EU verschiebt Entwaldungsgesetz: Unternehmen atmen auf, Naturschützer in Sorge
Die EU-Entwaldungsverordnung sollte eigentlich verhindern, dass für Produkte wie Kaffee Wälder gerodet werden. Daraus wurde nichts – vorerst.

EU verschiebt umstrittene Entwaldungsverordnung um ein Jahr. © Wikimedia
Die EU-Entwaldungsverordnung, die in wenigen Monaten in Kraft treten sollte, wurde überraschend um ein Jahr verschoben. Ursprünglich geplant, um den Import von Produkten zu verhindern, für deren Herstellung Wälder zerstört werden, stößt das Gesetz auf Widerstand. Vor allem Unternehmen warnen vor hohen bürokratischen Hürden. Unter anderem sollen Importeure nachweisen, dass für die Produktion von Waren wie Kakao oder Rindfleisch keine Waldflächen gerodet wurden. Dies könnte durch die verpflichtende Angabe von Geodaten oder Satellitenbildern geschehen. Die EU-Kommission plant nun eine Verschiebung des Gesetzesstarts für Großunternehmen auf den 30. Dezember 2025, für kleine und mittlere Unternehmen auf den 30. Juni 2026. Man wolle damit auf die Forderungen der globalen Partner reagieren, heißt es aus Brüssel.
EU-Kommission stoppt Entwaldungsverordnung – Viel Kritik aus der Wirtschaft
Viele Firmen kritisieren die EU-Entwaldungsverordnung als kaum umsetzbar. Besonders die komplexen Nachweispflichten bereiten den Unternehmen Sorge. So erklärt Holger Schwannecke, Chef des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, dass es unmöglich sei, „erneut massive Berichtspflichten“ umzusetzen. Auch die Internationale Kaffeeorganisation sieht Probleme, da rund 80 Prozent der Kaffee-Farmen bisher nicht kartiert sind – ein essenzieller Nachweis für den entwaldungsfreien Anbau. Selbst Handwerker sehen sich durch die umfangreichen Berichtsanforderungen stark belastet.
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Politischer Streit verschärft sich
Die Verschiebung des Gesetzes spaltet auch die europäische Politik. Während Konservative, angeführt von der Europäischen Volkspartei (EVP), Erleichterungen für Unternehmen fordern, sind Grüne enttäuscht. EVP-Chef Manfred Weber lobt die Entscheidung und meint: „Die Menschen sehen, die EVP regiert in Europa – weniger Bürokratie, mehr Augenmaß.“ Die grüne Europaabgeordnete Anna Cavazzini kritisiert hingegen die Verschiebung als „Trauerspiel“ und warnt, dies könnte das Gesetz langfristig verwässern. Sie sieht die Gefahr, dass die EU sich damit vom Ziel eines wirksamen Schutzes der Wälder entfernt.
Deutschland unterstützt Verzögerung
Auch in Deutschland gab es Forderungen, das Gesetz zu verschieben. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte, dass viele Details noch ungeklärt seien. Unter anderem fehlt eine offizielle Einstufung Deutschlands als Land mit niedrigem Risiko für Waldverlust. Eine solche Einstufung würde die Nachweispflichten für deutsche Unternehmen deutlich reduzieren. Özdemir äußerte deshalb Verständnis für die Forderungen aus der Wirtschaft. Die Verschiebung sorgt jedoch weiterhin für Diskussionen zwischen den unterschiedlichen politischen Lagern.
Naturschützer drängen auf Umsetzung
Naturschutzorganisationen betonen hingegen die Dringlichkeit des Gesetzes. Der Verbrauch von Produkten wie Kaffee und Palmöl soll laut Schätzungen für etwa zehn Prozent der weltweiten Entwaldung verantwortlich sein. Der WWF kritisiert scharf: Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, gebe faktisch grünes Licht für die Fortsetzung der durch den EU-Konsum verursachten Abholzung. Die Gründe seien „fadenscheinig“.
Was du dir merken solltest:
- Die EU-Entwaldungsverordnung wurde um ein Jahr verschoben, um Unternehmen mehr Zeit für die Umsetzung zu geben.
- Das Gesetz soll verhindern, dass für Produkte wie Kaffee und Palmöl Wälder gerodet werden.
- Firmen kritisieren die bürokratischen Hürden, Naturschützer warnen vor einem Rückschritt im Umweltschutz.
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