Spektakuläre Wende: Verurteilung von Harvey Weinstein aufgehoben – Was bedeutet das für die #MeToo-Bewegung?
New Yorker Gericht hebt Harvey Weinsteins Vergewaltigungsverurteilung auf, kritisiert wird die Beweisführung. Trotz der Aufhebung bleibt er aufgrund anderer Urteile inhaftiert.
Das höchste Gericht in New York hat die Verurteilung von Harvey Weinstein aus dem Jahr 2020 wegen Vergewaltigung aufgehoben. Die Richter kritisierten, dass der Prozessrichter mit unangemessenen Entscheidungen das Verfahren gegen Weinstein beeinträchtigt habe. So wurde zugelassen, dass Frauen über Anschuldigungen aussagten, die gar nicht Teil des Verfahrens waren.
Neuverhandlung für Weinstein angeordnet
Die Richter kritisierten insbesondere, dass der Prozessrichter James Burke Zeugenaussagen über nicht angeklagte sexuelle Handlungen zugelassen hatte, was nach Ansicht des Gerichts zu einer Vorverurteilung Weinsteins beitrug und das Urteil beeinflusste. Das Gericht ordnete daher eine Neuverhandlung an.
In Reaktion auf das Urteil des Berufungsgerichts hat die Staatsanwaltschaft von Manhattan, unter Leitung von Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg, angekündigt, Harvey Weinstein erneut den Prozess zu machen.
Weinstein, 72 Jahre alt, verbüßte bislang eine 23-jährige Haftstrafe in einem New Yorker Gefängnis, nachdem er wegen eines Sexualdelikts und Vergewaltigung dritten Grades verurteilt worden war. Trotz der Aufhebung dieser Verurteilung bleibt Weinstein in Haft, da er 2022 in Los Angeles wegen einer weiteren Vergewaltigung zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Reaktionen auf die Entscheidung
Juda Engelmayer, Weinsteins Sprecher, äußerte sich gegenüber ABC News überrascht und zufrieden über das Urteil: „Wir sind glücklich überrascht und prüfen das Urteil.“ Das Büro des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan zeigte sich hingegen entschlossen, den Fall erneut zur Verhandlung zu bringen, vorausgesetzt, die mutmaßlichen Opfer sind bereit, erneut auszusagen. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall neu zu verhandeln, und halten weiterhin an unserem Engagement für die Opfer von sexuellen Übergriffen fest“, sagte eine Sprecherin des Staatsanwalts Alvin Bragg.
Auswirkungen auf die #MeToo-Bewegung und das Rechtssystem
Die Aufhebung von Weinsteins Verurteilung wirft ein Schlaglicht auf die #MeToo-Bewegung, die seit ihrer Entstehung für Veränderungen im Umgang mit sexueller Belästigung und Gewalt kämpft. Die damaligen Anschuldigungen gegen Weinstein trugen wesentlich zur Entstehung der #MeToo-Bewegung bei.
Die Bewegung sah in der Verurteilung Weinsteins einen Wendepunkt in der gesellschaftlichen und rechtlichen Anerkennung solcher Vergehen. Ashley Judd ist eine der Frauen, die Weinstein öffentlich der sexuellen Belästigung beschuldigten. Sie erinnerte daran, dass diese Entscheidung aufzeige, wie sehr patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschten.
But today, as every day, I stand in sisterhood with all survivors.
Ashley Judd
Mira Sorvino, Oscar-Preisträgerin und eine der ersten Frauen, die Harvey Weinstein sexuelle Belästigung vorwarfen, äußerte sich entsetzt über die jüngste Gerichtsentscheidung. „Entsetzt!“, postete die 56-Jährige auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Seit wann lassen Gerichte Beweise für Verhaltensmuster nicht zu, die frühere schlechte Taten belegen?“, fragte sie.
Bedeutung der Molineux-Zeugen
Die Entscheidung des Berufungsgerichts markiert auch eine wichtige Auseinandersetzung über die Rolle der sogenannten Molineux-Zeugen. Die können zwar über Motiv, Gelegenheit, Absicht, Vorbereitung, Plan, Wissen, Identität oder das Fehlen von Irrtum oder Unfall des Angeklagten aussagen, sind aber nicht direkt am Fall beteiligt.
In diesem Fall entschied das Gericht, dass die Beweise für nicht angeklagte Straftaten, die während des Prozesses zugelassen wurden, „unnötig“ waren, um Weinsteins Absicht festzustellen, und dienten lediglich dazu, seine Neigung zu den ihm zur Last gelegten Verbrechen zu belegen.
Weinstein bleibt in Haft: Langwieriger Rechtsstreit setzt sich fort
Trotz der Aufhebung seiner Verurteilung in New York bleibt Weinstein weiterhin in Haft. Er wurde in Los Angeles wegen weiterer sexueller Vergehen verurteilt und zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt.
Was du dir merken solltest:
- Das höchste Gericht New Yorks hat Harvey Weinsteins Vergewaltigungsverurteilung aus dem Jahr 2020 aufgehoben, da unzulässige Zeugenaussagen über nicht angeklagte sexuelle Handlungen das Urteil beeinflussten.
- Trotz der Aufhebung seiner New Yorker Verurteilung bleibt Weinstein weiterhin in Haft, da er in Los Angeles für separate Vergehen zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
- Eine Neuverhandlung des Falles ist angeordnet, wobei die Staatsanwaltschaft von Manhattan, unter der Leitung von Alvin Bragg, die Bereitschaft signalisiert hat, Weinstein erneut vor Gericht zu bringen, vorausgesetzt die mutmaßlichen Opfer sind bereit, erneut auszusagen.
Übrigens: Ein weiteres Urteil in den USA hat diese Woche für internationales Aufsehen gesorgt. Ein neues Gesetz fordert die chinesische App TikTok auf, sein Geschäft zu verkaufen oder aus den App Stores zu verschwinden. Die App erfreut sich in den Vereinigten Staaten jedoch großer Beliebtheit. Was es damit genau auf sich hat, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © David Shankbone via Wikimedia unter CC3-Lizenz
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