Falsche Bäume am falschen Ort sorgen in Städten für mehr Hitze

Bäume senken tagsüber die Temperaturen in Städten. Pflanzt man nicht die richtigen Bäume, kehrt sich dieser Effekt nachts jedoch um.

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Die Mischung macht’s: Damit Bäume ihre kühlende Wirkung auch nachts entfalten können, braucht es einen Mix aus unterschiedlichen Baumarten. © Pexels

Das Pflanzen von Bäumen gilt als eine der effektivsten Maßnahmen gegen urbane Hitze. Die Lösung klingt also simpel: Möglichst viele Bäume in Städten pflanzen. Eine Studie der University of Cambridge zeigt aber, dass es nicht ganz so leicht ist. Die falschen Bäume am falschen Ort können Städte in der Nacht noch heißer werden lassen.

Die Forschungsergebnisse, veröffentlicht im Journal Communications Earth & Environment, beruhen auf der Analyse von Daten aus 110 Städten weltweit. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Wirkung von Bäumen stark von klimatischen Bedingungen, urbanen Strukturen und den Eigenschaften der Bäume abhängt. In einigen Regionen können die Temperaturen tagsüber um bis zu 12 Grad Celsius gesenkt werden. Gleichzeitig wurde jedoch auch ein nächtlicher Wärmestau von bis zu 1,5 Grad Celsius beobachtet.

Wie Bäume tagsüber kühlen und nachts wärmen

Bäume kühlen ihre Umgebung, indem sie Sonnenstrahlen blockieren und durch ihre Blätter Wasser verdunsten. Zudem beeinflussen sie durch ihre Struktur die Luftströmungen in Städten. Diese Effekte sorgen vor allem in heißen, trockenen Klimazonen für eine deutliche Senkung der Temperaturen.

In Gebieten mit vielen Bäumen sinkt die Umgebungstemperatur tagsüber. (Quelle: Nature)

Allerdings zeigte die Studie auch, dass diese Vorteile nicht rund um die Uhr wirken. Nachts kann die dichte Baumkrone Wärme vom Boden abfangen und zurückhalten. Dieser Effekt entsteht durch die sogenannte „Stomata-Schließung“: Kleine Poren auf den Blättern schließen sich bei Hitze oder Trockenheit, wodurch die Verdunstung reduziert wird und weniger Luftzirkulation entsteht.

In Städten mit dichter Bebauung, wie sie in Teilen Afrikas oder Asiens häufig vorkommen, verstärken Bäume diesen nächtlichen Wärmestau. Umgekehrt zeigen offene, flachere Stadtlayouts mit einer Mischung aus verschiedenen Baumarten eine effektivere Kühlung, sowohl tagsüber als auch nachts.

So kühlen Bäume Städte weltweit

Die Kühlwirkung von Bäumen variiert je nach Klimazone stark:

  • In heißen und trockenen Regionen, etwa in Nigeria, konnten Bäume die Temperaturen tagsüber um bis zu 12 Grad Celsius senken. Nachts führte die dichte Vegetation jedoch zu einer Erwärmung von 0,8 Grad Celsius.
  • In ariden Klimazonen, wie in Ägypten oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, kühlten Bäume Städte um etwa 9 Grad Celsius. Der nächtliche Wärmestau betrug hier 0,4 Grad Celsius.
  • In tropischen Regenwaldgebieten, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist, sank die Kühlleistung auf etwa 2 Grad Celsius, während nachts eine Erwärmung um 0,8 Grad Celsius beobachtet wurde.
  • In gemäßigten Klimazonen, etwa in Europa, kühlten Bäume tagsüber um bis zu 6 Grad Celsius. Nachts erhöhte sich die Temperatur in dichten Stadtbereichen um bis zu 1,5 Grad Celsius.

Die Unterschiede hängen eng mit der verpflanzten Baumart, der Anordnung und dem jeweiligen Stadtklima zusammen. Städte mit gemischten Baumarten – also sowohl immergrünen als auch laubabwerfenden Bäumen – erreichten die besten Ergebnisse. Laut den Forschern kühlt eine solche Kombination die Umgebung im Durchschnitt um 0,5 Grad Celsius stärker als Städte, die nur auf eine Baumart setzen.

Bäume strategisch einsetzen

Eine durchdachte Baumpflanzung ist für die urbane Klimaanpassung entscheidend. Städte mit offenen Strukturen, wie Parks und breiten Straßen, bieten bessere Voraussetzungen für großflächige Baumkronen und gemischte Vegetation. Diese Faktoren tragen dazu bei, die kühlenden Effekte zu maximieren. Gleichzeitig sind enge Straßenschluchten, vor allem in heißen Regionen, problematisch. Hier können zu viele Bäume die Wärmeableitung behindern und das Stadtklima verschlechtern.

Die Forscher empfehlen in solchen Fällen schmalere Baumarten und eine sparsame Pflanzstrategie. So bleibt die Luftzirkulation gewährleistet und die kühlenden Effekte bleiben erhalten. Stadtplaner sollten zudem auf klimaresistente Baumarten setzen, die auch bei steigenden Temperaturen ihre Funktion erfüllen.

Technologie zur Unterstützung von Stadtplanern

Um Städten bei der Auswahl der richtigen Baumarten zu helfen, haben die Wissenschaftler eine interaktive Datenbank entwickelt. Diese ermöglicht es, die Kühlwirkung von Strategien anhand von Daten ähnlicher Städte zu simulieren. Stadtplaner können so fundierte Entscheidungen treffen, die auf den spezifischen Bedingungen ihrer Region basieren. Laut Dr. Ronita Bardhan, Mitautorin der Studie, ist dies ein wichtiger Schritt, um den Klimawandel in Städten zu bewältigen.

Unsere Studie bietet kontextspezifische Richtlinien zur Begrünung für Stadtplaner, um die Kühlung durch Bäume angesichts der globalen Erwärmung effektiver zu nutzen.

Bäume sollten jedoch nicht als alleinige Lösung betrachtet werden. Zusätzliche Maßnahmen, wie reflektierende Baumaterialien und Sonnenschutz, bleiben essenziell, um den städtischen Hitzestress langfristig zu verringern.

Was du dir merken solltest:

  • Bäume kühlen Städte tagsüber, können aber nachts Wärmestau verursachen – die Wirkung hängt von Baumart und Anordnung ab.
  • Stadtbäume sind nicht immer hilfreich, daher ist die richtige Pflanzstrategie entscheidend für die Klimaanpassung.
  • Falsch gewählte Bäume verschärfen urbane Hitze, während Mischpflanzungen und offene Strukturen die besten Lösungen bieten.

Bild: © Pexels

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