Rapsprotein statt Soja: Deutsche Erfindung macht Burger saftiger und Tierfutter nahrhafter

Rapsprotein aus heimischem Anbau liefert hochwertiges Eiweiß für Burger und Futtermittel – und reduziert die Abhängigkeit von Sojaimporten.

Veganes, heimisches Protein macht Burger und Tierfutter besser

Der Markt für vegane Ersatzprodukte wächst seit Jahren stetig, getrieben durch steigendes Bewusstsein für Tierwohl, Klimaschutz und gesunde Ernährung. © Pexels

In vielen veganen Burgern oder pflanzlicher Milch steckt meist Soja, Erbsen oder Algen. Doch gerade Soja hat einen Nachteil: Ein Großteil stammt aus Südamerika, wo für den Anbau wertvolle Regenwälder gerodet werden – und der größte Teil landet nicht auf dem Teller, sondern wird als Tierfutter in der Landwirtschaft genutzt. Eine heimische Pflanze könnte dabei gleich mehrere Probleme lösen: Raps. Bekannt vor allem als Speiseöl-Lieferant, kann er deutlich mehr.

Forscher am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse in Leuna haben ein Verfahren entwickelt, das aus Rapssaat ein besonders hochwertiges Protein gewinnt. Dieses Rapsprotein könnte unsere Ernährung nachhaltiger machen, Futtermittel revolutionieren und Deutschland unabhängiger von globalen Märkten machen.

Rapsprotein bringt mehr Vielfalt auf den Teller

Rapskerne enthalten nicht nur Öl, sondern auch bis zu 20 Prozent Eiweiß. Bisher blieb dieses Potenzial ungenutzt, weil die herkömmliche Heißpressung die empfindliche Struktur der Proteine zerstörte. Zudem gelangten Bitterstoffe ins Endprodukt, was es ungenießbar machte – sowohl für Menschen als auch für Tiere.

Das neue Fraunhofer-Verfahren, „EthaNa“ genannt, setzt auf eine schonende Extraktion. Geschälte Rapskerne werden bei maximal 70 Grad Celsius mit Ethanol behandelt. Das Besondere:

  • Die Proteine bleiben weitgehend unverändert.
  • Fasern und Bitterstoffe werden vorher entfernt.
  • Das Öl bleibt in hoher Qualität erhalten.

So entsteht ein Rapskernkonzentrat mit über 50 Prozent Eiweiß und weniger als 5 Prozent Restöl. Es hat eine ausgewogene Aminosäure-Zusammensetzung und ähnelt Milchprotein – ein Vorteil für die Verwertbarkeit im menschlichen Körper.

Nach der Entölung in der Filterpresse erhalten die Forscher entöltes Rapskernkonzentrat mit hohem Proteingehalt. © Fraunhofer CBP
Nach der Entölung in der Filterpresse erhalten die Forscher entöltes Rapskernkonzentrat mit hohem Proteingehalt. © Fraunhofer CBP

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Von Pasta bis Burger

Im EU-Projekt „Like-A-Pro“ wurde getestet, wie sich Rapsprotein in der Küche bewährt. Das Ergebnis:

  • Pasta erhielt eine gute Struktur und angenehmen Biss.
  • Burger-Patties überzeugten durch Saftigkeit, Konsistenz und Geschmack.

Auch als Grundlage für Fischstäbchen- oder Hackfleisch-Ersatz hat sich das Konzentrat bewährt. Analysen zeigten sogar höhere Anteile essenzieller Aminosäuren als bei Soja oder herkömmlichen Rapsprodukten. Für Konsumenten bedeutet das: mehr Vielfalt bei Fleischalternativen – auf regionaler Rohstoffbasis.

Rapskernkonzentrat bildet stabile Emulsionen mit anderen Zutaten uns lässt sich hervorragend zu Burger-Patties, Hackfleisch- und Fischstäbchenersatzprodukten sowie Pasta verarbeiten © Flowfood
Rapskernkonzentrat bildet stabile Emulsionen mit anderen Zutaten uns lässt sich hervorragend zu Burger-Patties, Hackfleisch- und Fischstäbchenersatzprodukten sowie Pasta verarbeiten © Flowfood

Vorteile für Landwirtschaft und Tiermast

Die Bedeutung von Rapsprotein reicht jedoch über die menschliche Ernährung hinaus. In Fütterungsversuchen an der Universität Hohenheim zeigte sich, dass Küken mit Rapskernkonzentrat rasch an Gewicht zulegen – von 43 Gramm auf ein Kilogramm in nur 21 Tagen.

