Städte im Kampf gegen den Klimawandel: So passen sich diese drei Metropolen an die neue Realität an
Städte sind Hauptverursacher von CO2-Emissionen und stehen zugleich an vorderster Front im Klimawandel. Drei Städte gehen mutige Wege.
Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor massive Herausforderungen. Steigende Temperaturen, der Anstieg des Meeresspiegels und extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme beeinträchtigen zunehmend das städtische Leben. Tropische Krankheiten breiten sich aus, und die Auswirkungen auf die Infrastruktur, den Wohnraum und die Gesundheit der Bewohner sind gravierend. Gleichzeitig tragen die Städte selbst erheblich zum Klimawandel bei: Rund 70 Prozent der globalen CO2-Emissionen stammen aus städtischen Gebieten, wobei insbesondere Verkehr und Gebäude zu den größten Verursachern zählen.
Drei Städte zeigen mutige Ansätze im Kampf gegen den Klimawandel
In Städten wie San Diego, Mailand und Jakarta zeigt sich jedoch bereits, dass innovative Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels ergriffen werden. Während Mailand ein riesiges Aufforstungsprojekt gestartet hat, plant Indonesien die Umsiedlung seiner Hauptstadt. In San Diego wird Trinkwasser aus Abwasser gewonnen. Diese Maßnahmen zeigen, dass Städte eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels spielen.
Mailand hat begonnen, Millionen von Bäumen zu pflanzen, um die städtischen Temperaturen zu senken und Regenwasser besser zu absorbieren. Die Stadt leidet unter dem sogenannten „Hitzeinseleffekt“, der Temperaturen um bis zu 8 Grad Celsius über das Niveau des Umlandes ansteigen lässt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 könnte eine erhöhte Baumdichte in europäischen Städten Tausende von Menschenleben retten, indem sie die Auswirkungen von Hitzewellen mildert. Live Science zitiert Matilda van den Bosch vom Europäischen Forstinstitut, die Mailands Baumpflanzinitiativen als vorbildlich für andere Städte bezeichnet.
Bäume als Schutz vor Hitze
Das Projekt „ForestaMi“ hat zum Ziel, bis 2030 drei Millionen Bäume und Sträucher zu pflanzen. Bis 2024 wurden bereits 610.000 Bäume gesetzt. Neben der Verbesserung der Luftqualität und der Senkung der Temperaturen sollen diese Maßnahmen auch dazu beitragen, Überschwemmungen zu verhindern. Allerdings zeigt sich, dass das Pflanzen von Bäumen allein nicht ausreicht: Ein heftiger Hagelsturm im Juli 2023 zerstörte 5.000 Bäume innerhalb von nur 15 Minuten. Die Stadtverwaltung sieht nun vor, widerstandsfähigere Baumarten zu pflanzen, die extremen Wetterereignissen besser standhalten können.
In Jakarta dagegen sieht die Situation ganz anders aus. Die indonesische Hauptstadt sinkt jedes Jahr um bis zu 10 Zentimeter ab. Diese dramatische Absenkung ist das Ergebnis von übermäßigem Grundwasserpumpen, da es der Stadt an einer stabilen Trinkwasserversorgung mangelt. Dies führt dazu, dass etwa 95 Prozent der Küstengebiete Jakartas bis 2050 unter dem Meeresspiegel liegen werden.
Umsiedlung der Hauptstadt als Lösung?
Die indonesische Regierung plant eine drastische Maßnahme: Sie will die Hauptstadt von Jakarta auf die Insel Borneo verlegen. Die neue Stadt Nusantara soll klimafreundlicher und nachhaltiger gestaltet werden. In der bisherigen Planung werden öffentliche Verkehrsmittel, begehbare Stadtteile und eine Elektrifizierung als Kernpunkte genannt. Laut Live Science soll die Verlagerung etwa 10.000 Arbeitsplätze von Jakarta nach Nusantara schaffen. Obwohl Experten wie Deden Rukmana von der Alabama A&M University Zweifel an der Umsetzung äußern, wird dieses Projekt als eine Möglichkeit gesehen, das massive Bevölkerungswachstum Jakartas zu bremsen.
Jakarta kämpft nicht nur mit sinkendem Grundwasser, sondern auch mit der Bedrohung durch steigende Meeresspiegel. Bereits heute fließen bei Sturmfluten regelmäßig Abwässer in die Wohngebiete der Stadt. Als Lösung ist der Bau von 17 künstlichen Inseln geplant, die als eine Art Puffer dienen und die Stadt vor Überflutungen schützen sollen.
Abwasser als Trinkwasser in San Diego
San Diego hingegen hat mit der gegenteiligen Herausforderung zu kämpfen: extremer Trockenheit. Bereits jetzt erhält die Stadt weniger als 30 Zentimeter Niederschlag pro Jahr. Seit den 1990er Jahren setzt San Diego daher auf innovative Wasserschutzmaßnahmen. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von recyceltem Abwasser, das wieder in die städtische Trinkwasserversorgung eingespeist wird. Dies stellt einen radikalen, aber notwendigen Schritt dar, um den Wasserverbrauch zu senken. Laut Live Science plant die Stadt, bis 2045 etwa 18 Prozent ihres Trinkwassers aus recyceltem Abwasser zu gewinnen.
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Bereits seit den 1990er Jahren setzt San Diego auf Wassersparmaßnahmen wie den Einsatz von Toiletten mit geringem Wasserverbrauch und das Verhindern von Wasserverschwendung in der Landwirtschaft. Die Errichtung einer Meerwasserentsalzungsanlage sorgt zudem für eine zusätzliche Wasserversorgung. Dank dieser Maßnahmen hat die Stadt ihren Wasserverbrauch pro Kopf halbiert und die Abhängigkeit von externen Wasserlieferanten drastisch reduziert. Jeff Stephenson von der Wasserbehörde San Diego erklärte gegenüber Live Science: „Es ist ein langsamer Prozess, aber die Ergebnisse kommen Schritt für Schritt.“
Was du dir merken solltest:
- Städte tragen maßgeblich zum Klimawandel bei, indem sie rund 70 Prozent der globalen CO2-Emissionen verursachen, besonders durch Verkehr und Gebäude.
- Innovative Maßnahmen zeigen Wege zur Anpassung, wie Mailands Aufforstungsprojekt, Jakartas Umsiedlung und San Diegos Wiederverwertung von Abwasser als Trinkwasser.
- San Diego, Mailand und Jakarta sind Beispiele dafür, wie Städte sich durch unterschiedliche Strategien den klimatischen Herausforderungen stellen.
Übrigens: Wissenschaftler aus Stuttgart haben eine revolutionäre Fassaden-Technologie entwickelt, die Gebäude wie Schwämme Regenwasser speichern lässt und so Städte besser gegen Hochwasser schützt. Mehr dazu in unserem Artikel über HydroSKIN und seine potenziellen Vorteile für urbane Gebiete.
Bild: © Goldmund100 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0