Ringelmann-Effekt: Warum Gruppenarbeit tückisch sein kann
Der Ringelmann-Effekt beschreibt, wie Gruppendynamik die individuelle Leistung beeinflusst und die Motivation in Teams steuert.
Das Phänomen des „Social Loafing“, auch bekannt als „soziales Faulenzen“ oder „Ringelmann-Effekt“, wurde erstmals vom französischen Agraringenieur Max Ringelmann Mitte der 1880er entdeckt und besagt, dass die individuelle Anstrengung in Gruppenarbeiten abnimmt.
Ringelmann stellte dies in einem einfachen Tauzieh-Experiment fest: Zog eine Person alleine, tat sie dies im Durchschnitt mit einer Kraft von 63 Kilogramm. In einer Gruppe aus drei Personen zog das Individuum jedoch nur noch rund 53 Kilogramm, waren es acht, sank der persönliche Einsatz sogar auf magere 31 Kilogramm herab.
Die Psychologie hinter dem Phänomen
Ringelmann hatte ursprünglich technische und organisatorische Gründe vermutet. Spätere Studien, wie die von Alan G. Ingham in den 1970er Jahren, erkannten jedoch, dass die Ursachen für den Ringelmann-Effekt psychologischer Natur sind und Motivationsdefizite eine zentrale Rolle beim Leistungsabfall spielen. In Gruppen wird die Einzelleistung der Gruppenmitglieder durch die Gesamtleistung verdeckt, was dazu führt, dass die Einzelpersonen sich weniger anstrengen. Die Selbsteinschätzung einer Person spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Wer seinen Beitrag als weniger wertvoll ansieht, ist auch weniger motiviert und erbringt daher auch eine schlechtere Leistung.
Der Ringelmann-Effekt tritt besonders in Situationen auf, in denen die individuelle Leistung nicht direkt sichtbar ist. Bei klar messbaren Leistungen, wie in einem Staffellauf, bei dem die Zeiten einzelner Läufer direkt einsehbar sind, zeigt sich dieses Phänomen daher nicht.
Motivation entscheidet
Letztlich hängt es also stark von der Wahrnehmung des Einzelnen ab, ob er sich in der Gruppe anstrengt oder nicht. Das Gefühl, dass jeder Beitrag zählt, kann in Gruppenarbeiten daher motivierend wirken und das Ergebnis positiv beeinflussen. Umgekehrt kann mangelnde Anstrengung eines Teammitglieds die Motivation der anderen jedoch senken und so das Gesamtergebnis verschlechtern. Bei allem Teamgeist ist es daher auch bei Gruppenprojekten wichtig, die Bedeutung von Einzelleistungen zu betonen.
Das Gegenteil des Sozialen Faulenzens ist übrigens die „Social Facilitation“, also die „Soziale Erleichterung“. Die besagt, dass bei erkennbaren Einzelleistungen und einfacheren Aufgaben die Leistung in der Gruppe steigen kann, während sie bei komplexeren Aufgaben sinkt.
Was du dir merken solltest:
- Das Phänomen des „Social Loafing“ oder „Ringelmann-Effekts“ zeigt, dass in Gruppenarbeiten die individuelle Anstrengung sinkt, da die Einzelleistung hinter der Gruppenleistung zurücktritt.
- Psychologische Faktoren wie Motivationsdefizite und die geringe Sichtbarkeit der individuellen Leistung sind entscheidend dafür, dass Personen in Gruppen weniger Einsatz zeigen.
- „Social Facilitation“ stellt das Gegenteil dar und verdeutlicht, dass die Leistung in Gruppen bei einfachen, messbaren Aufgaben steigen kann, wenn die Einzelleistungen klar erkennbar sind.
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