Männer wachsen schneller als Frauen: 4,0 Zentimeter vs. 1,7 Zentimeter – warum der Unterschied so groß ist
Männer wachsen deutlich mehr als Frauen – 4,0 Zentimeter vs. 1,7 Zentimeter. Warum ist das so? Eine neue Studie hat die Antwort.

Männer sind oft deutlich größer als Frauen. © Pexels
Warum sind Männer heute oft deutlich größer und schwerer als Frauen – und warum hat sich dieser Unterschied in den letzten 100 Jahren noch verstärkt? Eine neue Studie zeigt, dass Männer durchschnittlich doppelt so stark an Körpergröße und Gewicht zugelegt haben wie Frauen. Das liegt nicht nur an besseren Lebensbedingungen, sondern auch an evolutionären und biologischen Faktoren. Was genau hinter diesem Wachstum steckt, haben Forscher weltweit untersucht.
Männer wachsen schneller – Daten zeigen deutliche Unterschiede
Die Studie zeigt ein klares Bild: Männer wurden in den letzten 100 Jahren durchschnittlich 4 Zentimeter größer, Frauen hingegen nur 1,7 Zentimeter. Auch beim Gewicht gibt es große Unterschiede: Männer legten etwa 6,5 Kilogramm zu, Frauen lediglich 2,7 Kilogramm.
Diese Zahlen basieren laut WELT auf einer Analyse von Daten aus 69 Ländern, unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der entscheidende Faktor für das stärkere Wachstum der Männer ist der Lebensstandard, der mit dem sogenannten Human Development Index (HDI) gemessen wird. Der HDI bewertet Länder basierend auf Gesundheit, Bildung und Einkommen. Mit jedem Anstieg des HDI um 0,2 Punkte wurden Frauen durchschnittlich 1,7 Zentimeter größer, Männer hingegen ganze 4 Zentimeter.
Lebensstandard und Ernährung spielen eine zentrale Rolle
Warum beeinflusst der Human Development Index das Wachstum so stark? Der HDI misst den Lebensstandard eines Landes, also Dinge wie Ernährung, medizinische Versorgung und Krankheitsbelastung. In ärmeren Ländern, wo diese Bedingungen schlechter sind, wachsen Männer und Frauen insgesamt langsamer. Doch Männer sind stärker betroffen, weil ihr Körper mehr Energie für das Wachstum und den Erhalt von Muskeln und größeren Organen braucht. Bei schlechter Ernährung oder häufigen Krankheiten bleibt ihr Wachstum deshalb deutlicher zurück als das der Frauen.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass der Größenunterschied zwischen Männern und Frauen in ärmeren Ländern kleiner ist. Erst in wohlhabenderen Ländern, wo bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung verfügbar sind, wird der Unterschied größer. Ein Beispiel: In Großbritannien wuchsen Männer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 2,76-mal stärker als Frauen. Dieser Trend zeigt sich auch heute in Ländern mit einem hohen HDI.
Warum Frauen weniger stark reagieren
Frauen reagieren weniger empfindlich auf Umweltstressoren wie Mangelernährung oder Krankheiten. Ihr Kalorienbedarf ist niedriger und ihre Körper sind effizienter an schlechte Bedingungen angepasst. Das bedeutet, dass Frauen selbst in herausfordernden Umgebungen ihr genetisches Wachstumspotenzial besser ausschöpfen können. Männer hingegen leiden bei schwierigen Bedingungen schneller unter Wachstumsstörungen. Die geringere Größe und das niedrigere Gewicht der Frauen machen sie zudem widerstandsfähiger gegenüber Schwankungen in der Ernährung.
Das Forscherteam sieht in diesen Unterschieden eine logische Konsequenz aus der Evolution. Männer haben größere Körper, um sich in der Vergangenheit bei körperlichen Auseinandersetzungen oder im Kampf um Ressourcen durchzusetzen. Diese „Anpassung“ macht sie jedoch anfälliger für schlechte Lebensbedingungen.
Außerdem bevorzugen Frauen laut der Forscher tendenziell größere Männer, da diese oft als gesünder und stärker wahrgenommen werden. Diese Präferenz könnte dazu beitragen, dass Männer über Generationen hinweg mehr in Größe und Gewicht zulegen.
Kurz zusammengefasst:
- Männer haben in den letzten 100 Jahren doppelt so stark an Größe und Gewicht zugenommen wie Frauen – der entscheidende Faktor ist der Lebensstandard, gemessen am Human Development Index (HDI).
- Männer sind empfindlicher gegenüber schlechter Ernährung und Krankheiten, da ihr Körper mehr Energie für das Wachstum und den Erhalt von Muskeln benötigt, während Frauen ihr genetisches Wachstumspotenzial auch unter schwierigen Bedingungen besser ausschöpfen können.
- Evolutionäre Faktoren wie die Präferenz vieler Frauen für größere Männer und die Rolle von Männern in körperlichen Auseinandersetzungen könnten zusätzlich zum stärkeren Wachstum der Männer beitragen.
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