Methanlecks: Satelliten spüren Klimakiller auf – aber kaum ein Super-Emittent handelt
Satelliten zeigen riesige Methanlecks, die das Klima belasten. Doch trotz klarer Daten reagieren „Super-Emittenten“ nur selten auf Warnungen.
Methan, ein unsichtbares, aber hochwirksames Treibhausgas, trägt mehr als 80-mal stärker zur Erderwärmung bei als Kohlendioxid. Trotzdem fehlt es weltweit an wirksamen Maßnahmen zur Reduktion. Mit dem Methane Alert and Response System (MARS), das vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) entwickelt wurde, können nun massive Methanlecks aus dem All sichtbar gemacht werden. Doch trotz der alarmierenden Satelliten-Beweise bleiben die Reaktionen der Hauptverursacher enttäuschend gering.
Wie UNEP berichtet, hat MARS in den letzten zwei Jahren mehr als 1.200 Warnungen zu großen Methanlecks an Regierungen und Unternehmen verschickt. Die Resonanz war jedoch erschreckend niedrig: Nur in 15 Fällen kam es zu Maßnahmen. UNEP-Direktorin Inger Andersen kritisierte: „Die Werkzeuge sind bereit, die Ziele stehen fest – jetzt ist es Zeit zu handeln.“
„Es ist keine Raketenwissenschaft“ – dennoch werden die meisten Methanlecks nicht repariert
Methanlecks entstehen oft durch Öl- und Gasinfrastruktur, Kohlebergwerke, Mülldeponien oder landwirtschaftliche Prozesse. Experten betonen, dass viele dieser Emissionen mit vergleichsweise einfachen Mitteln gestoppt werden könnten. „Es ist Klempnerarbeit, keine Raketenwissenschaft“, sagte Manfredi Caltagirone, Direktor des International Methane Emissions Observatory der UN laut dem New Scientist. Dennoch scheitert die Umsetzung oft an mangelnden technischen oder finanziellen Ressourcen.
Die Schwierigkeit, die Verantwortung für bestimmte Lecks zuzuordnen, verschärft das Problem. Satelliten zeigen Methanlecks, aber selten, wem das undichte Rohr gehört, erklärte Rob Jackson von der Stanford University. Diese fehlende Klarheit behindert die Rechenschaftspflicht und führt dazu, dass „Super-Emittenten“ wenig Interesse an schnellen Lösungen zeigen.
Algerien und Nigeria: Methanlecks gestopft – Einsparung wie eine Million Autos jährlich
Trotz der ernüchternden Bilanz gibt es auch Erfolge. In Algerien führte eine MARS-Warnung zu einer Reparatur eines Methanlecks, das seit 1999 bestand. Die eingesparten Emissionen entsprechen dem Ausstoß von 500.000 Autos pro Jahr. Ein ähnlicher Fall in Nigeria konnte innerhalb von zwei Wochen behoben werden, nachdem fehlerhafte Ausrüstung ausgetauscht wurde.
Diese Beispiele zeigen, dass datenbasierte Überwachungssysteme wie MARS Wirkung erzielen können. Doch sie müssen von einer stärkeren politischen und unternehmerischen Bereitschaft begleitet werden, sofortige Maßnahmen zu ergreifen.
Methan zentrales Thema in Baku
Auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan, wurde Methan zu einem zentralen Thema. Die USA kündigten beispielsweise eine Methanabgabe für Öl- und Gasunternehmen an, um Emissionen zu reduzieren. Doch politische Unsicherheiten könnten diese Fortschritte gefährden. „Wir sehen nicht die Transparenz und Dringlichkeit, die wir benötigen“, warnte Caltagirone.
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Um langfristige Erfolge zu sichern, setzt UNEP auf neue Initiativen wie das Eye on Methane-Datenportal. Dieses bietet offene, transparente Methandaten, die nicht nur Regierungen und Unternehmen, sondern auch der Zivilgesellschaft und den Medien zugänglich sind. Gleichzeitig wurde das MARS-System erweitert, um Methanemissionen aus der Stahlproduktion zu überwachen. Diese machen 30 Prozent des kurzfristigen Klimafußabdrucks der Branche aus und könnten kostengünstig reduziert werden.
Daten alleine lösen keine Probleme
Methan bleibt ein unterschätzter Hebel im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Überwachung durch Satelliten hat das Potenzial, Emissionen effektiv zu reduzieren – vorausgesetzt, die Verantwortlichen handeln. „Daten allein lösen das Problem nicht“, betonte Mark Brownstein vom Environmental Defense Fund. Es braucht konkrete Maßnahmen, klare Verantwortlichkeiten und politischen Druck, damit Methanlecks nicht länger ein blinder Fleck im Klimaschutz bleiben.
Was du dir merken solltest:
- Methan ist ein unsichtbares, aber extrem starkes Treibhausgas, das mehr als 80-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt als Kohlendioxid – und seine Emissionen nehmen weiter zu.
- Satelliten und das MARS-System identifizieren Methanlecks weltweit, aber nur ein Bruchteil der Emittenten reagiert auf Warnungen, obwohl viele Lecks mit einfachen Mitteln behoben werden könnten.
- Erfolgsbeispiele aus Algerien und Nigeria zeigen, dass Maßnahmen möglich sind, doch politische Verantwortung, klare Zuständigkeiten und mehr Transparenz sind dringend notwendig, um diese Erfolge auszuweiten.
Übrigens: In Sibirien entstehen riesige Krater durch Methanexplosionen im Permafrost – ein Phänomen, das Forscher weltweit fasziniert. Wie diese explosiven Methanfreisetzungen das Klima beeinflussen könnten, erfährst in unserem Artikel.
Bild: © NASA’s Scientific Visualization Studio – Navteca, LLC./Zoey N. Armstrong, USRA/Helen-Nicole Kostis, NASA/JPL, California Institute of Technology/Andrew Thorpe, ADNET Systems, Inc./Laurence Schuler, ADNET Systems, Inc./Ian Jones via Wikimedia unter Public Domain