Warum Menschen keinen Schwanz mehr haben – eine genetische Revolution

Eine DNA-Mutation ist der Schlüssel zum Verlust des menschlichen Schwanzes.

Forscher haben entdeckt, warum Menschen ihren Schwanz verloren haben. Eine einzigartige DNA-Mutation ist der Schlüssel. © Pexels

Forscher haben entdeckt, warum Menschen ihren Schwanz verloren haben. Eine einzigartige DNA-Mutation ist der Schlüssel. © Pexels

Menschen haben keinen Schwanz – ein Merkmal, das uns von vielen anderen Säugetieren unterscheidet. Doch warum ist das so? Eine aktuelle Studie liefert nun eine Antwort. Forscher haben eine genetische Mutation entdeckt, die vor Millionen von Jahren den evolutionären Wandel ausgelöst haben könnte.

Ein Zufall mit Folgen

Der Wissenschaftler Bo Xia von der New York University begann seine Forschung laut Indy 100 aus einem persönlichen Grund: Nach einer Steißbeinverletzung fragte er sich, warum Menschen überhaupt noch Überreste eines Schwanzes besitzen. Bei seiner Analyse stieß er auf eine Besonderheit im TBXT-Gen, das für die Schwanzbildung verantwortlich ist. Xia und sein Team entdeckten repetitive DNA-Sequenzen, sogenannte Alu-Elemente. Diese kommen nur bei Menschenaffen vor und beeinflussen das RNA-Spleißen, indem sie eine entscheidende Genregion entfernen. Die Folge: Menschen und ihre nächsten Verwandten verloren ihren Schwanz.

Das TBXT-Gen spielt eine zentrale Rolle in der embryonalen Entwicklung vieler Tiere. Während sich in frühen Entwicklungsstadien des menschlichen Embryos noch ein kleiner Schwanz zeigt, verschwindet er später wieder. Die entdeckte Mutation könnte erklären, warum dieser Prozess beim Menschen fest verankert ist.

Experimente mit Mäusen bestätigen die Theorie

Um ihre Hypothese zu testen, führten die Wissenschaftler Experimente mit Mäusen durch. Sie fügten ihnen die entdeckten Alu-Elemente ein – mit erstaunlichem Ergebnis. Die Tiere entwickelten keinen Schwanz mehr. Einige dieser Mäuse zeigten zudem eine erhöhte Anfälligkeit für Spina bifida, eine Fehlbildung des Rückenmarks, die auch beim Menschen vorkommen kann.

Evolutionäre Vorteile und genetische Zufälle

Der Verlust des Schwanzes könnte evolutionäre Vorteile gebracht haben, insbesondere für den aufrechten Gang. Die Forscher vermuten, dass die Mutation es unseren Vorfahren erleichterte, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Dadurch hatten sie die Hände frei, um Werkzeuge zu nutzen oder Nahrung zu transportieren. Zudem könnte der Wegfall eines Schwanzes das Gleichgewicht des Körpers verbessert haben.

Die Studie verdeutlicht, wie zufällige genetische Veränderungen die Evolution maßgeblich beeinflussen können. Itai Yanai, ein leitender Wissenschaftler der NYU Langone Health Klinik, fasst es so zusammen: „Wir gehen jetzt auf zwei Füßen, haben ein großes Gehirn entwickelt und nutzen Technologie, alles aufgrund eines eigennützigen Elements, das in das Intron eines Gens gesprungen ist. Für mich ist das erstaunlich.“

Ein kleiner Sprung mit großer Wirkung

Diese Entdeckung verändert unser Verständnis der Evolution grundlegend. Dank der Mutation im TBXT-Gen gingen unsere Vorfahren vor Millionen von Jahren einen entscheidenden Schritt in Richtung der heutigen menschlichen Gestalt. Der Mensch konnte sich ohne Schwanz vermutlich besser an seine Umwelt anpassen, effizienter aufrecht gehen und seine Hände für komplexe Tätigkeiten nutzen.

Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass genetische Mutationen weit mehr sind als zufällige Fehler. Ähnliche Mechanismen könnten auch andere Merkmale des Menschen geprägt haben. Xia und sein Team hoffen, dass ihre Erkenntnisse künftig zu einem besseren Verständnis der menschlichen Evolution beitragen – und vielleicht sogar dabei helfen, genetisch bedingte Krankheiten besser zu erforschen.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen verloren ihren Schwanz durch eine genetische Mutation im TBXT-Gen, die das Wachstum verhinderte – eine zufällige Veränderung mit weitreichenden Folgen.
  • Experimente mit Mäusen zeigten, dass diese Mutation nicht nur den Schwanz eliminierte, sondern auch das Risiko für Spina bifida erhöhte, eine Fehlbildung der Wirbelsäule.
  • Der aufrechte Gang wurde durch den Schwanzverlust wahrscheinlich erleichtert, wodurch Menschen ihre Hände frei nutzen konnten – ein evolutionärer Vorteil für Werkzeuggebrauch und Mobilität.

Bild: © Pexels

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