Resilienz bei Kindern: Warum „harte Liebe“ der falsche Weg ist – Renommierte Psychologin klärt auf
„Harte Liebe“ schadet Kindern. Resilienz entsteht durch Empathie, emotionale Sicherheit und den Umgang mit Rückschlägen, so Tovah Klein.
Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Sie sollen stark und widerstandsfähig werden, Rückschläge meistern und ihren Weg zu einem erfüllten Leben finden. Doch wie gelingt das? Für viele scheint „harte Liebe“ die Antwort zu sein – strenge Erziehung, klare Regeln und keine Nachsicht. Doch laut der renommierten Kinderpsychologin Tovah Klein ist das ein Irrweg.
Klein, Autorin des Buches „Raising Resilience“ und Direktorin des Barnard College Center for Toddler Development, sieht die Nachteile dieser Methode klar. Im Gespräch mit CNBC erklärt sie: „Eine der größten Missverständnisse ist, dass Resilienz durch strenge Erziehung entsteht. Nach dem Motto: ‚Reiß dich zusammen und mach einfach weiter.‘ Aber Resilienz entsteht durch Empathie, durch Verbundenheit.“ Statt Härte rät sie Eltern, Kinder zu begleiten, besonders in schwierigen Momenten: „Das könnte schwer sein, aber ich bin hier, wenn du es geschafft hast.“
„Harte Liebe“: Risiko für Selbstwert und Eigenständigkeit
Strenge Disziplin und das Abtun kindlicher Gefühle mögen kurzfristig dazu führen, dass Regeln eingehalten werden. Doch auf Dauer hat diese Erziehungsstrategie gravierende Nebenwirkungen, so Klein. Kinder, die häufig Kritik und Strafen ausgesetzt sind, entwickeln ein geringeres Selbstwertgefühl und haben später oft Schwierigkeiten, selbstständig zu denken und Entscheidungen zu treffen.
„Harte Liebe“ ist nicht das einzige Extrem, vor dem Experten warnen. Auch die Überbehütung, bei der Kinder vor jeder Enttäuschung bewahrt werden, nimmt ihnen die Chance, mit Herausforderungen umzugehen. „Kinder müssen Rückschläge erleben, um zu lernen, wie man schwierige Momente überwindet. Nur so entwickeln sie die Motivation, dranzubleiben“, betont Klein.
Resilienz braucht fünf Säulen – und elterliche Geduld
In ihrem Buch beschreibt Klein fünf zentrale Prinzipien, um Kinder mental stark zu machen. Ein wichtiger Punkt: der Umgang mit Gefühlen. Eltern sollten Kinder ermutigen, ihre Emotionen auszudrücken, sei es Freude, Wut oder Traurigkeit.
Kinder müssen wissen, dass sie so geliebt werden, wie sie sind – mit all ihren Gefühlen.
Tovah Klein
Diese bedingungslose Akzeptanz schafft ein stabiles Fundament für Selbstbewusstsein und Resilienz.
Ein einfacher, aber effektiver Ansatz ist, regelmäßig nach den Gefühlen des Kindes zu fragen: „Wie fühlst du dich heute?“ Solche Gespräche helfen Kindern, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren. Das stärkt nicht nur ihre mentale Gesundheit, sondern auch ihre Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen.
Fehler der Eltern: Warum sie wertvolle Lektionen sind
Auch Tovah Klein selbst kennt die Herausforderungen des Elternseins – und macht kein Geheimnis daraus, dass sie Fehler gemacht hat. „Ich habe meine Kinder angeschrien. In hitzigen Momenten, besonders abends, wenn sie wild wurden, fiel es mir schwer, ruhig zu bleiben“, gibt sie laut CNBC zu. Solche Situationen sind für viele Eltern nachvollziehbar. Doch Klein warnt: „Schreien schafft eine Distanz in der Beziehung, die das Kind als Unsicherheit wahrnehmen kann.“
Wie lässt sich das wieder gutmachen? Klein empfiehlt, sich klar und ehrlich bei den Kindern zu entschuldigen. „Es tut mir leid, dass ich geschrien habe. Das war nicht richtig.“ Solche Worte sind keine Schwäche, sondern ein starkes Signal: Sie zeigen den Kindern, wie man mit Fehlern umgeht und Konflikte löst. „Es bringt Erleichterung für das Kind und zeigt, wie man mit Störungen in anderen Beziehungen umgeht“, schreibt Klein.
Perfektion ist der falsche Maßstab
Viele Eltern fühlen sich unter Druck, alles richtig machen zu müssen. Doch Klein stellt klar: Perfektion ist nicht nur unrealistisch, sondern schädlich. „Das Elternsein erinnert uns täglich daran, dass wir nicht perfekt sind – und das ist gut so“, sagt sie. Fehler gehören zum Leben und sind eine Chance, Kindern wertvolle Lektionen zu vermitteln.
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Eltern sollten sich bewusst machen, dass Kinder durch Authentizität und Offenheit am meisten lernen. „Ich bin stolz auf die Momente, in denen ich innehalten konnte und sagte: ‚Du bist der Erwachsene hier, auch wenn es schwer ist‘“, so Klein. Diese Haltung vermittelt Kindern ein realistisches und gesundes Bild davon, wie man mit Herausforderungen umgeht.
Was du dir merken solltest:
- „Harte Liebe“ vermeiden: Strenge Disziplin und harte Liebe schaden oft dem Selbstwert von Kindern. Resilienz entsteht durch Empathie und emotionale Nähe.
- Fehler als Chance: Rückschläge und Fehler – bei Eltern wie Kindern – sind wertvolle Lernmomente, die wichtig für die persönliche Entwicklung sind.
- Vertrauensvolle Bindung: Eine stabile, liebevolle Beziehung gibt Kindern die Sicherheit, selbstbewusst und stark mit Herausforderungen umzugehen.
Übrigens: Nicht Helikopter- oder Rasenmäher-Eltern, sondern Leuchtturm-Eltern fördern die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein ihrer Kinder am besten. Warum es so wichtig ist, Kontrolle abzugeben und Kinder eigene Entscheidungen treffen zu lassen, erfährst du in unserem Artikel.
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