„Pornofizierungstrend“ auf Twitch: Studie offenbart zunehmende Sexualisierung unter Streamerinnen

Weibliche Streamer auf Twitch setzen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen verstärkt auf sexuell provokative Inhalte, wie eine Studie zeigt.

Twitch Streamerin

Eine Studie zeigt, dass auf der Streaming-Plattform Twitch Streamerinnen vermehrt dazu neigen, sexualisierte Inhalte anzubieten. © Pexels

Eine aktuelle Untersuchung von zwei Wissenschaftlerinnen der Universität im spanischen Alcalá deutet darauf hin, dass auf der Streaming-Plattform Twitch ein „Pornofizierungstrend“ unter weiblichen Streamerinnen zu beobachten sei.

Kristel Anciones-Anguita und Mirian Checa-Romero analysierten 1.920 Clips aus den beliebtesten Kategorien im September und Oktober 2022 und stellten fest, dass Frauen sich deutlich häufiger und intensiver selbst sexualisieren als Männer. Laut den Ergebnissen der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Humanities and Social Sciences Communications“ veröffentlicht wurden, zeigen sich signifikante Geschlechterunterschiede in der Darstellung auf der Plattform.

Trend zu sexualisierten Inhalten

Die Clips stammten aus verschiedenen Bereichen wie Videospielen, „Just Chatting“, „ASMR“ sowie „Pools, Whirlpools und Strände“. Clips, in denen die Streamerin oder der Streamer nicht zu sehen war oder von einem virtuellen Avatar vertreten wurde, waren von der Analyse ausgeschlossen. Obwohl in der Stichprobe mehr männliche als weibliche Content-Creators erfasst waren, waren unter den Frauen 389 als „hypersexualisiert“ und weitere 190 als „sexualisiert“ eingestuft, während bei den Männern nur zwei bzw. fünf solche Fälle registriert wurden.

Die Forscherinnen äußerten gegenüber „PsyPost“ ihre Überraschung über die deutlichen Unterschiede. Sie betonten, dass der Trend zur Sexualisierung nicht in allen Kategorien gleich stark war. Während Streamerinnen in Videospielkategorien seltener auf sexualisierte Darstellungen setzten, war dies in den Kategorien „ASMR“ und „Pools, Whirlpools und Strände“ häufiger und intensiver der Fall.

Auswirkungen auf die Wahrnehmung

Der Standard“ berichtet, dass die Studienergebnisse auch wichtige Fragen zum Druck und den Anreizen aufwerfen, die zu einer solchen Selbstsexualisierung auf Plattformen wie Twitch führen könnten. Solche Muster könnten laut Anciones-Anguita auch die Sichtweise des Publikums auf Geschlecht und Sexualität beeinflussen. Sie warnte vor einer Überschneidung von Selbstobjektifizierung mit Problemen wie sexueller Ausbeutung und Menschenhandel und betonte die Notwendigkeit für die Plattform und die Politik, Lösungen für diese komplexen Herausforderungen zu finden.

Die Forscherinnen wiesen zudem auf die Grenzen ihrer Studie hin, wie die Beschränkung auf bestimmte Kategorien und besonders populäre Clips. Zukünftige Untersuchungen könnten ein breiteres Spektrum abdecken, um ein umfassenderes Bild der Online-Kultur und ihrer Auswirkungen auf junge Menschen zu erhalten. Durch solche Studien sollen langfristig mehr Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sexualisierte Onlinekultur jugendliche Männer und Frauen beeinflusst und wie inklusivere Online-Communitys gebildet werden können.

Das Ziel der Forscherinnen ist es, eine Diskussion anzustoßen und weitere Forschungsarbeit zum Thema zu fördern. Dies sei entscheidend, um ein tieferes Verständnis der Dynamiken auf Plattformen wie Twitch zu entwickeln und potenziell schädliche Trends zu adressieren.

Was du dir merken solltest:

  • Eine Studie analysierte 1.920 Twitch-Clips und stellte einen Pornofizierungstrend fest. Weibliche Streamerinnen sexualisieren sich auf der Plattform signifikant häufiger und intensiver selbst als ihre männlichen Kollegen, wobei besonders in Kategorien wie „ASMR“ und „Pools, Whirlpools und Strände“ hohe Raten an Sexualisierung zu verzeichnen sind.
  • Die Untersuchung offenbart ein deutliches Ungleichgewicht in der Darstellung von Männern und Frauen auf Twitch, mit 389 als „hypersexualisiert“ klassifizierten Frauen im Vergleich zu nur zwei Männern, was Fragen nach den Anreizen und dem Druck aufwirft, die zu dieser Art der Selbstpräsentation führen könnten.
  • Die Ergebnisse werfen wichtige Fragen zur Wirkung dieser Sexualisierung auf die Wahrnehmung von Geschlecht und Sexualität beim Publikum auf und unterstreichen die Dringlichkeit für Plattformen und Politik, effektive Strategien zu entwickeln, um problematische Trends wie Selbstobjektifizierung und deren Verbindung zu sexueller Ausbeutung anzugehen.

Bild: © Pexels

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