Mit Rückenwind und Sturmfronten: Wie Fledermäuse ihre Wetterintuition für Rekordflüge nutzen

Fledermäuse surfen auf Sturmfronten: Rückenwinde helfen ihnen bei effizienten Rekordflügen. Neue Forschung zeigt ihre beeindruckende Strategie.

Fledermäuse surfen Sturmfronten und Rückenwinde, um energieeffizient zu reisen – mit Rekordflügen von bis zu 400 Kilometern pro Nacht.

Fledermäuse surfen Sturmfronten und Rückenwinde, um energieeffizient zu reisen – mit Rekordflügen von bis zu 400 Kilometern pro Nacht. © Wikimedia

Fledermäuse gehören zu den Meisterfliegern der Natur – und sie haben ein verborgenes Talent, das Forscher jetzt entschlüsselt haben: Sie nutzen Sturmfronten, um auf ihren Langstreckenflügen Energie zu sparen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie haben das Wanderverhalten von 71 Großen Abendseglern untersucht und dabei interessante Daten gewonnen. Diese kleinen Flieger legen bis zu 1.600 Kilometer zurück, ohne dabei auf festgelegte Routen angewiesen zu sein. Ihr Trick? Sie starten ihre Flüge genau dann, wenn warme Rückenwinde ihnen Auftrieb geben.

Mit Hilfe ultraleichter Sensoren, die weniger als ein Gramm wiegen und den Fledermäusen auf den Rücken geklebt wurden, konnten die Forscher erstmals detaillierte Einblicke in die Reise dieser Tiere gewinnen. „Die Daten zeigen uns nicht nur, wo die Fledermäuse fliegen, sondern auch, wie sie Entscheidungen treffen, um Energie zu sparen“, erklärt Edward Hurme, einer der Studienautoren. Diese Entdeckung hat nicht nur die Biologie dieser Tiere ein großes Stück vorangebracht, sondern liefert auch wichtige Ansätze für ihren Schutz.

Fledermäuse spüren Vorboten von Sturmfronten früh

Im Vergleich zu Zugvögeln haben Fledermäuse eine besondere Herausforderung: Sie können keine großen Fettreserven anlegen, um ihre langen Reisen zu überstehen. Stattdessen müssen sie unterwegs regelmäßig Nahrung aufnehmen. „Das macht ihre Wanderung viel komplexer und weniger geradlinig“, erklärt Dina Dechmann, eine der Studienleiterinnen. Große Abendsegler unterbrechen ihre Flüge regelmäßig, um Insekten zu jagen und neue Energie zu tanken.

Trotz dieser „hüpfenden“ Strategie sind die Tiere wahre Rekordhalter: Eine der Fledermäuse legte in nur einer Nacht fast 400 Kilometer zurück. Dabei verlassen sie sich auf ihre erstaunliche Fähigkeit, Wetterveränderungen zu spüren. Sinkender Luftdruck und steigende Temperaturen, typische Vorboten einer Sturmfront, scheinen ihr Signal zum Aufbruch zu sein. „In solchen Nächten sieht es aus, als würden die Fledermäuse wie ein Feuerwerk auf unseren Bildschirmen erscheinen“, so Hurme.

Innovation in der Forschung: Sensoren, die alles verraten

Die technologischen Fortschritte der Forschung sind ebenfalls beeindruckend. Die Sensoren, die die Fledermäuse tragen, wurden speziell am Max-Planck-Institut entwickelt. Sie wiegen weniger als fünf Prozent der Körpermasse der Tiere und funktionieren ähnlich wie Mobilfunkgeräte. Dank eines europaweiten Netzwerks können die Daten direkt übertragen werden, ohne dass die Tiere wieder eingefangen werden müssen.

Jeder Sensor zeichnet nicht nur die Flugrouten auf, sondern auch die Temperatur und die Aktivität der Tiere. Diese Technik erlaubt es den Forschern, zwischen Wanderflügen und kurzen Futtersuchflügen zu unterscheiden. „Es ist, als hätten wir ein Fenster in das Leben dieser Tiere geöffnet“, sagt Timm Wild, der Leiter der Sensorentwicklung.

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Naturschutz dank Technik

Die Erkenntnisse der Studie sind nicht nur faszinierend, sondern auch von großer Bedeutung für den Naturschutz. Wandernde Fledermäuse sind durch menschliche Eingriffe stark gefährdet, insbesondere durch Windkraftanlagen. Viele Tiere sterben bei Kollisionen mit den Rotoren, was ihre ohnehin schon gefährdeten Bestände weiter dezimiert.

Die neuen Daten könnten jedoch helfen, dies zu verhindern. Ein Frühwarnsystem, das auf den Bewegungen der Fledermäuse basiert, könnte Windparks rechtzeitig über nächtliche Wanderungen informieren. „Wir könnten die Turbinen in diesen Nächten abschalten und so viele Tiere retten“, betont Hurme.

Darüber hinaus eröffnet die Forschung neue Perspektiven, um die Lebensweise der Fledermäuse besser zu verstehen. Warum fliegen sie zu bestimmten Zeiten? Welche Routen wählen sie im Sommer und Winter? Und wie könnten wir ihren Lebensraum besser schützen? All das sind Fragen, die mit Hilfe der neuen Technik beantwortet werden könnten.

Was du dir merken solltest:

  • Fledermäuse nutzen Sturmfronten und Rückenwinde, um bei ihren Wanderungen Energie zu sparen und in einer Nacht Strecken von bis zu 400 Kilometern zurückzulegen.
  • Ultraleichte Sensoren ermöglichen Forschern neue Einblicke in das Verhalten der Tiere, darunter Wanderstrategien und die Bedeutung von Wetterveränderungen.
  • Die Ergebnisse helfen beim Schutz der Fledermäuse, indem sie Kollisionen mit Windkraftanlagen reduzieren und ihre gefährdeten Lebensräume besser sichern.

Bild: © Kamran Safi via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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