Englisch-Muttersprachler geraten ins Abseits: Wie die Weltsprache zur Bildungshürde wird

Englisch dominiert als Weltsprache, doch die Ausrichtung englischsprachiger Länder führt zu Nachteilen in der globalisierten Arbeitswelt.

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Viele englischsprachige Länder legen kaum Wert auf das Erlernen anderer Sprachen. Das kann ein entscheidender Nachteil auf dem globalisierten Arbeitsmarkt sein. © Vecteezy

Englisch gilt als Weltsprache und dominiert in vielen Bereichen, sei es in der Wirtschaft, Diplomatie oder im akademischen Austausch. Doch genau diese Vorherrschaft bringt für Muttersprachler des Englischen auch Nachteile mit sich. 

Laut einem Bericht der Time profitieren Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, nicht nur beruflich, sondern auch kulturell und politisch. In englischsprachigen Ländern hingegen zeigt sich ein gegenteiliger Trend: Der Anreiz, andere Sprachen zu lernen, sinkt stetig.

Sprachenlernen wird unterschätzt

Einen prominenten Diskussionsbeitrag lieferte bereits 2012 Lawrence Summers, der ehemalige Präsident der Harvard-Universität. Er argumentierte in der New York Times, dass Investitionen ins Sprachenlernen angesichts fortschreitender maschineller Übersetzungen zunehmend überflüssig würden. 

Doch die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen das Gegenteil: Maschinelle Übersetzungen mögen immer präziser werden, doch sie können die kulturellen Nuancen und den persönlichen Austausch, den das Lernen einer Sprache mit sich bringt, nicht ersetzen. Englisch mag zwar global verbreitet sein, doch andere Sprachen wie Spanisch und Chinesisch gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Unternehmen suchen Mehrsprachigkeit

Viele Unternehmen, von internationalen Konzernen bis hin zu kleineren Organisationen, schätzen inzwischen Mehrsprachigkeit bei ihren Mitarbeitern. Englischsprachige Länder wie die USA oder Großbritannien stehen dabei vor einem Problem: Ihre monolingualen Bildungssysteme bereiten junge Menschen kaum auf die Anforderungen einer globalisierten Arbeitswelt vor. Der Time zufolge zeigt sich dies besonders deutlich in den USA. Dort sind Studiengänge im Ausland zwar populär, werden jedoch meist auf Englisch angeboten.

Die Abnahme des Interesses am Sprachenlernen zeigt sich auch an den Schulen und Universitäten. Sprachkurse verzeichnen stetig sinkende Anmeldezahlen, während Hochschulen immer häufiger Anforderungen an Fremdsprachen lockern oder gänzlich streichen. Prominent wurde beispielsweise die Entscheidung der West Virginia University, alle Sprachabschlüsse abzuschaffen.

Die Illusion der universellen Verständigung

Englisch ist zwar weit verbreitet, doch nur ein Viertel der Weltbevölkerung beherrscht die Sprache überhaupt in Grundzügen. Viele dieser Sprecher erreichen keine hohe Kompetenzstufe, was die Kommunikation mit der Mehrheit der Weltbevölkerung erschwert. Englisch-Muttersprachler auf der anderen Seite verpassen die Chance, sich mit internationalen Perspektiven auseinanderzusetzen und das Wissen zu nutzen, das in anderen Sprachen geschaffen wird. Das wirkt sich nicht nur auf berufliche, sondern auch auf kulturelle und politische Entwicklungen aus. Ohne Sprachkenntnisse bleibt der Zugang zu internationalen Nachrichten, Meinungen und Medien oft eingeschränkt.

Während die Anglosphäre auf Englisch als universelle Sprache setzt, lernen in vielen anderen Teilen der Welt Menschen mindestens zwei Sprachen. Dies trägt dazu bei, dass Englisch weltweit 1,5 Milliarden Sprecher zählt – mehr als jede andere Sprache. Dennoch bleibt Englisch in Bezug auf die Anzahl der Muttersprachler hinter Mandarin und Spanisch zurück.

Die zehn meistgesprochenen Sprachen nach Zahl der Sprecher. Englisch liegt weit vorne, gefolgt von Mandarin und Hindi. (Quelle: Statista)

„Elite-Mehrsprachigkeit“ und ihre Folgen

Die Verbreitung von Englisch als Zweitsprache führt zu einer Form von „elitärer Mehrsprachigkeit“. Menschen aus verschiedenen Ländern kombinieren Englisch mit ihren eigenen Sprachen und erweitern so ihre Chancen auf dem globalen Arbeitsmarkt. Englisch-Muttersprachler hingegen bleiben oft monolingual, was sie in einer zunehmend mehrsprachigen Welt ins Abseits drängt. Dieses Ungleichgewicht wird durch soziale und wirtschaftliche Faktoren zusätzlich verstärkt: Der Zugang zu Sprachunterricht und Auslandsaufenthalten ist oft ungleich verteilt.

Die Dominanz von Englisch wird laut Time nicht ewig anhalten: Spanisch, das auf fünf Kontinenten gesprochen wird, könnte eine ernsthafte Alternative als neue Weltsprache darstellen. Entscheidend sei jedoch, Englisch als Bestandteil eines mehrsprachigen Bildungssystems zu sehen und nicht als einzige Lösung.

Was du dir merken solltest:

  • Englisch-Muttersprachler lernen seltener andere Sprachen, was ihre Chancen auf dem globalen Arbeitsmarkt einschränkt.
  • Nur ein Viertel der Weltbevölkerung spricht Englisch, oft nicht auf hohem Niveau, was zu kultureller und beruflicher Isolation führen kann.
  • Mehrsprachigkeit ist weltweit gefragt, weshalb Englischsprachige durch einsprachige Bildungssysteme im Nachteil bleiben.

Bild: © Vecteezy

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