Sommerurlaub und Klimawandel: Die Gewinner und Verlierer der neuen Realität
Der Klimawandel verändert den Sommerurlaub: Südeuropa leidet unter Hitze, während kühlere Regionen im Norden immer mehr Touristen anziehen.
Der Klimawandel verändert zunehmend die Urlaubsgewohnheiten der Europäer, vor allem der typische Sommerurlaub ändert sich. Mit steigenden Temperaturen und häufigeren Wetterextremen ziehen es viele Urlauber vor, ihre Ferien in kühlere Regionen zu verlegen. Während der europäische Süden, insbesondere beliebte Reiseziele wie Spanien, Griechenland und Italien, unter extremer Hitze leidet, werden kühle Destinationen im Norden immer attraktiver.
Laut dem ZDF-Wetterexperten Özden Terli bleibt die Erwärmung nicht ohne Folgen. Er betont, dass der Klimawandel nicht nur zu mehr Hitze, sondern auch zu intensiveren Wetterphänomenen führt. Heftige Gewitter und Waldbrände, wie sie diesen Sommer in Russland und Kanada wüteten, sind ein direktes Resultat des Treibhauseffekts.
Hitze vertreibt Urlauber aus dem Süden
Vor allem die Mittelmeerregion spürt die Auswirkungen deutlich. Extreme Temperaturen und Wasserknappheit machen es für viele Urlauber schwer, in südlichen Ländern wie der Türkei oder Spanien Erholung zu finden. ZDF-Meteorologe Terli erklärt, dass Ferienhäuser oft zum Rückzugsort vor der Hitze werden. Dies könnte dazu führen, dass die Hauptsaison in diesen Regionen künftig im Frühjahr oder Herbst liegt, während die Sommermonate gemieden werden.
Eine von der EU in Auftrag gegebene Studie unterstützt diese These. Sie zeigt, dass kühlere Regionen wie Skandinavien und Großbritannien vermehrt von den veränderten Reisegewohnheiten profitieren. Bereits jetzt verzeichnen Länder wie Schweden und Norwegen einen Anstieg der Touristenzahlen.
Skandinavien wirbt mit der „Coolcation“
Schweden nutzt den Trend mit einer cleveren Marketingkampagne: Unter dem Slogan „Coolcation“ bewerben sie die angenehm kühlen Sommer in ihrer Region. Im vergangenen Jahr stiegen die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste in Schweden um elf Prozent, in Norwegen sogar um 22 Prozent. Dennoch bleibt der schwedische Tourismusforscher Stefan Gössling skeptisch, ob sich daraus ein dauerhafter Trend ableiten lässt.
- Kühler Schwarzwald statt Sommer-Hotspot: Selbst Spanier fliehen vor der Hitze zu Hause
- Overtourism: Massentourismus bedroht beliebte Urlaubsziele
- Ab in den Norden: Coolcation als Antwort auf Klimawandel – Aber ist der Süden wirklich der Verlierer?
Nicht nur Skandinavien profitiert von den klimatischen Veränderungen. Auch in Nordfrankreich, insbesondere in der Normandie und der Bretagne, verlagert sich der Tourismus. Ferienimmobilien in diesen Regionen werden teurer, und die Übernachtungszahlen sind laut dem französischen Wirtschaftsministerium um zehn Prozent gestiegen.
Der Norden Deutschlands zieht mehr Urlauber an
Auch in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar. Die nördlichen Regionen, insbesondere die Küsten an Nord- und Ostsee, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Niedersachsens Tourismusdaten für das erste Halbjahr 2024 zeigen einen Anstieg der Übernachtungszahlen um 1,4 Prozent.
ZDF-Wetterexperte Terli warnt jedoch davor, dass auch die nördlichen Regionen nicht von den Auswirkungen der Klimakrise verschont bleiben. Selbst in Skandinavien regnet es aufgrund der Erderwärmung häufiger, was zeigt, dass die Veränderungen global sind und weiter fortschreiten.
Was du dir merken solltest:
- Der Klimawandel verschiebt den Sommerurlaub: Während der Süden unter extremer Hitze leidet, gewinnen kühlere Regionen im Norden an Beliebtheit.
- Südeuropa verzeichnet rückläufige Touristenzahlen, da hohe Temperaturen und Wasserknappheit Erholung erschweren.
- Skandinavien und Norddeutschland profitieren zunehmend von diesem Trend und verzeichnen einen deutlichen Anstieg an Urlaubern.
Übrigens: Wusstest du, dass nicht Spanien, sondern ein Land nördlich der Alpen das mit dem höchsten Touristenaufkommen pro Kopf ist? Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Jana Sekyrová via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0