So könnten Krankenkassen Milliarden einsparen – und damit Versicherte entlasten
Laut einer Analyse von Deloitte sind bei den gesetzlichen Krankenkassen Einsparungen bis zu 13 Milliarden Euro möglich. Damit könnten Beitragserhöhungen abgefedert werden.

Viele Kassen könnten Milliarden sparen – effizientere Prozesse und digitale Technik machen es möglich. © DALL-E
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen steigen weiter, die Beiträge ziehen nach. Doch es gibt Spielräume, um diesen Anstieg zu bremsen. Laut einer neuen Studie von Deloitte könnten die Kassen bis zu 13 Milliarden Euro sparen. Das würde die Gesamtausgaben von derzeit 327 Milliarden Euro um bis zu vier Prozent senken und könnte den Beitragssatz um bis zu 0,7 Prozentpunkte entlasten. Gerade in einer Zeit, in der viele Versicherte schon jetzt unter den steigenden Beiträgen ächzen, wären solche Einsparungen eine enorme Erleichterung.
Leistungsausgaben: Größter Posten mit hohem Sparpotenzial
Mit rund 312 Milliarden Euro verschlingen die Leistungsausgaben fast das gesamte Budget der Krankenkassen. Viel Einfluss haben die Kassen hier eigentlich nicht, denn die Leistungen sind gesetzlich geregelt. Doch Deloitte sieht selbst hier Möglichkeiten, Milliarden zu sparen: Prozesse könnten schlanker werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.
Ein großes Thema ist die Abrechnung von Krankenhausbehandlungen. Werden Rechnungen präziser geprüft, lassen sich falsche oder überhöhte Forderungen frühzeitig stoppen. Auch bei Krankengeld, Arzneimitteln und Hilfsmitteln ließen sich Bearbeitungen effizienter steuern und kontrollieren.
Digitalisierung macht vieles einfacher und schneller
Moderne Technik kann hier die komplizierten Abläufe vereinfachen. Künstliche Intelligenz übernimmt Prüfungen, entdeckt Auffälligkeiten und sortiert Fälle vor. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. „Entsprechendes Potenzial ist vorhanden“, sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel von Deloitte. Er betont aber auch: „Für umfassende Einsparungen im Gesundheitswesen ist der Gesetzgeber mit weitreichenden Reformen gefragt.“
Verwaltung blockiert Personal und frisst Ressourcen
Die Verwaltung verschlingt im Vergleich zur Versorgung deutlich weniger Geld, etwa 13 Milliarden Euro. Doch selbst hier lassen sich laut Deloitte bis zu eine Milliarde Euro sparen. Das wären immerhin acht Prozent der Verwaltungsausgaben. Büroflächen könnten effizienter genutzt, Einkäufe besser gebündelt und Abläufe stärker automatisiert werden. Weniger Papier, weniger Doppelerfassungen, weniger Verzögerungen – davon profitieren am Ende alle: die Kassen und die Versicherten.
Allein bei Anträgen auf medizinische Hilfsmittel zeigt sich, wie groß der Aufwand noch immer ist. „Bei einer Krankenkasse mittlerer Größe gehen jährlich rund eine Million genehmigungspflichtige Anträge ein. 850.000 davon werden manuell bearbeitet“, sagt Elbel. Dafür brauche es rund 200 Vollzeitkräfte. Dabei könnten moderne Systeme viele dieser Vorgänge längst automatisch erledigen. Weniger Personalbindung an Routineaufgaben würde Kapazitäten für komplexere Fälle schaffen, Bearbeitungszeiten verkürzen und die Servicequalität spürbar verbessern.
Steigende Beiträge treiben Versicherte zur Konkurrenz

Die Belastung der Mitglieder wächst. Schon im Herbst 2024 wurden die Zusatzbeiträge erneut angehoben. Viele reagieren mit Wechselgedanken. Laut einer aktuellen Deloitte-Umfrage waren Anfang 2025 rund 17 Prozent der Versicherten bereit, die Kasse zu wechseln. Das entspricht etwa zehn Millionen Menschen. Für die betroffenen Kassen hätte das einen doppelten Schaden zur Folge: Mehr Arbeit durch den Wechsel und gleichzeitig sinkende Einnahmen.

kommenden Jahr um durchschnittlich 0,8 Prozentpunkte erhöht. Die tatsächliche
Erhöhung ist je Krankenkasse unterschiedlich. Hat sich vor diesem Hintergrund Ihre
Bereitschaft zum Wechsel einer Krankenkasse in den letzten 12 Monaten erhöht?“ (in Prozent) © Deloitte
Unterschiede zwischen den Kassen machen Einsparpotenzial sichtbar
Deloitte hat für seine Berechnungen ein umfassendes Benchmarking durchgeführt. Dabei wurden besonders effiziente Kassen als Maßstab genommen. Unterschiede bei Verwaltung, Organisation und Technik zeigten, wo andere Kassen aufholen könnten.
Auch regionale Besonderheiten, die Altersstruktur und der Gesundheitszustand der Versicherten flossen in die Analyse ein. So lässt sich für jede Kasse individuell bewerten, wo noch Reserven schlummern.
Trotz aller internen Sparmöglichkeiten braucht es klare Weichenstellungen durch die Politik. Steuerzuschüsse, mehr Digitalisierung und gezielte Präventionsprogramme könnten die Finanzlage der Krankenkassen langfristig stabilisieren, was unterm Strich den Versicherten zugutekommt.
Kurz zusammengefasst:
- Bei den gesetzlichen Krankenkassen sind laut Deloitte Einsparungen bis zu 13 Milliarden Euro möglich, vor allem durch effizientere Prozesse und Digitalisierung.
- Besonders bei Krankenhausabrechnungen, Verwaltungskosten und der Bearbeitung von Anträgen liegt hohes Einsparpotenzial.
- Gelingt dies, könnten Beitragserhöhungen für die Versicherten abgemildert werden; ergänzende politische Reformen bleiben jedoch notwendig.
Übrigens: In deutschen Kliniken sterben jedes Jahr zehntausende Patienten, weil ihre Mangelernährung zu spät erkannt wird. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © DALL-E