Frauen verkraften Raumfahrten besser – Neue Erkenntnisse aus der Mission Inspiration 4
Ein historischer Flug mit bahnbrechenden Erkenntnissen: Frauen überstehen die physiologischen Herausforderungen von Raumfahrten besser als Männer.
Im Jahr 2021 schrieb der Weltraumtourismus Geschichte, als der Milliardär Jared Isaacman und drei weitere Passagiere an Bord einer SpaceX-Rakete die Erde umkreisten. Der dreitägige Ausflug in der Dragon-Kapsel, bekannt als Inspiration 4, war die erste vollständig privat finanzierte Orbitalmission mit zivilen Astronauten. Finanziert von Isaacman selbst, sollte diese Mission den Beginn einer Ära werden, in der Weltraumreisen zunehmend zum Alltag gehören könnten. Eine überraschende Erkenntnis brachte der historische Flug mit sich: Frauen stecken die Strapazen der Raumfahrt offenbar besser weg als Männer.
Umfangreiche medizinische Überwachung und Forschung
Die Astronauten wurden vor, während und nach ihrem Flug intensiv medizinisch überwacht. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dieser Überwachung sind nun Teil eines umfangreichen Forschungspakets, das mehr als 40 Studien umfasst. Diese wurden kürzlich in den renommierten Nature-Zeitschrift unter dem Titel „Space Omics and Medical Atlas (SOMA)“ veröffentlicht. Die Forschungen bieten tiefe Einblicke in die Auswirkungen von Weltraumstrahlung und Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper. Sie umfassen die Analyse von Genomen, Mikrobiomen, Transkriptomen (der aus den Genen gebildeten Boten-RNA) und Proteomen (der Gesamtheit der Proteine der Teilnehmer).
Erstaunliche Anpassungsfähigkeit des weiblichen Körpers
Besonders bemerkenswert sind die Unterschiede in der Reaktion von Männern und Frauen auf die extremen Bedingungen des Weltraums. Die Ergebnisse zeigen, dass das Immunsystem von Frauen die Belastungen durch die Raumstrahlung offenbar besser bewältigt als das ihrer männlichen Kollegen. Dies könnte auf eine grundlegende, vielleicht evolutionär bedingte Resilienz hinweisen, die Frauen für die physischen Herausforderungen der Raumfahrt besonders qualifiziert macht.
Genetische und physiologische Unterschiede
Die detaillierte Analyse der genetischen und physiologischen Reaktionen offenbart, wie unterschiedlich die Körper von Männern und Frauen auf die Anforderungen des Alls reagieren. Während Männer empfindlicher auf die genregulatorischen und immunologischen Veränderungen durch den Weltraumflug zu reagieren scheinen, zeigen Frauen eine robustere Konstitution gegenüber diesen extremen Bedingungen. Diese Erkenntnisse könnten zukünftige Missionen beeinflussen, indem vielleicht ein größerer Fokus auf die Auswahl von Frauen für längere oder anspruchsvollere Raumfahrten gelegt wird.
Langfristige gesundheitliche Auswirkungen und Schutzmaßnahmen
Zu den weiteren wichtigen Erkenntnissen gehört das Verhalten der Telomere – jene Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, die sich bei jeder Zellteilung normalerweise verkürzen, sich jedoch im Weltraum überraschenderweise verlängern. An diesen genetischen Veränderungen kann man die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Raumflügen sehen. Deshalb ist es notwendig, effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln, um die Gesundheit der Astronauten bei künftigen Missionen zu sichern.
Zukunftsperspektiven und praktische Anwendungen
Diese Forschungsergebnisse erweitern nicht nur unser Verständnis von den Auswirkungen der Raumfahrt auf den menschlichen Körper, sondern könnten auch direkte Anwendungen auf der Erde haben. Erkenntnisse über die Verlängerung von Telomeren und die verbesserte Immunantwort könnten neue Therapieansätze in der Medizin inspirieren. Ebenso könnten fortschrittliche Erkenntnisse über die geschlechtsspezifischen Reaktionen auf physiologischen Stress neue Wege in der Gesundheitsvorsorge und Behandlung eröffnen.
Was du dir merken solltest:
- Frauen zeigen eine größere Resilienz gegenüber den physiologischen Herausforderungen der Raumfahrt, insbesondere bei der Bewältigung von Strahlenbelastung und genetischen Veränderungen.
- Die Mission Inspiration 4 lieferte wichtige Daten. Diese belegen, dass das Immunsystem von Frauen die extremen Bedingungen im Weltraum besser toleriert als das von Männern.
- Langfristige Studien und Forschungen zur Raumfahrtmedizin sind entscheidend für die Entwicklung effektiver Schutzmaßnahmen und Therapien für Astronauten.
Übrigens: Die indisch-amerikanische Astronautin Sunita Williams hat als erste Frau ein Raumschiff auf dessen Jungfernflug gesteuert und damit Geschichte geschrieben. Ein weiterer Grund, weshalb Frauen in der Raumfahrt mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Welchen Herausforderungen sich Suni auf der ISS stellen muss und weshalb ein resistentes Bakterium die Gesundheit der Crew bedroht, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © NASA/Norah Moran via Wikimedia unter Public Domain
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