Studie: Wie steht es wirklich um Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

Wie sich die Beschäftigungssituation von Geflüchteten auf dem deutschen Arbeitsmarkt seit der Flüchtlingskrise 2015 verbessert hat, beschreibt eine neue Studie.

Muslima

Gerade geflüchtete Frauen haben es schwer auf dem deutschen Arbeitsmarkt, da sie sich häufiger um die Familie kümmern und somit Nachteile beim Spracherwerb haben. © Vecteezy

Seit der Flüchtlingskrise von 2015 hat sich die Beschäftigungssituation für viele Geflüchtete in Deutschland endlich verbessert und die Integration in den Arbeitsmarkt ist gelungen. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die die Arbeitsmarktdaten bis 2022 analysiert hat und die ZDFheute vorliegt, sind beinahe alle, die vor der Flucht einen Job in ihrer Heimat hatten, nun in Deutschland beschäftigt. Demnach sind knapp zwei Drittel der während der Krise angekommenen Personen heute in Lohn und Brot.

Langsame Integration mit Hindernissen

Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren erfolgt allerdings nicht ohne Herausforderungen. Yuliya Kosyakova, die Leiterin des Forschungsbereichs Migration beim IAB, merkt an, dass die meisten Geflüchteten bei ihrer Ankunft kaum auf die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts vorbereitet seien.

Viele Menschen, die kommen, wollen wirklich arbeiten,

so Kosyakova.

Dennoch erschweren anfängliche Beschäftigungsverbote und die Dauer der Asylverfahren den Zugang zu Arbeit erheblich. Für alle Asylbewerber gilt in den ersten drei Monaten nach Ankunft ein generelles Arbeitsverbot, welches sich in Erstaufnahmeeinrichtungen sogar auf neun Monate erstrecken kann.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Ein signifikanter Unterschied zeigt sich bei der Beschäftigungsrate von männlichen und weiblichen Geflüchteten. Während nach sieben Jahren 75 Prozent der Männer erwerbstätig sind, trifft dies nur auf 31 Prozent der Frauen zu. Dies führt Kosyakova vor allem auf die zusätzlichen familiären Verpflichtungen zurück, die es geflüchteten Frauen erschweren, Sprachkenntnisse zu erwerben und somit Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden.

Quelle: Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Erfolgsgeschichte auf Sylt

Ein Beispiel für eine gelungene Integration ist Naqib Muradi, der 2015 aus Afghanistan flüchtete und auf Sylt eine neue Heimat fand. „Sylt ist meine zweite Heimat“, bekennt Muradi, der mittlerweile eine Ausbildung absolviert hat und in einem Strandrestaurant arbeitet. Seine Geschichte verdeutlicht, dass trotz anfänglicher Schwierigkeiten eine erfolgreiche Integration für Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt möglich ist, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd

Obgleich viele Geflüchtete eine Beschäftigung finden, bleibt ihre wirtschaftliche Lage oft angespannt. Der durchschnittliche Stundenlohn von 13,70 Euro liegt nur knapp über der Niedriglohnschwelle von 12,50 Euro. Kosyakova sieht die steigende Beschäftigungsquote und Löhne dennoch als Erfolg und fordert schnellere Asylverfahren sowie eine Verringerung der Beschäftigungsverbote, um den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Zukünftig könnten weitere Fortschritte in der Arbeitsmarktintegration erzielt werden, insbesondere wenn die spezifischen Bedürfnisse geflüchteter Frauen stärker berücksichtigt werden. Kosyakova erwartet laut ZDF, dass die Beschäftigungsquote weiter steigen wird, falls die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden.

Zukunftsprognosen und anhaltende Herausforderungen

Die fortschreitende, wenn auch langsame, Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt zeigt, dass mit gezielten Maßnahmen und ausreichender Unterstützung deutliche Verbesserungen möglich sind. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spiegelt eine allmähliche Anpassung an die Lebensrealitäten in Deutschland wider, auch wenn noch viele Herausforderungen bestehen bleiben.

Was du dir merken solltest:

  • Seit der Flüchtlingskrise von 2015 sind fast alle Geflüchteten, die zuvor in ihrer Heimat beschäftigt waren, nun auch in Deutschland im Arbeitsleben integriert. Dies zeigt, dass die Mehrheit der seit der Krise angekommenen Personen heute einer Beschäftigung nachgeht.
  • Die Arbeitsmarktintegration ist durch anfängliche Arbeitsverbote und langwierige Asylverfahren erschwert, was den Zugang zu Arbeit verzögert. Zudem gibt es signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei nur 31 Prozent der geflüchteten Frauen nach sieben Jahren erwerbstätig sind, verglichen mit 75 Prozent der Männer.
  • Trotz anfänglicher Schwierigkeiten gibt es erfolgreiche Integrationsbeispiele und die allgemeine Beschäftigungsquote steigt weiter. Die wirtschaftliche Lage vieler Geflüchteter bleibt jedoch herausfordernd, und zukünftige Fortschritte hängen von verbesserten politischen Rahmenbedingungen und gezielten Unterstützungsmaßnahmen ab, besonders für geflüchtete Frauen.

Bild: © Vecteezy

2 thoughts on “Studie: Wie steht es wirklich um Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert