Adler umfliegen Ukraine: Krieg beeinflusst Flugrouten

Schelladler meiden auf ihrer Migration das vom Krieg betroffene Gebiet in der Ukraine, was ihre Brutzeit beeinflusst.

Schelladler

Der Schelladler (Clanga clanga) umfliegen auf ihrer Frühjahrsmigration durch die Ukraine die Kriegsgebiete, was zu einer verzögerten Ankunft an ihren Brutplätzen führt. © Wikimedia

Schelladler, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, ändern ihre gewohnten Flugrouten, um die vom Krieg betroffenen Gebiete in der Ukraine zu meiden. Das zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie von der Universität von East Anglia und dem British Trust for Ornithology auf. Die Forscher haben signifikante Verhaltensänderungen bei den Adlern während ihrer Frühjahrsmigration entdeckt. Normalerweise überfliegen die Adler auf ihrem Weg von den Wintergebieten in Südeuropa und Ostafrika nach Belarus die Ukraine, um dort zu brüten.

Die Forscher, die den Adlern GPS-Geräte angelegt hatten, stellten fest, dass die Vögel im Durchschnitt 83 Kilometer längere Strecken zurücklegen, um die Konfliktzonen zu umgehen. Dies führt dazu, dass die Vögel weniger Zeit auf den üblichen Zwischenlandeplätzen in der Ukraine verbringen, die für die Nahrungsaufnahme und Erholung essentiell sind.

Längere Reisen, späte Ankünfte

Vor dem Konflikt verbrachten weibliche Adler im Durchschnitt 193 Stunden in der Luft auf ihrer Reise, doch diese Zahl ist auf 246 Stunden gestiegen. Ähnlich verhält es sich bei den männlichen Adlern, deren Reisedauer von 125 Stunden auf 181 Stunden angewachsen ist. Diese erhöhten Flugstunden könnten einen negativen Einfluss auf die Fitness und die Fortpflanzungsfähigkeit der Adler haben.

Dr. Charlie Russell, ein Forscher in der Schule für Umweltwissenschaften an der Universität East Anglia, äußerte seine Überraschung über die Entdeckung: „Wir hatten nicht erwartet, den Flug dieser Vögel durch aktive Konfliktzonen zu verfolgen.“ Er betonte weiter: „Unsere Erkenntnisse bieten seltene Einblicke, durch die wir verstehen können, wie Konflikte die Tierwelt beeinflussen, und verbessern unser Verständnis für die potenziellen Auswirkungen der Exposition gegenüber solchen Ereignissen oder anderen extremen menschlichen Aktivitäten.“

Verbreitungsgebiet des Schelladlers: Blau = Winter, Orange = Sommer. Bild: © Accipiter via Wikimedia unter CC3-Lizenz aus: T. Mebs und D. Schmidt: Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh-Kosmos, Stuttgart, 2006. ISBN 3-440-09585-1 

Laut der Studie ist die Anzahl der Adler, die in der Ukraine Rast machen, drastisch gesunken. Während vor dem Konflikt 90 Prozent der Adler in der Ukraine Halt machten, sind es jetzt nur noch 30 Prozent. Einige der wichtigen Zwischenlandeplätze, wie zum Beispiel in Polesien, wurden im Jahr 2022 überhaupt nicht genutzt.

Adler auf Umwegen

Diese Änderungen in den Migrationsmustern könnten weitreichende Folgen haben, nicht nur für die Adler selbst, sondern auch für die Ökosysteme, in denen sie leben. Die Vermeidung der ukrainischen Gebiete und die daraus resultierenden längeren Reisen führen dazu, dass die Adler später als üblich auf ihren Brutplätzen ankommen. Dies könnte die Brutzeit verkürzen und damit die Reproduktionsraten negativ beeinflussen.

Die Schelladler, die als eine gefährdete Art eingestuft sind, stehen somit vor neuen Herausforderungen, die durch menschliche Konflikte verursacht werden. Die Forscher betonen die Notwendigkeit, weiterhin die Auswirkungen des Krieges auf die Tierwelt zu untersuchen, um angepasste Schutzmaßnahmen entwickeln zu können.

Was du dir merken solltest:

  • Schelladler meiden auf ihrer Frühjahrsmigration durch die Ukraine die Kriegsgebiete, indem sie alternative Routen wählen und so ihre üblichen Rastplätze weniger nutzen.
  • Diese Umwege führen zu längeren Flugzeiten und einer verzögerten Ankunft auf den Brutplätzen, was potenziell die Fortpflanzungszeiten und den Bruterfolg der Adler beeinträchtigt.
  • Die Studie verdeutlicht die tiefgreifenden Auswirkungen menschlicher Konflikte auf Wildtiere und betont die Notwendigkeit, deren Schutz auch in Konfliktzeiten zu gewährleisten.

Bild: © Christoph Moning via Wikimedia unter CC4-Lizenz

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