Winzige Partikel, große Gefahr: Welche Auswirkungen hat Mikroplastik im menschlichen Körper?
Mikroplastik ist allgegenwärtig – es findet sich in der Luft, im Wasser und auch im menschlichen Körper.
Es ist überall zu finden: Mikroplastik. Die winzigen Partikel, die durch den Zerfall von Kunststoff entstehen, haben mittlerweile jeden Winkel der Erde erreicht. Auch für den menschlichen Körper stellt Mikroplastik eine Gefahr dar.
Plastik, einst erfunden, um den Alltag sicherer und einfacher zu gestalten, zerfällt mit der Zeit in kleine Partikel. Diese sind oft nicht größer als fünf Millimeter, doch sie dringen tief in die Umwelt ein. Laut Christian Laforsch, Professor an der Universität Bayreuth, habe man Mikroplastik erstmals 1972 im Ozean entdeckt. Damals interessierte das jedoch kaum jemanden. Erst seit 2004 wird das Thema intensiver untersucht. Heute finde man es in Seen, Flüssen, Böden, Tieren, Lebensmitteln und Trinkwasser.
Gefahr durch Aufnahmewege
Mikroplastik kann laut Tagesspiegel auf drei Wegen in den menschlichen Körper gelangen:
- durch die Nahrung
- durch die Atemluft
- durch die Haut
Wissenschaftler fanden die Partikel bereits im Magen-Darm-Trakt, in der Lunge, im Blut, in der Leber und sogar im Herzmuskel. Diese winzigen Partikel könnten mechanische Prozesse im Körper stören, toxische Stoffe freisetzen oder Gifte und Krankheitserreger transportieren.
Forschung und Risiken
Ein Team um den Forscher Christian Laforsch untersucht die Auswirkungen von Mikroplastik auf Organismen und Ökosysteme. „Die Erkenntnisse werden nicht nur dazu beitragen, die Risiken von Mikroplastik zu entschlüsseln, sondern auch neue umweltfreundliche Kunststoffe und Lösungsansätze zu entwickeln“, sagt Laforsch.
Laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung sei Mikroplastik in Lebensmitteln die größte Sorge der Bürger. 64 Prozent der Befragten halten es für eine Bedrohung. In Tierversuchen stellte sich heraus, dass gesunde Mäuse große Mengen Mikroplastik scheinbar unbeschadet aufnehmen können. Samuel Huber vom Universitätsklinikum Hamburg erklärte, dass gesunde Mäuse keinen Schaden erlitten hätten. „Wenn sonst nichts dazukommt, kann man wahrscheinlich Mikroplastik essen und bekommt keine chronische Darmentzündung“, sagte Huber im Podcast Gastro Geplauder.
Untersuchungsergebnisse und Gesundheitsrisiken
Eine Studie von Raffaele Marfella von der Universität Neapel, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, untersuchte Mikroplastikablagerungen in verengten Halsschlagadern von 257 Patienten. In 58 Prozent der Patienten wurde Mikroplastik gefunden. In der Plastikgruppe war das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall um das 2,7-fache erhöht.
Mikroplastik: Wie gefährlich ist es wirklich?
Obwohl die Studien auf potenzielle Gefahren hinweisen, bleiben viele Fragen offen. Beobachtungsstudien können keine ursächlichen Zusammenhänge belegen. Es sei möglich, dass ein ungesünderer Lebensstil sowohl zu einer höheren Aufnahme von Mikroplastik als auch zu einer schlechteren Gesundheit führt. Auch die Gefahr der Verunreinigung der Mikroplastik-Proben im Labor besteht, da in Laboren viel mit Plastik gearbeitet wird.
Die Politik reagiert auf die möglichen Gefahren. Seit 2013 warnt das Umweltbundesamt vor Mikroplastik. Es wurden Maßnahmen wie das Verbot von Einwegverpackungen und Plastikstrohhalmen ergriffen. Im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie wurde ein weitreichendes Verbot von Mikroplastik eingeführt. Dieses Verbot ist ab 2023 in Kraft getreten und betrifft verschiedene Produkte, darunter Kosmetika, Farben, Medikamente und Einstreu für Kunstrasen. Allerdings wurde den Herstellern in bestimmten Fällen eine Übergangsfrist eingeräumt, die es ihnen ermöglicht, ihre Produktion schrittweise bis 2035 umzustellen.
Was du dir merken solltest:
- Mikroplastik, das aus dem Zerfall von Kunststoffen entsteht, findet sich weltweit in der Umwelt und im menschlichen Körper und kann über Nahrung, Atemluft und Haut aufgenommen werden, wobei es potenziell eine Gefahr für die Gesundheit ist.
- Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Mikroplastik in verschiedenen Organen nachgewiesen werden kann und möglicherweise mechanische und toxische Schäden verursacht.
- Trotz politischer Maßnahmen zur Reduktion von Mikroplastik, bleiben viele gesundheitliche Risiken unklar, da die bisherigen Studien keine eindeutigen kausalen Zusammenhänge bestätigen können.
Bild: © European Union, 2024 via Wikimedia unter CC BY 4.0
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