Genetische Analyse entschlüsselt: Wie Rauchen und Bakterien Darmkrebs auslösen

Rauchen und schädliche Bakterien verursachen DNA-Schäden, die Darmkrebs auslösen. Eine Studie entschlüsselt die genetischen Zusammenhänge.

Rauchen und Bakterien: Wie sie DNA schädigen und das Risiko für Darmkrebs erhöhen – neue Erkenntnisse aus der Genetik. © Pexels

Rauchen und Bakterien: Wie sie die DNA schädigen und das Risiko für Darmkrebs erhöhen – neue Erkenntnisse aus der Genetik. © Pexels

Jede Zelle enthält ein DNA-Handbuch mit rund drei Milliarden Buchstaben. Eine Mutation, etwa durch Rauchen ausgelöst, kann eine Zelle verändern und so zu Darmkrebs führen. Diese Krebsart, die häufig durch fehlerhafte Zellen im Darm entsteht, fordert weltweit fast eine Million Menschenleben pro Jahr. Eine neue, umfassende genetische Analyse hat nun die tödlichen DNA-Fehler bei dieser Erkrankung untersucht.

Die Studie, durchgeführt im Rahmen des britischen 100,000 Genomes Project, analysierte das Erbgut von über 2.000 Darmkrebstumoren. Wie die spanische Forscherin Claudia Arnedo laut El Pais betont, wurden dabei „die vollständigsten Mutationssignaturen im Darmkrebs“ dokumentiert. Diese sind spezifische Veränderungen in der DNA, die auf bestimmte Ursachen hinweisen. Eine davon, SBS4, ist direkt mit Tabakkonsum verknüpft. Die Signatur entsteht durch chemische Schäden an der DNA, die durch die toxischen Stoffe im Tabakrauch ausgelöst werden.

Wie Rauchen Darmkrebs verursachen kann

Ebenfalls besondere Aufmerksamkeit erhielt die Mutationssignatur SBS93, die bisher hauptsächlich mit Speiseröhren- und Magenkrebs assoziiert wurde. „In unserer Studie haben wir festgestellt, dass SBS93 bei etwa einem Drittel der analysierten Tumore auftritt, insbesondere bei jüngeren Patienten“, erklärte Arnedo. Der genaue Mechanismus hinter dieser Signatur ist zwar noch unbekannt, doch Hinweise deuten auf einen Zusammenhang mit Tabak und Alkohol hin.

Neben Tabak hat auch die Darmflora auf die Krebsentstehung. Eine spezielle Escherichia-coli-Bakterienart produziert das Molekül Colibactin, das die DNA schädigt. Laut der Studie fanden sich entsprechende Mutationen in 13 Prozent der untersuchten Tumore. Eine ballaststoffreiche Ernährung könnte helfen, solche schädlichen Bakterien zu reduzieren.

Fortschritte in der Krebsforschung

Das Team um Ian Tomlinson von der Universität Oxford identifizierte mehr als 250 Gene, die Mutationen enthalten und damit Darmkrebs verursachen können. Einige davon, etwa 50, wurden bisher noch nie mit Krebs in Verbindung gebracht. Diese Ergebnisse könnten langfristig zur Entwicklung neuer Medikamente oder Immuntherapien beitragen, wie der Biologe José Tubío von der Universität Santiago de Compostela erklärt.

Ein weiterer Meilenstein der Forschung: Präzisionsmedizin, die alle Mutationen im Blick hat, auch die seltenen. „Diese Analyse bietet ein genaues Bild, um maßgeschneiderte Behandlungen zu entwickeln“, so Tubío.

Rauchen bleibt zentrale Bedrohung

Tabak wird weiterhin als größter Feind der öffentlichen Gesundheit bezeichnet. Laut der WHO sterben die Hälfte aller Raucher an den Folgen ihres Konsums. In Spanien rauchen 22 Prozent der Bevölkerung, in Großbritannien 13 Prozent. Dort wurde kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das ab 2027 den Tabakverkauf an Menschen verbietet, die nach 2008 geboren wurden. Ein Modell, das Vorbild für andere Länder sein könnte.

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Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit und die zweithäufigste Todesursache nach Lungenkrebs. Fortschritte in der Medizin haben die Fünf-Jahres-Überlebensrate auf 65 Prozent gesteigert. Trotzdem nimmt die Erkrankung unter 50-Jährigen alarmierend zu, mit einer jährlichen Steigerung von 3 Prozent. Gründe könnten Übergewicht, Bewegungsmangel und zuckerhaltige Getränke sein.

Was du dir merken solltest:

  • Rauchen und bestimmte Bakterien verursachen DNA-Schäden, die direkt mit Darmkrebs in Verbindung stehen, wie die Mutationssignaturen SBS4 und SBS93 zeigen.
  • Die Analyse von mehr als 2.000 Tumoren identifizierte über 250 relevante Gene, darunter 50 bisher unbekannte, die Mutationen und Krebs begünstigen.
  • Eine ballaststoffreiche Ernährung und Präventionsmaßnahmen wie Tabakkontrollen könnten helfen, das Risiko für diese weltweit dritthäufigste Krebsart zu senken.

Übrigens: Ein Bakterien-Protein könnte der Schlüssel zur Reparatur von DNA-Schäden sein, wie sie auch durch Rauchen entstehen können. Diese bahnbrechende Entdeckung bietet Hoffnung auf neue Ansätze gegen Darmkrebs und andere Erkrankungen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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