Schlafstörungen treiben Blutdruck in die Höhe – eine Kombination ist besonders riskant

Eine Studie der Universität Göteborg belegt, dass die Kombination aus Schlafapnoe und Insomnie das Risiko für Bluthochdruck deutlich steigert.

Gefährliche Kombination: Schlafstörungen erhöhen Bluthochdruck

Einer neuen Studie zufolge führt nächtlicher Sauerstoffmangel bei Schlafstörungen dazu, dass der Blutdruck dauerhaft ansteigt und das Herz stärker belastet wird. © Freepik

Viele Menschen schlafen schlecht. Sie wachen regelmäßig mitten in der Nacht auf und können nicht wieder einschlafen. Manche haben sogar Atemaussetzer. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann sich langfristig als ernste Gefahr für das Herz erweisen. Eine neue Studie aus Schweden zeigt, dass bestimmte Kombinationen von Schlafstörungen das Risiko für Bluthochdruck deutlich erhöhen – stärker, als bislang angenommen.

Besonders gefährlich ist die Verbindung aus zwei häufigen Problemen: Schlafapnoe und Insomnie. Wer unter beiden leidet, hat ein deutlich höheres Risiko, an unkontrolliertem Bluthochdruck zu erkranken.

Kombinierte Schlafprobleme erhöhen den Druck auf das Herz

Die Untersuchung der Universität Göteborg basiert auf Daten von fast 3800 Erwachsenen aus der groß angelegten schwedischen SCAPIS-Studie. Alle Teilnehmer wurden medizinisch untersucht, ihr Schlaf zu Hause überwacht und der Blutdruck gemessen. Im Durchschnitt waren sie 58 Jahre alt.

Schlafapnoe führt dazu, dass Betroffene während der Nacht immer wieder kurzzeitig aufhören zu atmen. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, der Schlaf wird unruhig – eine Belastung für Herz und Kreislauf.

Insomnie bedeutet, über Wochen oder Monate schlecht ein- oder durchzuschlafen. Vor allem die Kombination beider Störungen ist der Studie zufolge besonders riskant.

Sauerstoffmangel im Schlaf treibt den Blutdruck nach oben

Die Zahlen sind eindeutig:

  • 4,4 Prozent der Menschen ohne Schlafprobleme litten unter unkontrolliertem Bluthochdruck.
  • Bei Insomnie waren es 4,5 Prozent, bei Schlafapnoe 7,9 Prozent.
  • Wer beide Störungen hatte, kam auf 10,2 Prozent – mehr als doppelt so viele wie in der gesunden Vergleichsgruppe.

Selbst nach Berücksichtigung von Gewicht, Lebensstil und anderen Erkrankungen blieb der Zusammenhang bestehen. Für Menschen mit beiden Schlafstörungen war das Risiko für unkontrollierten Bluthochdruck um 88 Prozent höher. Ein zentraler Faktor ist der Sauerstoffmangel während des Schlafs. Je länger der Wert unter 90 Prozent fiel, desto wahrscheinlicher war ein dauerhaft erhöhter Blutdruck.

„Wir sehen, dass es speziell die Kombination aus Schlafapnoe und Insomnie ist, die am deutlichsten mit Bluthochdruck verbunden ist“, sagte Mio Kobayashi Frisk, Ärztin am Sahlgrenska Universitätskrankenhaus und Hauptautorin der Studie. Das Wissen könne helfen, Betroffene zu erkennen, die engmaschiger betreut werden sollten.

Ganzheitliche Behandlung von Schlafstörungen

Bei Schlafapnoe wird meist eine Atemmaske eingesetzt, die für gleichmäßigen Luftdruck sorgt und Atemaussetzer verhindert. Doch für viele reicht das nicht aus. Menschen, die zusätzlich unter Schlaflosigkeit leiden, brauchen mehr als nur technische Hilfe.

„Für Patienten mit Schlafapnoe und Insomnie kann die Behandlung mit einer Atemmaske allein nicht immer genügen“, erklärte Ding Zou von der Uni Göteborg. „Unterstützung bei Schlafgewohnheiten oder eine kognitive Verhaltenstherapie können ebenso wichtig sein, um das Risiko für Bluthochdruck zu senken.“

Das bedeutet: Schlafprobleme sollten ganzheitlich behandelt werden – körperlich, psychologisch und verhaltensbasiert. Nur wenn Körper und Geist in der Nacht zur Ruhe kommen, kann sich der Blutdruck stabilisieren.

Was Betroffene tun können

Wer sich morgens trotz ausreichender Schlafzeit erschöpft fühlt, sollte seine Schlafqualität prüfen lassen. Atemaussetzer, lautes Schnarchen oder häufiges Aufwachen sind Warnzeichen. Auch dauerhafte Einschlafprobleme verdienen Aufmerksamkeit.

Ärzte empfehlen, bei Verdacht eine Schlafdiagnostik durchführen zu lassen. Dabei werden Atemmuster, Sauerstoffsättigung und Schlafphasen gemessen. Je nach Befund kann die Behandlung unterschiedlich aussehen:

  • Atemtherapie (CPAP) bei Schlafapnoe
  • Verhaltenstherapie oder Schlaftraining bei Insomnie
  • Kombinierte Therapie, wenn beide Störungen auftreten

Solche Maßnahmen können nicht nur den Schlaf verbessern, sondern auch den Blutdruck langfristig senken.

Schlechter Schlaf setzt Herz und Gefäße unter Dauerstress

Bluthochdruck ist einer der größten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Er entwickelt sich oft schleichend und bleibt lange unbemerkt. Wer nachts dauerhaft schlecht schläft, hält den Körper in einem Zustand ständiger Anspannung – der Blutdruck steigt und die Gefäße werden belastet.

Erholsamer Schlaf stabilisiert den Kreislauf, senkt Stresshormone und schützt die Gefäße. „Guter Schlaf ist inzwischen Teil der internationalen Empfehlungen zum Schutz der Herzgesundheit“, erklärt Zou. Nur wer in der Nacht wirklich abschaltet – körperlich und geistig –, gibt dem Herzen die Ruhe, die es braucht.

Kurz zusammengefasst:

  • Schlafstörungen wie Schlafapnoe und Insomnie erhöhen laut einer neuen Studie das Risiko für Bluthochdruck deutlich – besonders gefährlich ist die Kombination beider.
  • Längerer nächtlicher Sauerstoffmangel belastet Herz und Gefäße und kann zu dauerhaft erhöhtem Blutdruck führen.
  • Eine gezielte Behandlung aus Atem- und Verhaltenstherapie verbessert die Schlafqualität und entlastet das Herz nachhaltig.

Übrigens: Wie schnell das Gehirn altert, hängt nicht nur von den Genen ab. Blutdruck, Stoffwechsel und Lebensstil entscheiden mit – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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