Gefahr statt Schutz: Vitamin-D-Präparate erhöhen Sturzrisiko bei Senioren
Vitamin D senkt das Sturzrisiko nicht, sondern erhöht es sogar und begünstigt Nierensteine. Experten warnen Senioren vor unnötiger Einnahme.
Vitamin-D- und Kalziumpräparate gelten bei vielen Senioren als Mittel der Wahl, um das Sturzrisiko zu senken und Knochenbrüche zu vermeiden. Doch ein unabhängiges Expertengremium in den USA schlägt Alarm. Die U.S. Preventive Services Task Force warnt ausdrücklich vor der Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel, wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht. Studien zeigen: Die erhoffte Schutzwirkung bleibt aus, stattdessen könnten gesundheitliche Risiken überwiegen, berichtet die Washington Post.
Die Empfehlung betrifft Menschen ab 60 Jahren, die selbstständig leben. Bewohner von Pflegeheimen, die oft spezielle Bedürfnisse haben, fallen nicht darunter. Besonders kritisch sehen die Experten das erhöhte Risiko für Nierensteine, das durch Vitamin-D- und Kalziumpräparate entstehen kann. „Der Schaden kann größer sein als der Nutzen“, so das Fazit der Task Force.
Alte Gewissheiten infrage gestellt
Die Warnung kommt nicht aus dem Nichts. Schon 2016 zeigte eine in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie, dass hochdosiertes Vitamin D das Risiko für Stürze sogar erhöhen kann. Senioren, die regelmäßig Präparate einnahmen, hatten schlechtere Ergebnisse als die Kontrollgruppe. Diese Ergebnisse bestätigen sich in den neuesten Studien.
„Selbst die besten wissenschaftlichen Untersuchungen konnten keinen Vorteil nachweisen“, erklärt John M. Ruiz, Mitglied der Task Force und Professor an der Universität von Arizona. Seine Botschaft ist klar: Weder Vitamin D allein noch in Kombination mit Kalzium bietet verlässlichen Schutz vor Stürzen oder Brüchen.
Ernährung statt Pillen – eine unterschätzte Lösung
Statt auf Nahrungsergänzungsmittel zu setzen, raten Experten dazu, den Bedarf an Vitamin D und Kalzium über eine ausgewogene Ernährung zu decken. Gute Quellen sind Fisch wie Lachs oder Thunfisch, Milchprodukte und mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel. Doch viele Senioren erreichen die empfohlenen Mengen nicht. Andrea Wong vom Council for Responsible Nutrition betont: „Es ist schwierig, allein durch die Ernährung genug Vitamin D aufzunehmen.“ Dennoch warnt sie davor, Präparate unbedacht einzunehmen.
Bewegung als Schlüssel zur Sturzprävention
Neben einer guten Ernährung spielt Bewegung eine entscheidende Rolle. „Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt die Muskulatur und verbessert die Balance – beides essenziell, um Stürze zu vermeiden“, erklärt F. Perry Wilson, Nephrologe an der Yale School of Medicine. Das ist zwar aufwendiger als eine tägliche Pille, doch langfristig effektiver und gesünder.
Auch eine große Studie, die 2020 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, untermauert diese Empfehlungen. Sie zeigt, dass Vitamin-D-Supplemente selbst bei fast 26.000 Teilnehmern keinen Nutzen für die Knochengesundheit hatten. Im Gegenteil: Exzessive Mengen des Vitamins können sich im Körper anreichern, die Nieren belasten und langfristig Schaden anrichten.
Die Botschaft ist eindeutig: Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln
Die Warnung der Task Force fordert ein Umdenken im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln. Vitamin D und Kalzium sind keine Wundermittel, sondern bergen bei unkritischer Einnahme erhebliche Risiken. Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und eine individuelle medizinische Beratung bleiben die besten Wege, um im Alter gesund und mobil zu bleiben.
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Die Empfehlung ist klar: Keine unnötigen Präparate, sondern gezielte Maßnahmen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Senioren sollten besonders vorsichtig sein, bevor sie zu vermeintlich harmlosen Pillen greifen.
Was du dir merken solltest:
- Vitamin-D-Präparate senken das Sturzrisiko nicht und bieten keinen nachweisbaren Schutz vor Knochenbrüchen, können jedoch das Risiko für Nierensteine erhöhen.
- Experten raten von einer Einnahme ohne medizinische Notwendigkeit ab, da die möglichen Schäden die erhofften Vorteile überwiegen.
- Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind nachweislich effektiver und gesünder, um im Alter Knochen und Muskeln zu stärken.
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