Regenfluten tödlicher als Sturmflut: Hurrikan Helene fordert hunderte Leben
Hurrikan Helene hinterließ verheerende Schäden im Südosten der USA. Durch extremen Regen statt Sturmfluten stieg die Zahl der Todesopfer auf über 200.
Hurrikan Helene hat eine verheerende Spur der Zerstörung im Südosten der USA hinterlassen. Eine Woche nach dem Sturm gilt er bereits als einer der tödlichsten Hurrikane, der je auf die Vereinigten Staaten traf, hinter Hurrikan Maria und Hurrikan Katrina. Über 200 Menschen sollen ums Leben gekommen sein, die meisten von ihnen in den Bergen von North Carolina, wie The Atlantic berichtet. Die Opferzahl könnte jedoch noch weiter steigen, da noch viele Menschen vermisst werden. Dabei zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab: Die Regenfluten, die durch Hurrikan Helene ausgelöst wurden, waren dabei folgenschwerer als die Sturmfluten an den Küsten.
Früher galten Sturmfluten als die größte Gefahr bei Hurrikanen, doch Helene verdeutlicht einen neuen Trend. Laut Daten des National Hurricane Center sind Regenfluten mittlerweile die Hauptursache für Todesfälle bei tropischen Wirbelstürmen. Zwischen 2013 und 2022 ertranken mehr Menschen durch Regenfluten als durch Sturmfluten. Helene ist ein tragisches Beispiel für diesen Trend. Besonders in den Gebirgsregionen von North Carolina fielen ganze Städte den sintflutartigen Regenfällen zum Opfer.
Der tödliche Faktor: Regenfluten
Die zerstörerische Wirkung von Helene liegt in einer Kombination verschiedener Faktoren, die in North Carolina besonders stark zur Geltung kamen. Bereits vor dem Eintreffen des Sturms herrschte in der Region eine heiße und feuchte Witterung. Als Helene eintraf, wurde diese Feuchtigkeit in der Luft zusätzlich angehoben, was zu besonders intensiven Regenfällen führte. In den Bergen wurde der Regen durch die Topografie verstärkt, was weitere Überschwemmungen auslöste. Auch nach dem Abzug des Sturms regnete es weiter, was die Lage verschlimmerte.
Der Klimawandel könnte eine entscheidende Rolle bei diesem neuen Trend spielen, erklärt Michael Brennan, der Direktor des National Hurricane Centers, gegenüber The Atlantic. Durch die Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre könne ein Hurrikan mehr Feuchtigkeit aufnehmen und abregnen lassen. Zudem könnten Stürme heute tiefer ins Landesinnere vordringen und dort noch stärker wirken. „Überall, wo es regnen kann, kann es auch zu Überschwemmungen kommen“, sagte Brennan.
Unzureichende Vorbereitung in North Carolina
Obwohl die Bewohner North Carolinas auf Regen und Sturzfluten vorbereitet waren, wurden keine Massen-Evakuierungen angeordnet. Vor allem in Buncombe County, zu dem auch Asheville gehört, fehlen aktualisierte Hochwasserkarten. Diese stammen aus dem Jahr 2010 und spiegeln nicht die aktuellen Risiken wider. In den Bergregionen fehlen zudem die notwendigen Evakuierungsinfrastrukturen, wie sie an den Küsten üblich sind.
„Eine Massen-Evakuierung an der Golfküste ist bereits schwierig genug, und dort haben die Menschen Erfahrung mit solchen Maßnahmen“, sagte Samantha Montano, eine Expertin für Katastrophenmanagement. In den Bergen von North Carolina sei es schon zu spät gewesen, als die Flüsse über die Ufer traten und die Regenfälle anhielten. Die durchnässten Böden begannen abzurutschen, was Erdrutsche und den Einsturz ganzer Städte verursachte.
Obwohl die Zahl der sturmbedingten Todesfälle in den USA in den letzten Jahrzehnten gesunken sei, so Brennan, habe sich die Gefahr durch Regenfluten verstärkt. Das National Hurricane Center arbeite daran, neue Hochwasserkarten zu erstellen, um besser auf diese Bedrohung vorbereitet zu sein. In Buncombe County würden diese Karten jedoch erst Ende nächsten Jahres zur Verfügung stehen. Bis dahin müssten Evakuierungsmaßnahmen auch für Menschen im Landesinneren besser geplant werden, da sie durch extreme Regenfälle zunehmend gefährdet seien.
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Aus vergangenen Katastrophen gelernt
Trotz dieser Versäumnisse haben die Rettungsmaßnahmen vielen Menschen das Leben gerettet. Im Vergleich zu Hurrikan Katrina, bei dem 2005 rund 1.400 Menschen starben, war die Reaktion auf Helene deutlich besser. Auch das mangelhafte Krisenmanagement bei Hurrikan Maria, der 2017 Puerto Rico verwüstete, führte zu rund 3.000 Todesopfern, weil die Unterstützung der US-Regierung nicht rechtzeitig eintraf.
Die Appalachen galten bislang als weniger anfällig für die Folgen des Klimawandels. Doch Hurrikan Helene hat gezeigt, dass auch diese Region gegen die durch den Klimawandel verstärkten Regenfluten nicht gefeit ist. Die Berge konnten den sintflutartigen Regenfällen nicht standhalten, was die Region unvorbereitet traf.
Langfristige Folgen von Hurrikanen
Die genaue Zahl der Opfer von Helene steht noch nicht fest, da viele Menschen immer noch vermisst werden. Zudem berücksichtigen die offiziellen Statistiken oft nicht die Todesfälle, die Monate nach der Katastrophe auftreten, beispielsweise durch fehlende Trinkwasserversorgung oder mangelnde medizinische Hilfe. Eine Studie zu tropischen Wirbelstürmen in den USA zwischen 1930 und 2015 ergab, dass Stürme auch noch bis zu 15 Jahre nach ihrem Eintreten Hunderte weitere Todesopfer verursachen können.
Laut The Atlantic haben die Klimaforscher noch nicht abschließend geklärt, wie stark der Klimawandel zu den extremen Regenfällen beigetragen hat. Eine Schätzung des Lawrence Berkeley National Laboratory deutet jedoch darauf hin, dass bis zu 50 Prozent mehr Regen auf die betroffenen Gebiete niedergegangen sein könnte, als es ohne die durch den Menschen verursachte Erderwärmung der Fall gewesen wäre.
Was du dir merken solltest:
- Hurrikan Helene verursachte über 200 Todesopfer, vor allem durch extreme Regenfluten in den Bergen von North Carolina.
- Regenfluten haben Sturmfluten als Hauptursache für Todesfälle bei tropischen Wirbelstürmen abgelöst, verstärkt durch den Klimawandel.
- Unzureichende Evakuierungen und veraltete Hochwasserkarten erschwerten die Vorbereitung auf den Sturm. Forscher untersuchen derweil weiterhin den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Regenmengen.
Bild: © Bill McMannis via Wikimedia unter CC BY 2.0