Können Hunde und Katzen ohne Fleisch leben? Ein Professor berechnet den Klima-Effekt veganer Haustiere
Laut Professor Andrew Knight könnten vegane Haustiere jährlich 660 Millionen Tonnen CO2 einsparen und wertvolle Landflächen freigeben.

Eine vegane Ernährung für alle Hunde weltweit könnte jährlich Hunderte Millionen Tonnen CO2 einsparen. © Midjourney
Ein Viertel aller Treibhausgasemissionen weltweit stammt aus der Viehwirtschaft. Jährlich werden rund 92 Milliarden Nutztiere geschlachtet – für Fleisch, Milch und Tierfutter. Doch nicht nur der menschliche Konsum spielt eine Rolle. Auch Hunde und Katzen tragen wesentlich zum weltweiten Fleischbedarf bei. Eine neue Modellrechnung unter Leitung von Andrew Knight, Professor für Tierwohl an der Griffith University in Australien, zeigt: Die Umstellung auf vegane Tierernährung könnte globale Umweltprobleme deutlich abmildern – ohne dass Haustiere Schaden nehmen.
Hunde und Katzen verbrauchen mehr Fleisch als gedacht
Laut Studie verbrauchen allein in den USA Haustiere rund 20 Prozent des gesamten Fleischs und Fischs, das für die Ernährung geschlachtet wird. Der Löwenanteil entfällt dabei auf Hunde (17,7 Prozent), gefolgt von Katzen (2,3 Prozent). Weltweit ist ihr Anteil mit 7,7 Prozent (Hunde) und 1,2 Prozent (Katzen) zwar geringer, aber angesichts der Milliarden Tiere im Hintergrund dennoch erheblich.
Würden Hunde und Katzen weltweit auf vegane Ernährung umgestellt, könnten jährlich rund 7 Milliarden Nutztiere vor der Schlachtung bewahrt werden. Allein in den USA wären es knapp 2 Milliarden Tiere, so die Berechnungen von Knight und seinem Team.
Enorme Umweltvorteile bei vollständiger Umstellung
Die Umweltauswirkungen sind dramatisch – und das Einsparpotenzial ebenso:
- Die freigewordene Landfläche für vegane Hundeernährung wäre größer als Saudi-Arabien, bei Katzen vergleichbar mit Japan.
- Bei veganer Ernährung aller Menschen läge das Landersparnis sogar über der Fläche von Russland und Indien zusammen.
- Auch beim Wasserverbrauch zeigen sich enorme Unterschiede: Die Einsparungen bei Hunden überträfen etwa die gesamten Süßwasservorräte Dänemarks.
- Beim CO2-Ausstoß könnten allein Hunde durch vegane Ernährung mehr einsparen als Großbritannien jährlich emittiert. Katzen kämen auf Werte, die über den Jahresemissionen Neuseelands oder Israels liegen.
Zusammengenommen entspricht das einer CO2-Einsparung von rund 660 Millionen Tonnen pro Jahr – also mehr, als ganz Deutschland 2023 ausgestoßen hat.
Diese Zahlen beruhen auf detaillierten Modellrechnungen, die Kalorienbedarf, Nährstoffprofile und Futterzusammensetzungen analysieren.
Vegane Haustiere – geht das überhaupt?
Kritiker warnen, dass besonders Katzen als Fleischfresser auf tierisches Eiweiß angewiesen seien. Doch Knight entgegnet, dass heutige Haustiere sich ohnehin stark von ihren wilden Vorfahren unterscheiden. In den USA besteht kommerzielles Hundefutter laut Studie bereits zu über 50 Prozent aus pflanzlichen Bestandteilen, bei Katzenfutter sind es 45 Prozent.
Vegane Tiernahrung kann so zusammengesetzt werden, dass sie alle essenziellen Nährstoffe wie Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe enthält. Studien zeigen zudem, dass Hunde auf pflanzlicher Basis seltener übergewichtig sind und seltener an Hautproblemen leiden. Bei Katzen seien ähnliche Effekte zu erwarten – vorausgesetzt, das Futter ist hochwertig und ausgewogen.
Kalorien, die Menschen ernähren könnten
Besonders eindrücklich ist ein anderer Aspekt der Studie: Der durch vegane Ernährung freiwerdende Kalorienüberschuss.
- In den USA könnten allein die Kalorien, die Hunde heute indirekt über Fleisch verbrauchen, so viele Menschen ernähren wie die gesamte EU.
- Bei Katzen entspräche die Kalorienmenge der Bevölkerung Frankreichs oder Großbritanniens.
- Und bei einer vegan lebenden Weltbevölkerung könnten 520 Millionen Menschen mehr ernährt werden.
Grund dafür ist der enorme Energieverlust bei der Tierproduktion.
- Um 1 kg tierisches Eiweiß zu erzeugen, müssen Tiere etwa 6 kg pflanzliches Eiweiß fressen.
- Das bedeutet: 3,7 Joule pflanzliche Energie gehen verloren, um 1 Joule tierische Energie zu gewinnen.
Akzeptanz bei den Tieren
In einer Befragung von über 2.300 Hundebesitzern und 1.100 Katzenhaltern zeigten sich Haustiere erstaunlich offen für pflanzliches Futter. Verhaltensweisen wie Schmatzen, Schnüffeln und Wedeln traten bei veganer Nahrung genauso häufig auf wie bei Fleischfutter. Die Sorge, Tiere würden das Futter verweigern, ließ sich empirisch nicht bestätigen.
Kurz zusammengefasst:
- 660 Millionen Tonnen CO2 sparen: Eine vegane Ernährung für Hunde und Katzen könnte weltweit jährlich mehr Treibhausgase einsparen als Großbritannien emittiert.
- 7 Milliarden Nutztiere verschonen: Pflanzliches Futter für Haustiere könnte Milliarden Tiere retten und 520 Millionen Menschen zusätzlich ernähren.
- Gesund und beliebt: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Haustiere mit ausgewogener veganer Nahrung fit bleiben und sie genauso gerne fressen wie fleischbasierte Mahlzeiten.
Übrigens: Auch bei Übergewicht gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier – Forscher haben ein Gen entdeckt, das Labradore und Menschen gleichermaßen anfällig für ständiges Hungergefühl macht. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Midjourney
2 thoughts on “Können Hunde und Katzen ohne Fleisch leben? Ein Professor berechnet den Klima-Effekt veganer Haustiere”