Neue Ära: USA überholen China als Top-Handelspartner für Deutschland

Die USA haben China als Deutschlands wichtigsten Handelspartner im ersten Quartal 2024 überholt, mit einem Handelsvolumen von 63 Milliarden Euro.

USA Deutschland Handelspartner

China ist nicht mehr Deutschlands Handelspartner Nr. 1. Die USA haben das Reich der Mitte abgelöst. © Midjourney

Im ersten Quartal dieses Jahres haben sich signifikante Verschiebungen im internationalen Handel Deutschlands abgezeichnet. Die Vereinigten Staaten haben China als wichtigsten Handelspartner von Deutschland überholt. Dies geht aus einer Analyse von Reuters hervor, die auf offiziellen Daten des Statistischen Bundesamts basiert.

Von Januar bis März 2024 belief sich das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den USA auf 63 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum erreichte der Handel mit China ein Volumen von knapp unter 60 Milliarden Euro.

Die Veränderung markiert einen Wendepunkt in der deutschen Handelslandschaft. Bis 2023 war China acht Jahre in Folge der führende Handelspartner für Deutschland, mit einem Handelsvolumen von 253 Milliarden Euro im Jahr 2023, nur wenige hundert Millionen Euro mehr als das Volumen mit den USA. Vincent Stamer, Ökonom bei der Commerzbank, erläutert, dass der Anstieg der deutschen Exporte in die USA auf die robuste Wirtschaftslage dort zurückzuführen sei. Gleichzeitig seien die Exporte nach und die Importe aus China gesunken. „Dies liegt auch an strukturellen Gründen“, fügt Stamer hinzu. „China hat sich auf der Wertschöpfungskette nach oben bewegt und produziert zunehmend komplexere Güter selbst, die es früher aus Deutschland importierte. Zudem produzieren deutsche Unternehmen immer häufiger direkt vor Ort in China, anstatt Waren aus Deutschland zu exportieren.“

Rückgang des Handels mit China

Die geopolitischen Spannungen und die Anschuldigungen gegenüber China wegen „unfairer Praktiken“ haben zu einer Neubewertung der Handelsbeziehungen geführt. Deutschland hat angekündigt, seine Abhängigkeit von China reduzieren zu wollen. Diese politische Entscheidung spiegelt sich bereits in den Handelszahlen wider: Deutsche Importe aus China sind im ersten Quartal 2024 um fast 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen, während die Exporte nach China um etwas mehr als 1 Prozent zurückgegangen sind. Diese Daten wurden von Juergen Matthes, einem Experten des deutschen Wirtschaftsinstituts IW, zur Verfügung gestellt. „Die Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft schlechter abschneidet als viele erwartet hatten, während die US-Wirtschaft die Erwartungen übertrifft, trägt vermutlich zu dieser Entwicklung bei“, erklärt Matthes.

USA als neuer Handelspartner Nr. 1 für Deutschland

Der Anteil der USA an den deutschen Warenexporten beträgt nun rund 10 Prozent, während der Anteil Chinas auf weniger als 6 Prozent gesunken ist. Diese Verschiebung könnte langfristige Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben. „Mit einem klaren globalen wirtschaftlichen Gegenwind für das deutsche Wirtschaftsmodell scheint eine Neuorientierung – auch geopolitisch motiviert – stattzufinden: weg vom Systemrivalen China und hin zum transatlantischen Partner USA“, fügt Matthes hinzu.

Unsicherheit über die Zukunft

Obwohl diese Entwicklung deutlich ist, bleibt ihre Zukunft ungewiss. Dirk Jandura, Präsident des BGA Handelsverbandes, warnt davor, dass politische Veränderungen in den USA nach den Wahlen im November die Situation beeinflussen könnten. „Wenn die Administration im Weißen Haus wechselt und in Richtung einer stärkeren Marktabschottung geht, könnte dieser Prozess ins Stocken geraten“, so Jandura. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Handelsbeziehungen zwischen den größten Wirtschaftsmächten der Welt weiterentwickeln werden.

Was du dir merken solltest:

  • Die USA haben China im ersten Quartal 2024 als Deutschlands wichtigsten Handelspartner überholt, wobei das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den USA 63 Milliarden Euro erreichte, im Vergleich zu knapp unter 60 Milliarden Euro mit China.
  • Dieser Wandel wurde durch eine robustere US-Wirtschaft und eine strategische Verlagerung deutscher Unternehmen, die zunehmend lokal in China produzieren statt zu exportieren, begünstigt, was zu einem Rückgang sowohl der Exporte als auch der Importe mit China führte.
  • Die zukünftige Entwicklung dieser Handelsbeziehungen bleibt jedoch unsicher, insbesondere vor dem Hintergrund möglicher politischer Veränderungen in den USA nach den Wahlen im November, die zu einer protektionistischeren Handelspolitik führen könnten.

Bild: © Midjourney

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