Forscher kritisieren Hollywood-Filme: Klimawandel wird in Blockbustern ignoriert

Weniger als 10 Prozent der Hollywood-Filme aus den Jahren 2013 bis 2022 behandeln den Klimawandel und seine Auswirkungen.

Hollywood-Filme Klimawandel

„Don’t Look Up“ hat den Test bestanden: Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence), eine Doktorandin in Astronomie und ihr Professor, Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio), entdecken einen Kometen, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. © Niko Tavernise/Netflix

Hollywood-Filme thematisieren selten den aktuellen Klimawandel. Forscher aus den USA wollen das ändern, wie eine neue Studie zeigt.

Laut AP haben Forscher des Colby College in Maine und der Umweltberatungsfirma Good Energy 250 Filme aus den Jahren 2013 bis 2022 untersucht. Sie wollten herausfinden, ob die Hollywood-Filme den Klimawandel und dessen Auswirkungen widerspiegeln. Dabei verwendeten sie einen einfachen Test: Der Film muss eine Handlung zeigen, in der der Klimawandel existiert und ein Charakter davon weiß.

Nur wenige Filme bestehen den Test. Einer der wenigen Filme, die den Test bestehen, ist „Justice League“ von 2017. In einer Szene sagt Aquaman, gespielt von Jason Momoa, zu Bruce Wayne: „Hey, mir macht es nichts aus, wenn die Ozeane ansteigen.“

Die Mehrheit der Filme versagt

Die meisten Filme bestehen den Test jedoch nicht. Nur unter 10 Prozent der 250 untersuchten Filme erfüllen die Kriterien, und in weniger als 4 Prozent kommt der Klimawandel in zwei oder mehr Szenen vor. Das stehe im Widerspruch zu den Wünschen des Publikums, so der leitende Forscher und Englischprofessor Matthew Schneider-Mayerson von der Colby College. „Die meisten Filme der letzten zehn Jahre in den USA stellen die Welt dar, wie sie einmal war oder wie sie nur in der Fantasie existiert – eine Welt, in der der Klimawandel nicht stattfindet.“

Einige Filme überraschen jedoch. Auch Filme, die auf den ersten Blick nichts mit Umwelt oder Klima zu tun haben, bestehen den Test. Dazu gehört „Marriage Story“, ein Drama über das Scheitern einer Beziehung. Der Charakter von Adam Driver wird als „energiebewusst“ beschrieben, so Schneider-Mayerson. Weitere Filme, die den Test bestehen, sind das Krimi-Drama „Glass Onion“ und der Folk-Horrorfilm „Midsommar“. Auch die Satire „Don’t Look Up“ von 2021 besteht den Test. Doch Filme wie „San Andreas“ und „The Meg“ bestehen ihn nicht, obwohl sie Naturkatastrophen thematisieren.

Streaming-Dienste schneiden besser ab

Die Forscher schlossen Filme aus, die nicht auf der Erde spielen oder vor 2006 beziehungsweise nach 2100 angesiedelt sind. Sie stellten fest, dass Streaming-Dienste einen höheren Anteil an Filmen haben, die den Klimawandel einbeziehen, als die großen Studios.

Harry Winer, Direktor für Nachhaltigkeit am Kanbar Institute of Film and Television der New York University, hält die Studie für wertvoll. Sie sei nützlich für Marketingzwecke, Informationssammlung und könnte helfen, das Publikum für Klimageschichten zu sensibilisieren. „Das Publikum wird offener für einen Dialog darüber sein, was richtig und was falsch ist,“ sagte Winer. „Es ist ein Gesprächsöffner.“

Die Autoren der Studie sehen den Klimarealitäts-Check als eine Art Bechdel-Wallace-Test für den Klimawandel. Der ursprüngliche Bechdel-Wallace-Test, benannt nach der Cartoonistin Alison Bechdel, prüft, ob ein Film mindestens zwei weibliche Charaktere enthält, die über etwas anderes als einen Mann sprechen.

Bechdel selbst lobte den Klimatest als „längst überfällig“ in einem Social-Media-Post während der diesjährigen Oscar-Saison. In einer E-Mail an AP sagte sie: „Für einen Film, der in der Gegenwart spielt, macht es in Zeiten des Klimawandels keinen Sinn mehr, diese existenzielle Bedrohung zu ignorieren.“

Bechdel äußerte jedoch auch Bedenken. Sie befürchtet, dass Drehbuchautoren den Klimawandel auf eine mechanische Weise einbauen könnten, was kontraproduktiv wäre. „Aber ein Bewusstsein für unser gemeinsames Leid in die Geschichten einzubringen, die wir konsumieren, scheint mir selbstverständlich,“ sagte Bechdel.

Was du dir merken solltest:

  • Eine Studie von Forschern des Colby College und der Umweltberatungsfirma Good Energy zeigt, dass weniger als 10 Prozent der Hollywood-Filme von 2013 bis 2022 den Klimawandel thematisieren und nur wenige Filme wie „Justice League“ bestehen ihren Klimarealitäts-Check.
  • Die Untersuchung offenbart, dass Streaming-Dienste besser abschneiden als große Studios bei der Integration von Klimawandel-Themen in ihre Filme, obwohl die Mehrheit der Filme die Realität des Klimawandels nicht widerspiegelt.
  • Die Autoren vergleichen den Klimarealitäts-Check mit dem Bechdel-Wallace-Test und betonen, dass die Einbindung von Klimawandel-Themen in Filme überfällig ist, wobei sie jedoch warnen, dass dies nicht mechanisch geschehen sollte.

Bild: © Niko Tavernise/Netflix

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