Menschen-Neandertaler-Babys: Die Vermischung war nur eine kurze Episode

Eine neue Studie zeigt: Neandertaler und moderne Menschen vermischten sich erst vor 47.000 Jahren und kürzer als bisher angenommen.

Neandertaler

Modell eines Homo neanderthalensis-Kindes im Naturhistorischen Museum, Wien: Durch nur ein kurzes genetisches Fenster teilen Neandertaler und Menschen eine flüchtige Vergangenheit. © Wikimedia

Nach einer jüngsten Studie, vorgestellt in Nature, haben sich Neandertaler und moderne Menschen vor etwa 47.000 Jahren miteinander vermischt. Diese Phase der genetischen Vermischung dauerte rund 6.800 Jahre an. Sie endete etwa zu dem Zeitpunkt, als die Neandertaler dem Aussterben nahe waren. Frühere Schätzungen hatten angenommen, dass diese Vermischung zwischen 50.000 und 60.000 Jahren zurückliegt.

Genetische Fenster eng gefasst

Die Forschung zeigt, dass der Zeitraum der genetischen Vermischung viel kürzer war als bisher angenommen. Leonardo Iasi, ein Evolutionsgenetiker am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, leitete die Studie. Er und sein Team analysierten die Genome von 58 Individuen, die vor 2.200 bis 45.000 Jahren lebten. Diese verglichen sie mit den Genomen von 231 modernen Menschen außerhalb Afrikas.

Emilia Huerta-Sanchez, eine Evolutionsbiologin an der Brown University, betont die Bedeutung dieser Forschung: „Durch das Einbeziehen alter menschlicher Genome konnten wir mehr darüber erfahren, wie evolutionäre Kräfte die Neandertaler-Variation in den menschlichen Populationen geformt haben.“

Neandertaler-DNA in modernen Menschen

Interessanterweise tragen fast alle heutigen Menschen, die nicht afrikanischer Abstammung sind, genetische Überreste aus früheren Paarungen mit Neandertalern. Insbesondere in Ostasien ist der Anteil der Neandertaler-DNA in den modernen menschlichen Genomen um etwa 20 Prozent höher als in europäischen Populationen.

Die Studie deckte auch auf, dass viele genetische Beiträge der Neandertaler aus dem modernen menschlichen Genom mit bemerkenswerter Geschwindigkeit entfernt wurden. Diese Regionen, oft als „Neandertaler-Wüsten“ bezeichnet, zeigen, dass viele Neandertaler-Sequenzen für den modernen Menschen nachteilig gewesen sein könnten und daher durch die Evolution schnell ausgesondert wurden.

Forschung mit Blick nach vorne

Obwohl diese Erkenntnisse wichtige Lücken in der Geschichte der menschlichen Evolution schließen, bleiben dennoch Bereiche, in denen Daten fehlen, besonders aus Ozeanien und Ostasien. Die Studienergebnisse bieten jedoch einen tiefen Einblick, wie und wann sich die genetischen Pfade von Neandertalern und modernen Menschen kreuzten.

Was du dir merken solltest:

  • Die Vermischung von Neandertaler und modernem Mensch begann vor etwa 47.000 Jahren und dauerte nur etwa 6.800 Jahre. In evolutionären Maßstäben ist das ein kurzes Intervall.
  • Diese genetische Vermischung wurde durch eine hochauflösende Analyse von alten und modernen Genomen ermittelt, wodurch das frühere Zeitfenster von 50.000 bis 60.000 Jahren korrigiert wurde.
  • Fast alle heutigen Menschen nicht-afrikanischer Abstammung tragen genetische Überreste von Neandertalern in sich, wobei Menschen in Ostasien besonders hohe Anteile aufweisen.

Übrigens: Vor 900.000 Jahren hätte die Menschheit fast ein ähnliches Schicksal ereilt wie die Dinosaurier: Sie wäre beinahe ausgestorben. Nur wenige Individuen entkamen damals einer Klima-Katastrophe. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Jakub Hałun via Wikimedia unter CC4-Lizenz

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