Handelskrieg, Drohungen, Wahlsieg: Wer ist Mark Carney – Kanadas Antwort auf Donald Trump
Mark Carney wird neuer Premierminister Kanadas. Nach seinem Wahlsieg kündigt er an, die Souveränität des Landes gegen Trump zu verteidigen.

Mark Carney gewinnt die Unterhauswahl in Kanada und übernimmt inmitten eines Handelsstreits mit den USA das Amt des Premierministers. © Wikimedia
Mark Carney hat die Liberalen in Kanada zum Wahlsieg geführt. Als neuer Premierminister steht er vor der Herausforderung, das Verhältnis zu den USA neu zu ordnen. Der frühere Zentralbankchef setzte sich bei der Wahl am 28. April 2025 durch – getragen von wachsendem Unmut über Strafzölle und Annexionsdrohungen durch US-Präsident Donald Trump.
Der politische Quereinsteiger setzte sich in einem Klima der Unsicherheit durch. Seit Monaten belasteten Strafzölle auf kanadische Autos und Aluminium sowie Trumps aggressive Rhetorik das Verhältnis zwischen beiden Ländern schwer. Carney versprach im Wahlkampf, Kanadas Souveränität kompromisslos zu verteidigen – und traf damit einen Nerv quer durch alle politischen Lager.
Mit seinem Wahlsieg übernimmt Carney nun die schwierige Aufgabe, die fragile Wirtschaft zu stabilisieren, die Handelsbeziehungen neu zu ordnen und das Vertrauen der Kanadier in die politische Handlungsfähigkeit ihres Landes zu stärken. Sein Versprechen: Kanada werde sich weder erpressen noch vereinnahmen lassen.
Wer ist Mark Carney, der Mann, der Trump jetzt Paroli bietet?
Mark Carney, 1965 in Fort Smith im Norden Kanadas geboren, ist kein typischer Politiker. Der Sohn eines Lehrerehepaars studierte Wirtschaft in Harvard, promovierte in Oxford und begann seine Karriere als Banker bei Goldman Sachs. In Finanzzentren wie London, New York und Tokio sammelte er früh internationale Erfahrung.
Wie die kanadische Regierung in seiner offiziellen Biografie mitteilt, wechselte Carney später in den Staatsdienst und wurde 2008 Gouverneur der Bank of Canada. Dort half er dem Land, sicher durch die globale Finanzkrise zu steuern. 2013 holte ihn Großbritannien als Chef der Bank of England – ein damals einmaliger Vorgang für einen Kanadier. Nach seiner Rückkehr wirkte er bis Anfang 2025 als UN-Sondergesandter für Klimaschutzmaßnahmen.
Den plötzlichen Wechsel in die Politik schaffte Carney im März 2025, als er die Führung der Liberalen Partei übernahm – nur Wochen vor der Wahl.
Klare Ansage an Trump: „Kanada bleibt souverän“
Schon in seiner Antrittsrede schlug Carney einen scharfen Ton gegenüber Washington an. „Kanada wird niemals in irgendeiner Form Teil Amerikas werden“, sagte er laut CBC News – eine direkte Antwort auf Trumps wiederholte Annexionsdrohungen.
Carney kündigte gezielte Gegenzölle an, die US-Branchen wie Landwirtschaft und Rüstungsindustrie treffen sollen, während kanadische Verbraucher weitgehend geschont bleiben. Ziel ist es, maximalen Druck auf Trump auszuüben, ohne der eigenen Wirtschaft schweren Schaden zuzufügen.
Ein erstes Telefongespräch zwischen Carney und Trump am Wahlabend sei laut Angaben beider Regierungen „konstruktiv“ verlaufen, berichtete BBC News. Doch hinter den Kulissen habe Trump erneut eine Eingliederung Kanadas ins Spiel gebracht – eine Forderung, die Carney kategorisch ablehnte.
Wahlsieg als Vertrauensbeweis
Der Wahlerfolg vom 28. April 2025 ist laut CBC News ein klarer politischer Richtungswechsel: Carneys Liberale gewannen 172 der 338 Parlamentssitze, während die Konservativen unter Pierre Poilievre deutlich verloren. Poilievre selbst verlor sogar seinen eigenen Wahlkreis.
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos noch vor der Wahl halten 43 Prozent der Kanadier Carney für den besten Verhandler gegenüber Donald Trump. Carneys Mischung aus wirtschaftlicher Kompetenz, ruhiger Entschlossenheit und patriotischem Kurs scheint viele Wähler überzeugt zu haben.
Große Aufgaben warten
Trotz des Wahlsiegs steht Carney vor enormen Herausforderungen. Strafzölle der USA könnten Kanada in eine Rezession treiben. In rohstoffreichen Provinzen wie Alberta und Saskatchewan droht politischer Widerstand gegen Carneys Kurs. Viele Unternehmen und Arbeiter dort befürchten, dass eine stärkere Ausrichtung auf Klimaschutz, grüne Technologien und internationale Diversifizierung ihre Arbeitsplätze gefährdet. Zudem gelten diese Regionen traditionell als konservativ – Carneys liberale Haltung, seine Nähe zu internationalen Institutionen und seine harte Linie gegenüber den USA treffen dort auf Misstrauen.
Der neue Premier setzt auf eine Doppelstrategie: einerseits auf Verhandlungen mit den USA über neue Wirtschafts- und Sicherheitsabkommen, andererseits auf eine stärkere Anbindung an Europa und Asien. Zusätzlich soll ein Investitionsprogramm Kanadas Zukunftsbranchen wie Wasserstofftechnologie und künstliche Intelligenz fördern.
Ob Carney diese ambitionierte Agenda umsetzen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist: Kanada hat nun einen Premierminister, der Donald Trump selbstbewusst entgegentritt – mit Sachlichkeit, Erfahrung und einem unerschütterlichen Glauben an die Stärke seines Landes.
Kurz zusammengefasst:
- Mark Carney hat die Unterhauswahl in Kanada gewonnen und wird neuer Premierminister, nachdem er im Wahlkampf klare Kante gegen US-Präsident Donald Trump gezeigt hatte.
- Carney, ehemaliger Zentralbankchef und politischer Quereinsteiger, setzt auf wirtschaftliche Stärke und nationale Souveränität.
- Trotz seines Wahlsiegs steht er vor großen Herausforderungen: die Bedrohung durch US-Strafzölle, die politische Spaltung im Land und die Neuordnung der internationalen Beziehungen.
Bild: © CarletonU, Faculty of Public and Global Affairs via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0