Fossile Abhängigkeit in der Landwirtschaft: Tierische Produkte treiben Energieverbrauch in die Höhe
Tierische Lebensmittel verbrauchen viel fossile Energie und sind ineffizient. Forscher warnen: Das gefährdet das Klima und die Ernährungssicherheit.
Was hat das Steak auf dem Teller mit fossilen Brennstoffen zu tun? Mehr, als viele denken. Eine neue Studie der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) zeigt, wie sehr unsere Ernährung mit dem globalen Energieverbrauch verbunden ist – und wie ineffizient vor allem tierische Lebensmittel sind.
Tierische Produkte sind ein entscheidender Faktor, wenn es um den Energieverbrauch in der Landwirtschaft geht. Laut der Studie beanspruchten sie zwischen 2015 und 2019 fast 60 Prozent des gesamten Energieaufwands in der Landwirtschaft. Das Problem: Ein Großteil dieser Energie stammt aus fossilen Brennstoffen. Edgar Hertwich, einer der Studienautoren, erklärt laut Norwegian SciTech News, warum:
Die Tierhaltung ist extrem ineffizient. Wir produzieren essbare Pflanzen, verfüttern diese an Tiere und erhalten dabei nur einen Bruchteil der Energie zurück.
Tierhaltung: Ein Energiefresser mit geringem Nutzen
Kajwan Rasul, ein weiterer Forscher der NTNU, hat mit seinem Team untersucht, wie sich dieser Energieaufwand konkret berechnen lässt. Sie nutzten dafür zwei Modelle: EXIOBASE, das den Energieverbrauch von Wirtschaftszweigen weltweit erfasst, und FABIO, das Daten zu Lebensmittelproduktion, Handel und Konsum liefert. Durch die Kombination dieser Modelle konnten sie den Energiebedarf der globalen Landwirtschaft detailliert analysieren. Eine zentrale Kennzahl dabei ist das „Energieertragsverhältnis“. Es zeigt, wie viel Energie in Form von Nahrung im Vergleich zur aufgewendeten Energie zurückgewonnen wird. Liegt der Wert unter 1, ist der Prozess ineffizient.
Für den Zeitraum von 2015 bis 2019 erreichte das Verhältnis weltweit nur 0,91 – das heißt, es wurde mehr Energie verbraucht, als durch die Nahrung zurückgegeben wurde. Tierische Produkte waren maßgeblich für diese schlechte Bilanz verantwortlich.
Globaler Süden schneidet besser ab
Besonders interessant: Länder mit weniger industrialisierten Landwirtschaftssystemen, wie Westafrika oder Südostasien, erzielten deutlich bessere Ergebnisse. In Westafrika lag das Energieertragsverhältnis sogar bei beeindruckenden 2,70. Das bedeutet, dass dort für jede konsumierte Kalorie weniger Energie benötigt wird. Diese Regionen, in denen 68 Prozent der Weltbevölkerung leben, können als Vorbilder für energieeffiziente Landwirtschaft dienen.
In industrialisierten Ländern wie Europa und Nordamerika verbesserte sich die Effizienz zwar ebenfalls, aber die Gründe sind unklar. Rasul vermutet, dass diese Verbesserung oft auf Importe aus energieeffizienteren Regionen zurückzuführen ist, nicht unbedingt auf eine nachhaltigere Produktion vor Ort.
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Warum fossile Abhängigkeit riskant ist
Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von fossilen Brennstoffen hat nicht nur Auswirkungen auf das Klima, sondern auch auf die Ernährungssicherheit. Fossile Energiequellen wie Öl und Gas sind begrenzt und anfällig für Krisen. Beispiele wie die Ölkrise in den 1970er-Jahren oder der Krieg in der Ukraine zeigen, wie stark steigende Energiepreise die Lebensmittelversorgung beeinflussen können.
Eine Landwirtschaft, die auf fossilen Brennstoffen basiert, macht die Frage der Ernährungssicherheit zu einer Frage der Energiesicherheit.
Kajwan Rasul
Was du dir merken solltest:
- Tierische Produkte verbrauchen weltweit fast 60 Prozent des Energieaufwands in der Landwirtschaft, obwohl sie nur einen Bruchteil der Kalorien liefern – dieser Energiebedarf wird überwiegend durch fossile Brennstoffe gedeckt.
- Das Energieertragsverhältnis der globalen Landwirtschaft lag 2015 bis 2019 bei 0,91, was bedeutet, dass mehr Energie aufgewendet wurde, als die Nahrung zurückgab; Länder mit weniger industrialisierten Systemen wie Westafrika schnitten dabei deutlich besser ab.
- Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von fossilen Brennstoffen gefährdet nicht nur das Klima, sondern auch die Ernährungssicherheit, da Energiekrisen die Lebensmittelversorgung erheblich beeinträchtigen können.
Übrigens: Die „Planetary Health Diet“ verspricht weniger Treibhausgase durch nachhaltigere Ernährung und könnte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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