Generation Z: Junge Briten lehnen Jobangebote ab, weil sie zu wenig Geld haben

Die Generation Z in Großbritannien hat angesichts hoher Lebenshaltungskosten finanziell und psychisch stark in der Arbeitswelt zu kämpfen.

A girl sitting alone at stairs. Stress and mental problem in childhood ,Generative AI.

Für viele junge Briten sehen die Zukunftsaussichten aktuell düster aus. © Vecteezy

Viele Mitglieder der Generation Z in Großbritannien schaffen es nicht, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Laut dem Youth Index 2024 des Prince’s Trust und der NatWest Group hat jeder zehnte junge Mensch aus einkommensschwachen Verhältnissen in den letzten Monaten Jobangebote abgelehnt. Der Grund: Die Kosten für Transport, Kleidung oder Unterkunft waren einfach zu hoch.

Die aktuell sehr hohen Lebenshaltungskosten beeinträchtigen die Berufsaussichten junger Menschen. Besonders betroffen sind Arbeitslose und Personen aus ärmeren Haushalten – fast ein Drittel von ihnen musste bereits ähnliche Entscheidungen treffen.

Dabei bleibt es nicht: Fast ein Viertel der Befragten gibt an, sich die Qualifikationen für ihren Wunschberuf nicht leisten zu können. Bei jungen Menschen aus einkommensschwachen Haushalten oder Arbeitslosen steigt diese Zahl sogar auf über 30 Prozent. Diese finanzielle Barriere führt dazu, dass immer mehr Jugendliche den Einstieg ins Berufsleben vorzeitig abbrechen oder gar nicht erst versuchen, ihre beruflichen Ziele zu verfolgen.

Lebenshaltungskosten belasten mental und finanziell

Die aktuelle Krise trifft die jungen Menschen nicht nur finanziell, sondern hat auch drastische Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass die Lebenshaltungskostenkrise größere Schäden angerichtet hat als die Pandemie. Ein Drittel berichtet von einer deutlichen Verschlechterung ihrer psychischen Verfassung. Über 40 Prozent leiden täglich unter Angstgefühlen, ausgelöst durch finanzielle Unsicherheiten.

Die Zahlen sind besonders für Jugendliche aus einkommensschwachen Verhältnissen alarmierend:

  • Jeder Zehnte aus dieser Gruppe berichtet, in den letzten Monaten aufgrund finanzieller Engpässe gemobbt worden zu sein.
  • Über 20 Prozent haben im vergangenen Jahr Mahlzeiten ausgelassen, um Geld zu sparen – eine Steigerung von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die NatWest Group weist darauf hin, dass diese Entwicklung langfristige Folgen für das körperliche und psychische Wohlbefinden dieser Generation haben könnte.

Zukunftsängste prägen die Generation Z

Über die Hälfte der jungen Briten befürchtet, nie finanzielle Sicherheit zu haben. Für viele bleibt dies jedoch das wichtigste Lebensziel, noch vor mentaler Gesundheit (42 Prozent) oder dem Wunsch, eine Familie zu gründen (36 Prozent). Fast 60 Prozent bezweifeln, dass sie sich jemals ein Eigenheim leisten können.

Diese Ängste wirken sich auch auf den Alltag der jungen Generation aus. Fast ein Viertel der Befragten gibt an, sich wegen finanzieller Sorgen schlecht konzentrieren zu können. Sie berichten, dass sie oft den Kopf nicht freibekommen – sei es in der Schule, im Studium oder bei der Arbeit.

Fehlende Mittel blockieren Ziele

Ein weiteres großes Problem ist die Finanzierung von Bildung. Fast 20 Prozent der Jugendlichen planen, ihre Ausbildung vorzeitig abzubrechen, um Geld zu verdienen. Gleichzeitig fehlen ihnen häufig die Mittel, um die notwendigen Qualifikationen für ihre Wunschberufe zu erwerben. Über ein Drittel der jungen Menschen aus ärmeren Verhältnissen gibt an, sich Weiterbildungen oder Kurse nicht leisten zu können. Hinzu kommt, dass viele schlichtweg nicht wissen, wo sie Unterstützung finden können.

Der Prince’s Trust, ein gemeinnütziger Partner der NatWest Group, sieht hier dringenden Handlungsbedarf. Sandi Royden, Leiterin für Jugend und Familie bei NatWest, erklärt:

Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die Bewältigung der Lebenshaltungskostenkrise nicht nur auf den Alltag junger Menschen auswirkt, sondern sie auch über ihre zukünftige finanzielle Sicherheit verunsichert.

Sandi Royden

Neben finanzieller Unterstützung benötigen viele Jugendliche auch praktische Hilfen. Laut der Studie wünscht sich ein Drittel der Befragten mehr Unterstützung bei der Vermittlung von Praktika oder beruflicher Erfahrung. Fast genauso viele hoffen auf Hilfe beim Aufbau von Selbstbewusstsein und bei Bewerbungsfähigkeiten wie dem Verfassen von Lebensläufen oder dem Trainieren von Vorstellungsgesprächen.

Optimismus trotz Krise?

Trotz der besorgniserregenden Ergebnisse gibt es laut Jonathan Townsend vom Prince’s Trust auch Hoffnung. Zwei Drittel der jungen Briten glauben, dass ein Job ihnen Stabilität und Sicherheit bieten kann. Fast 70 Prozent der Befragten empfinden Arbeit als einen wichtigen Weg, um die Lebenshaltungskostenkrise zu bewältigen.

Dennoch machen sich viele Sorgen über ihre Zukunft. Über ein Viertel fürchtet, aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten den Job zu verlieren. Fast die Hälfte glaubt nicht, die notwendigen Fähigkeiten oder Erfahrungen zu besitzen, um dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Arbeitgeber, Bildungsinstitutionen und die Regierung müssen laut der NatWest Group gemeinsam daran arbeiten, diese Ängste abzubauen.

Trotz der düsteren Ergebnisse bietet die Studie auch einen hoffnungsvollen Ausblick, wenn wir jetzt handeln. Denn die überwältigende Mehrheit der jungen Menschen sagt uns, dass sie weiterhin entschlossen sind, ihre Ziele zu erreichen. Was sie brauchen, ist praktische, pragmatische Unterstützung, um die Herausforderungen zu meistern, vor denen sie stehen.

Jonathan Townsend

Soziale Medien als neue Anlaufstelle für Finanztipps

Immer mehr junge Menschen wenden sich an soziale Medien, um Rat zu suchen. Laut der Studie hat sich die Zahl derjenigen, die Plattformen wie TikTok für finanzielle Tipps nutzen, seit 2022 verdoppelt. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass traditionelle Unterstützungssysteme offenbar nicht mehr ausreichend greifen und neue Ansätze gefragt sind, um diese Generation zu erreichen.

Was du dir merken solltest:

  • Die Lebenshaltungskostenkrise zwingt junge Briten dazu, Jobangebote abzulehnen oder ihre Bildung abzubrechen, da sie sich grundlegende Kosten nicht leisten können.
  • Fast die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen leidet unter psychischen Belastungen wie Angst oder Konzentrationsproblemen, die durch finanzielle Unsicherheiten entstehen.
  • Ein Drittel der Jugendlichen wünscht sich mehr Unterstützung für Praktika und Bewerbungsfähigkeiten, während soziale Medien als Beratungsquelle an Bedeutung gewinnen.

Übrigens: Auf dem internationalen Arbeitsmarkt haben junge Briten ebenfalls schlechtere Chancen – gerade weil ihre Muttersprache auch Weltsprache ist. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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