Algen-Jäger: Norwegens Mini-Satellit scannt Meere nach Gefahren ab

Norwegens Satellit HYPSO-2 überwacht Algen und Wasserqualität aus dem All. Präzise Daten helfen, Klimaprozesse zu verstehen.

Der norwegische Mini-Satellit überwacht Algenblüten, die Trinkwasser gefährden, Fische töten und massive Umweltschäden anrichten können.

Der norwegische Mini-Satellit überwacht Algenblüten, die Trinkwasser gefährden, Fische töten und massive Umweltschäden anrichten können. © Kongsberg NanoAvionics

Mit einer Geschwindigkeit von 7,5 Kilometern pro Sekunde umkreist der Satellit HYPSO-2 die Erde – schnell, klein und voller Hightech. In einer Höhe von etwa 580 Kilometern scannt der Mini-Satellit die Ozeane und Küstenregionen auf ein dringendes Problem: Algen, genauer Algenblüten. Diese können nicht nur Trinkwasser gefährden, sondern auch Massensterben von Fischen verursachen und ganze Ökosysteme bedrohen.

Was diesen norwegischen Mini-Satelliten so besonders macht? Er ist kaum größer als eine 5-Liter-Wasserflasche, aber randvoll mit moderner Technik. Zwei Kameras, darunter eine hyperspektrale, ermöglichen eine beispiellose Überwachung. Sie kann bis zu 120 Farbnuancen im sichtbaren Licht unterscheiden – weit mehr als das menschliche Auge. Das Ergebnis: gestochen scharfe Bilder, die pro Aufnahme bis zu 25.000 Quadratkilometer abdecken.

Algen-Jäger: Mini-Satellit liefert präzise Daten

Am 16. August 2023 hob HYPSO-2 zusammen mit mehr als 100 anderen Kleinsatelliten an Bord einer SpaceX-Rakete ins All ab. Nur 30 Minuten nach dem Eintritt in die Umlaufbahn meldeten sich die Forscher der NTNU, Norwegens Technisch-Naturwissenschaftlicher Universität, erstmals bei ihrem neuen Helfer im Orbit. „Wir konnten kaum glauben, wie schnell alles funktioniert hat“, sagt Simen Berg, der den Satellitenbetrieb leitet.

Die schnelle Einsatzbereitschaft und die hohe Datenqualität eröffnen neue Möglichkeiten. Der Satellit kann nicht nur bestehende Überwachungslücken schließen, sondern auch blitzschnell auf Umweltkatastrophen reagieren. Von der Befehlsübermittlung bis zur Ausführung vergehen weniger als 0,5 Sekunden – ein echter Gamechanger in der Meeresforschung.

Das Meer aus einer neuen Perspektive

„Für uns ist dieser Satellit wie ein Schlüssel zu völlig neuen Daten“, erklärt Geir Johnsen, Professor für Biologie an der NTNU. HYPSO-2 kann dieselben Regionen bis zu dreimal am Tag überfliegen. Für die Forschung bedeutet das: präzisere Planung und exaktere Erkenntnisse. In der Arktis liefert er beispielsweise wertvolle Informationen über die Beschaffenheit des Meereises – ein entscheidender Faktor für Expeditionen.

Doch das ist nur der Anfang. Die hyperspektrale Kamera kann nicht nur Algenblüten, sondern auch Plankton, organisches Material und Schmelzwasser aus Gletschern erkennen. Für die Klimaforschung ist das ein enormer Gewinn. „Die Qualität der Bilder ist beeindruckend. Sie ermöglicht uns, bisher verborgene Prozesse besser zu verstehen“, sagt Johnsen.

Ein Netz für die Ozeane

HYPSO-2 ist Teil eines größeren Systems, das die NTNU als „Beobachtungspyramide“ bezeichnet. Hier arbeiten Satelliten, Drohnen und autonome Schiffe Hand in Hand, um ein vollständiges Bild der Meereswelt zu liefern. In entlegenen Regionen wie Svalbard testen die Forscher diese Technik bereits. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Daten können schneller und effizienter gesammelt werden, während herkömmliche Forschungsschiffe entlastet werden.

Die Beobachtungspyramide: Satelliten, Drohnen und Unterwasserroboter liefern schnell verknüpfte Daten – ein einzigartiger Vorteil für die NTNU. © Department of Engineering Cybernetics
Die Beobachtungspyramide: Satelliten, Drohnen und Unterwasserroboter liefern schnell verknüpfte Daten – ein einzigartiger Vorteil für die NTNU. © Department of Engineering Cybernetics

Die Vielseitigkeit von HYPSO-2 beeindruckt. Er kann die Kamera in alle Richtungen schwenken und innerhalb kürzester Zeit hochauflösende Bilder liefern. Dabei füllt er nicht nur Informationslücken anderer Satelliten, sondern ergänzt auch lokale Messungen auf einzigartige Weise.

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Die Zukunft heißt HYPSO-3

Schon jetzt arbeiten die Forscher an der nächsten Generation. HYPSO-3 soll sich nicht nur auf die Ozeane konzentrieren, sondern auch Seen, Flüsse und andere Süßwasserquellen überwachen. Geplant sind leistungsstärkere Instrumente und eine noch höhere Datenqualität. Erste Prototypen könnten bereits 2025 einsatzbereit sein, die endgültige Mission hängt jedoch von der Finanzierung ab.

Für Norwegen hat das Projekt auch wirtschaftliche Bedeutung. Das Land will sich in der wachsenden Raumfahrtbranche stärker positionieren. HYPSO-2 ist ein Paradebeispiel für Innovation „Made in Norway“. „Unsere Studenten können direkt in dieser Branche durchstarten“, sagt Projektleiter Roger Birkeland.

Was du dir merken solltest:

  • Der sieben Kilogramm leichte Satellit HYPSO-2 überwacht Algen und Wasserqualität aus dem All und liefert präzise Daten zu Umwelt- und Klimaproblemen.
  • Hyperspektrale Technologie bietet beispiellose Details: Die Kamera erkennt 120 Farbnuancen, deckt große Gebiete ab und ermöglicht tiefere Einblicke in Ökosysteme.
  • Teil eines innovativen Überwachungssystems: HYPSO-2 arbeitet mit Drohnen und autonomen Schiffen zusammen, um Forschung schneller und effizienter zu machen.

Bild: © Kongsberg NanoAvionics

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