Entscheidend ist nicht nur der Proteingehalt, sondern auch die Verdaulichkeit. Hier schnitt das neue Rapsprotein deutlich besser ab als herkömmliches Rapsextraktionsschrot. Wird das Enzym Phytase zugesetzt, steigt die Eiweißaufnahme im Organismus zusätzlich.

Damit bietet sich eine Alternative zu Sojaextraktionsschrot, das bislang Standard in der Geflügelmast ist. Der Unterschied: Raps wächst hierzulande – und muss nicht über tausende Kilometer importiert werden.

Warum Rapsprotein für Verbraucher wichtig werden könnte

Die Fraunhofer-Innovation zeigt, dass Raps weit mehr leisten kann, als nur Öl zu liefern. Für Verbraucher, Landwirte und Umwelt ergeben sich klare Vorteile:

  • Ernährung und Gesundheit
    • Rapsprotein ist reich an essenziellen Aminosäuren.
    • Es kann Milchproteine oder Soja ersetzen und bietet eine gesunde, regionale Alternative für vegane Lebensmittel.
    • Burger-Patties, Pasta oder Proteinprodukte mit Rapsanteil sind nährstoffreich und nachhaltig.
  • Landwirtschaft und Tierfütterung
    • Geflügel wächst mit Rapsprotein genauso gut wie mit Soja, aber die Proteinverdaulichkeit ist höher.
    • Weniger Importfutter bedeutet geringere Abhängigkeit von Südamerika.
    • Landwirte profitieren von regional verfügbaren Eiweißquellen.
  • Umwelt und Klima
    • Weniger Sojaimporte verhindern Abholzung von Regen- und Savannenwäldern.
    • Geringere Transportwege reduzieren Treibhausgasemissionen.
    • Rapsschalen können als Dämmstoff genutzt werden – ein zusätzlicher Beitrag zur Ressourcenschonung.
  • Wirtschaft und Versorgungssicherheit
    • Die ganzheitliche Nutzung von Raps steigert die Wertschöpfung in Deutschland.
    • Nebenprodukte wie Glucosinolate oder Sinapinsäure finden Verwendung in Kosmetik, Pflanzenschutz oder Nahrungsergänzung.
    • Unabhängigkeit von schwankenden Sojapreisen und globalen Lieferketten wächst.

Nachhaltigkeit durch vollständige Nutzung der Pflanze

Das EthaNa-Verfahren zeigt eindrucksvoll, wie moderne Technologie Pflanzen neu nutzbar macht. Raps liefert damit nicht nur Öl, sondern auch Eiweiß, Fasern und wertvolle Nebenprodukte. Alles wird verwertet – vom Dämmstoff bis zum Pflanzenschutzmittel.

Das Ergebnis ist ein Kreislauf, der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nachhaltiger gestaltet. Deutschland gewinnt eine neue Proteinquelle, die regionale Ressourcen nutzt und ökologische Belastungen reduziert.

Kurz zusammengefasst:

  • Rapsprotein liefert hochwertiges Eiweiß, das Milchprotein ähnelt, reich an essenziellen Aminosäuren ist und Soja in Lebensmitteln und Futtermitteln ersetzen kann.
  • Das Fraunhofer-EthaNa-Verfahren ermöglicht eine schonende Verarbeitung von Rapssaat, wodurch Proteine erhalten bleiben und Bitterstoffe entfernt werden.
  • Die Nutzung von Rapsprotein stärkt regionale Landwirtschaft, verringert Sojaimporte, schützt das Klima und eröffnet neue Märkte für Ernährung und Tiermast.

Übrigens: Im letzten Jahr fiel die Weizenernte nicht nur kleiner aus, auch der Proteingehalt sank deutlich – mit Folgen für Preis und Backqualität. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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