Klimawandel treibt Ratten in die Städte – Ihre bloße Anwesenheit setzt Menschen unter Stress
Klimawandel lässt Rattenpopulationen wachsen. Städte verlieren den Kampf gegen Ratten – ihre bloße Anwesenheit belastet die Menschen.
Ratten breiten sich rasant aus – und der Klimawandel beschleunigt ihr Wachstum. Die zwei weltweit verbreitetsten Arten, Rattus norvegicus und Rattus rattus, haben sich auf jedem Kontinent außer der Antarktis ausgebreitet. Sie zerstören Gebäude, beschädigen Kabel, vernichten Ernten und kontaminieren Lebensmittel. In den USA verursachen sie jährlich Schäden von rund 25 Milliarden Euro.
Doch es geht nicht nur um materielle Verluste. Ratten übertragen über 50 Krankheiten, darunter Leptospirose, das Hantavirus und die Beulenpest. Städte mit hoher Bevölkerungsdichte bieten den Nagern ideale Bedingungen – und die Lage spitzt sich zu.
Klimawandel begünstigt Ratten
Ein Forschungsteam um Jonathan Richardson von der University of Richmond hat Daten aus 16 Metropolen weltweit ausgewertet. In 11 dieser Städte, darunter New York, Washington D.C. und Amsterdam, sind die Rattenzahlen massiv gestiegen, heißt es in der Studie. Nur drei Städte, darunter Tokio und New Orleans, verzeichneten einen Rückgang.
Milde Winter verändern den Lebensrhythmus der Tiere. Sie bleiben länger aktiv, finden häufiger Nahrung und bringen mehr Junge zur Welt. „Selbst eine oder zwei zusätzliche Wochen oberirdischer Aktivität für wilde Ratten können sich in ein oder zwei zusätzliche Fortpflanzungszyklen übersetzen und das Populationswachstum beschleunigen“, erklärt Richardson.
Besonders Städte mit stark steigenden Temperaturen verzeichnen eine regelrechte Ratten-Explosion. Die Tiere passen sich schnell an – und sobald sie mehr Nahrung und wärmere Unterschlüpfe finden, wächst ihre Population weiter.
Millionen für den Kampf – mit mäßigem Erfolg
Kommunen geben weltweit jährlich über 460 Millionen Euro für die Bekämpfung aus. Doch oft bleibt es bei Giftködern und Fallen. Maßnahmen zur Abfallreduzierung oder besseren Gebäudeabsicherung werden vernachlässigt.
Die Methoden unterscheiden sich von Stadt zu Stadt – und sind oft inkonsequent. Haushaltskürzungen, Personalengpässe und wechselnde politische Prioritäten erschweren eine nachhaltige Bekämpfung. Ein zentrales Problem: Niemand weiß genau, wie viele Ratten es wirklich gibt.
Mehr Ratten, weniger Lebensqualität
Die Tiere schaden nicht nur Gebäuden und der Gesundheit, sondern auch der Psyche der Menschen. Wer in einem von Ratten geplagten Viertel lebt, berichtet häufiger von Stress, Angst und Schlafproblemen. Die bloße Anwesenheit der Nager belastet das Wohlbefinden.
„Der besorgniserregendste dieser Zusammenhänge ist die Verbindung zwischen Klimaerwärmung und Rattentrends, da globale Temperaturen außerhalb der Kontrolle einzelner Städte liegen“, sagt Richardson.
Was jetzt passieren muss
Städte müssen ihre Strategie überdenken. Bessere Abfallentsorgung, versiegelte Gebäude und weniger zugängliche Nahrungsquellen sind entscheidend. Zudem braucht es systematische Datenerhebungen, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.
„Nur indem wir uns mit den Umweltfaktoren auseinandersetzen, die es Ratten ermöglichen zu gedeihen, und indem wir den städtischen Schädlingsbekämpfern die notwendigen Ressourcen und Werkzeuge zur Verfügung stellen, können wir hoffen, unser wachsendes Rattenproblem in den Griff zu bekommen“, betont Richardson.
Kurz zusammengefasst:
- Klimawandel begünstigt Ratten: Wärmere Winter verlängern ihre Fortpflanzungszeit.
- Ratten breiten sich unkontrolliert aus: Ihre Population wächst in vielen Städten rasant.
- Städte verlieren den Kampf: Maßnahmen scheitern, während Schäden und Gesundheitsrisiken steigen.
Übrigens: Nicht nur Ratten profitieren vom Klimawandel – auch Kakerlaken, Mücken und Zecken vermehren sich rasant. Höhere Temperaturen verlängern ihre Lebenszyklen, was Gesundheitsrisiken und Schädlingsprobleme verschärft. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © G. Scott Segler via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0