 Prozent, was den Druck auf Unternehmen erhöht, sich auf profitablere Geschäftsbereiche zu konzentrieren.

Warum erneuerbare Energien weniger rentabel sind

Die niedrige Kapitalrendite erneuerbarer Energien ist ein Hauptgrund für den Strategiewechsel. Laut einer Analyse von S&P Global Commodity Insights lag die durchschnittliche Rendite großer Ölkonzerne 2022 bei 11 Prozent, schreibt die New York Times. Unternehmen für erneuerbare Energien erzielten im gleichen Zeitraum lediglich 2 Prozent. Investoren reagieren darauf, indem sie bevorzugt in Projekte mit höherer Gewinnmarge investieren.

Darren Woods, CEO von Exxon Mobil, betonte gegenüber der New York Times, dass der Konzern bewusst in Felder investiert, die seiner Expertise entsprechen.

Wir hatten viel Druck, in Wind- und Solarprojekte einzusteigen, aber das war nicht unsere Stärke.

Darren Woods

Exxon Mobil konzentriert sich stattdessen auf Wasserstoff und Lithium; Bereiche, die stärker mit dem bisherigen Geschäft verknüpft sind.

Investoren priorisieren kurzfristige Gewinne

Die Marktentwicklung verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen langfristigem Klimaschutz und kurzfristigen Gewinnen. Während Wissenschaftler vor den langfristigen Risiken der Klimakrise warnen, orientieren sich Investoren an schnellen Renditen. Christopher Knittel, Energieökonom am MIT, betonte, dass saubere Energien nur dann Erfolg haben werden, wenn sie wirtschaftlich attraktiver gestaltet werden.

Zusätzlich wird das Thema erneuerbare Energien zunehmend politisiert. In den USA richten sich Investoren heute weniger auf langfristige Umweltziele aus, sondern bevorzugen Projekte, die schnelle Gewinne versprechen. Die New York Times zitiert Toby Rice, CEO des Gasproduzenten EQT, der sagte, viele Unternehmen hätten überhastet auf erneuerbare Energien gesetzt und finanzielle Verluste erlitten. Diese Fehler hätten eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen beschleunigt.

Fossile Energien bleiben lukrativ

Obwohl weltweit doppelt so viel in erneuerbare Energien investiert wird wie in fossile Brennstoffe, bleibt die Ölindustrie hochprofitabel. BP und Shell haben ihre ursprünglichen Emissionsziele zurückgenommen. Shell-CEO Wael Sawan erklärte, erneuerbare Energien bieten keinen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen. Stattdessen konzentriert sich der Konzern auf gewinnbringende Projekte im Bereich fossiler Energien.

Die Abkehr von erneuerbaren Energien könnte jedoch langfristig auf die Unternehmen zurückfallen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte 2024 ein Testjahr werden. Die Preise für Rohöl sind bereits unter 70 Dollar pro Barrel gefallen, und eine Überproduktion könnte die Profite der Konzerne weiter schmälern. Amy Myers Jaffe von der New York University meint dazu: „Mal sehen, wie sich diese Unternehmen schlagen, wenn die Ölpreise weiter fallen.“

Was du dir merken solltest:

  • Exxon Mobil hat seinen Aktienwert seit 2019 um über 70 Prozent gesteigert, indem es auf traditionelle Energiebereiche wie Wasserstoff statt auf Wind- und Solarenergie gesetzt hat, während BP und Shell Verluste bei erneuerbaren Energien verzeichneten.
  • Erneuerbare Energien sind weniger profitabel als fossile Brennstoffe: Ölkonzerne erzielten 2022 eine Kapitalrendite von 11 Prozent, erneuerbare Energien nur 2 Prozent, weshalb Investoren Projekte mit höheren Gewinnmargen bevorzugen.
  • Kurzfristige Renditen und politische Faktoren lassen Unternehmen wie BP und Shell ihre Klimaziele zurückschrauben, während der langfristige Erfolg angesichts sinkender Ölpreise und Überproduktion ungewiss bleibt.

Übrigens: Dunkelflauten führen zu einem Einbruch der Windenergie und stellen in Phasen hoher Nachfrage eine Gefahr für die Stabilität erneuerbarer Energien dar. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Harrison Keely via Wikimedia unter CC BY 4.0

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