Weshalb der Power Nap seinem Namen alle Ehre macht

Kurze Nickerchen, also der klassische Power Nap, in der N1-Phase des Schlafs fördern Kreativität und Problemlösungsfähigkeit.

Power Nap

Der Power Nap hält, was er verspricht: Ein kurzes Nickerchen leistet mehr als nur die Überwindung von Müdigkeit; es stimuliert ebenfalls das kreative Denken. © Vecteezy

Forscher der Sorbonne-Universität in Paris, geleitet von Célia Lacaux, haben die N1-Phase des Schlafes untersucht, die sich als kreativitätsfördernd herausgestellt hat. Diese Phase, in der man sich während eines Power Nap befindet, ist an der Grenze zwischen Wachsein und Schlafen und geprägt von einer Verringerung der Hirnaktivität und einer Entspannung der Muskulatur. Das Bewusstsein schwankt und es kommt zu reichhaltigen Sinneserlebnissen. Die Forscher betonen, wie dynamisch dieser Zustand ist. „Im Graubereich zwischen Wachsein und Schlafen laufen etliche dynamische Prozesse ab“, erklärt das Team im Fachblatt „Trends in Neurosciences“.

Die Macht des Nickerchens

Laut FAZ kann ein kurzer Power Nap weit mehr als nur Müdigkeit vertreiben. Er kann auch das kreative Denken anregen, wie die Studie der Pariser Forscher zeigt. In einem Experiment, an dem junge Männer und Frauen teilnahmen, sollten die Probanden zunächst ein kniffliges Zahlenrätsel lösen. Nachdem einige Teilnehmer das Rätsel gelöst hatten, wurden die anderen zu einer 20-minütigen Ruhepause aufgefordert, während sie ein Objekt in der Hand hielten. Diejenigen, die kurz einschliefen und dabei das Objekt fallen ließen, wurden geweckt und konnten die Aufgabe häufiger lösen als diejenigen, die wach blieben oder tief schliefen.

Der kreative Funke durch kurze Ruhephasen

Die Idee, dass Nickerchen kreativ machen, ist nicht neu. Thomas Edison nutzte kurze Schläfchen bereits, um seine Gedanken zu beleben. Er hielt Kugeln in der Hand, um durch deren Fall beim Einschlafen geweckt zu werden. Diesen Ansatz nutzten auch Lacaux und ihr Team in ihrer Studie, um die kreativen Fähigkeiten ihrer Probanden zu steigern. Die Ergebnisse bestätigen Edisons Beobachtungen: Kurze Nickerchen können das Einsichtsvermögen verbessern. 83 Prozent der Probanden, die kurz weggedöst waren, fanden die Lösung des Rätsels, im Vergleich zu nur 31 Prozent der wach gebliebenen.

Die Rolle des MIT

Parallel dazu untersuchten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT), ob kurzes Dösen generell die Kreativität steigert oder nur in Bezug auf aktuelle Aufgaben. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmer, die nach einem kurzen Nickerchen kreativitätsfördernde Tests absolvierten, signifikant bessere Leistungen erbrachten. Das MIT-Team verwendete ein spezielles Gerät, das Dormio, um die Schlaflänge zu kontrollieren und sicherzustellen, dass die Probanden nicht zu lange schliefen.

Nicht zu kurz und nicht zu lang: Die ideale Power Nap-Länge

Eine weitere Untersuchung, durchgeführt von Psychologen der Universität von Texas, hebt hervor, dass sowohl zu kurze als auch zu lange Nickerchen das kreative Potenzial beeinträchtigen können. Die Studie zeigt, dass ein optimaler Power Nap nicht länger als eine Minute dauern muss, um effektiv zu sein. Interessanterweise ergab ihre Forschung, dass das sogenannte „rosa Rauschen“ während des Schlafs nicht die gewünschten Effekte auf das Problemlösen hatte. Vorangegangene Untersuchungen hatten nämlich ergeben, dass derartige nächtliche Hintergrundgeräusche das Gedächtnis stärken können.

Übrigens: Das „rosa Rauschen“ sind Tonfrequenzen, die wie ein Wasserfall oder Regen klingen. Viele Menschen empfinden diese Geräusche als beruhigend.

Träume als Kreativitätstreiber

Nicht nur der Power Nap selbst, sondern auch die währenddessen erlebten, traumartigen Zustände spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Kreativität. Christian Roesler, ein Traumforscher, erklärt, dass regelmäßiges Träumen zu neuen Einsichten führen kann und somit die Kreativität fördert. Deirdre Barrett von der Harvard-Universität fügt hinzu, dass der präfrontale Kortex während des REM-Schlafs, einer traumintensiven Schlafphase, gedämpft ist, was das assoziative Denken erleichtert.

Die langfristigen Vorteile von kurzen Schlafphasen

Die Forschung zeigt, dass kurze Schlafphasen bzw. ein Power Nap nicht nur unmittelbare Vorteile für die Kreativität und das Problemlösen bieten, sondern auch langfristig zur geistigen Gesundheit beitragen können. Sie helfen, das Gehirn zu entspannen, die Gedanken neu zu ordnen und fördern kreatives Denken, das im wachen Zustand oft durch den Stress des Alltags blockiert wird.

Was du dir merken solltest:

  • Die N1-Phase des Schlafes, ein Zustand zwischen Wachsein und Schlafen, fördert die Kreativität. Dabei durchläuft das Gehirn dynamische Prozesse, die Muskeln entspannen und das Bewusstsein fluktuiert, was zu neuen Einsichten führen kann.
  • Ein kurzer Power Nap, auch schon solche, die kürzer als eine Minute sind, können das kreative Denken und Problemlösungsvermögen erheblich steigern.
  • Zustände des Träumens während dieser kurzen Schlafphasen unterstützen das freie Assoziieren im Gehirn und fördern kreative Prozesse, wobei der präfrontale Kortex gedämpft ist und dadurch alternative Ansätze weniger schnell verworfen werden.

Bild: © Vecteezy

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