Zurück zum Spielplatz: Kampf dem digitalen Kindheitsverlust

Jonathan Haidt, ein renommierter Psychologe, schlägt Alarm bezüglich des intensiven Smartphone-Konsums unter Kindern und Jugendlichen. Er will den Jugendlichen unter 14 den Umgang mit Smartphones gleich verbieten. Ihre Kindheit stehe auf dem Spiel.

Kindheit mit dem Smartphone

Kinder verbringen immer mehr Zeit mit dem Smartphone. © Midjourney

In einer Welt, in der digitale Technologien den Alltag dominieren, hat sich die Nutzung von Smartphone und sozialen Medien durch Jugendliche zu einem zentralen Aspekt ihrer Lebensführung entwickelt.

Laut der JIM-Studie 2023 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest verbringen Jugendliche durchschnittlich 224 Minuten täglich online – meist mit dem eigenen Smartphone – wobei Messenger-Dienste und Social-Media-Plattformen eine entscheidende Rolle spielen. WhatsApp erweist sich mit einer regelmäßigen Nutzung von 94 Prozent als Spitzenreiter, dicht gefolgt von Instagram mit 62 Prozent, TikTok mit 59 Prozent und Snapchat mit 49 Prozent. Auch die Nutzung von Streaming-Diensten wie YouTube und Netflix ist unter Jugendlichen weit verbreitet, wobei 63 Prozent regelmäßig YouTube (ein Anstieg von 50 Prozent im Jahr 2022) und 50 Prozent Netflix (ein leichter Rückgang von 53 Prozent in 2022) für das Ansehen von Serien, Sendungen und Filmen nutzen.

Diese Entwicklungen geben Anlass zur Sorge unter Experten wie dem Psychologen Jonathan Haidt, der die zunehmende Smartphone-Nutzung und die damit verbundene Veränderung der Kindheit als eine Hauptursache für den Anstieg psychischer Probleme bei Jugendlichen identifiziert. In seinem Buch „The Anxious Generation“ und weiteren Veröffentlichungen kritisiert er laut Wired die „handybasierte Kindheit“, die er als eine direkte Bedrohung für die gesunde Entwicklung und das Wohlbefinden der jungen Generation sieht.

Haidt hebt besonders hervor, dass die dauerhafte Vernetzung und die ständige Präsenz in sozialen Medien die Entwicklung einer ganzen Generation beeinträchtigen könnten. Haidt erhebt in seinem Buch „The Anxious Generation“ schwere Vorwürfe gegen die ständige Smartphone-Nutzung und die damit verbundene Veränderung der Kindheit, die er als „Great Rewiring“ bezeichnet.

Einfluss der Smartphones auf die psychische Gesundheit

Die Sorge um die mentale Gesundheit ist nicht unbegründet. Forschungen, auf die sich Wired bezieht, zeigen, dass seit den frühen 2010er Jahren, parallel zur zunehmenden Verbreitung von Smartphones, ein Anstieg von Angststörungen, Depressionen und Selbstverletzungen, insbesondere bei jungen Mädchen, zu beobachten ist. Haidt argumentiert, dass diese Entwicklung eng mit der Einführung von Smartphone und Social Media verbunden ist, die Kinder und Jugendliche ständig online und sichtbar machen und somit Druck und Stress aussetzen.

Kritik an der modernen Sicherheitskultur

Doch Haidt sieht nicht nur in den Smartphones das Problem. Er kritisiert auch eine übermäßige Sicherheitskultur, die Kinder von natürlichem, risikoreichem Spiel abhält und sie stattdessen in eine digitale Welt einschließt. Diese Entwicklung führt dazu, dass Jugendliche heute weniger bereit sind, Risiken einzugehen oder unabhängig zu agieren – sie sind, wie Haidt in Wired zitiert wird, „weniger glücklich als Kinder und weniger kompetent als Erwachsene“.

Forderungen für eine gesündere Entwicklung

Haidt stellt vier zentrale Forderungen auf, um den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken: Keine Smartphones bis 14 Jahre, kein Zugang zu sozialen Medien bis 16 Jahre, Handys sollten in Schulen verboten werden und Kinder sollten mehr unbeaufsichtigtes Spiel und Unabhängigkeit erleben. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die sozialen Fähigkeiten und die psychische Gesundheit der jungen Generation zu schützen und zu fördern.

Gegenposition und die Notwendigkeit weiterer Forschung

Wired stellt jedoch auch die Gegenposition vor, vertreten durch den britischen Psychologen Pete Etchells in seinem Buch „Unlocked: The Real Science of Screen Time“. Etchells ist vorsichtiger in seinen Schlussfolgerungen und betont die Notwendigkeit weiterer, präziserer Forschung. Er weist darauf hin, dass die wissenschaftliche Literatur zu Bildschirmzeit und deren Auswirkungen auf die mentale Gesundheit widersprüchlich ist und dass eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist.

Was du dir merken solltest:

  • Jonathan Haidt warnt: Intensiver Smartphone-Gebrauch gefährdet die Entwicklung von Unter-14-Jährigen und fordert ein Nutzungsverbot.
  • Laut JIM-Studie 2023 sind Jugendliche täglich über 3 Stunden online, was Haidts Forderungen nach strengeren Regeln untermauert.
  • Haidts Empfehlungen – keine Smartphones und sozialen Medien für Jüngere, mehr Freiraum fürs Spielen – zielen auf die Verbesserung der psychischen Gesundheit und sozialen Kompetenzen ab.

Bild: Generiert mit KI

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