Erste E-Fuels für Flugzeuge: Ein Schritt in Richtung CO2-neutrales Kerosin
Im Emsland wurden erste Mengen an CO2-neutralem Kerosin hergestellt. Die E-Fuels könnten Flugzeuge in Zukunft klimafreundlicher machen.
Eine Anlage im niedersächsischen Emsland hat kürzlich die ersten fünf Tonnen klimaneutralen Treibstoffs für Flugzeuge, sogenannte E-Fuels, hergestellt. „Das ist ein erster Meilenstein zum Regelbetrieb,“ sagte Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von Atmosfair. Die Pilotanlage in Werlte, die bereits im Herbst 2021 eingeweiht wurde, hat nach zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit diese Menge produziert. Die Herstellung von E-Kerosin soll neue Wege für klimafreundliches Fliegen eröffnen.
Die ersten fünf Tonnen des E-Kerosins aus Werlte wurden vollständig aus erneuerbaren Energien und Ressourcen hergestellt, einschließlich Wasser, erneuerbarem Strom und CO2 aus der Luft. Laut Atmosfair und der Betreiberfirma Solarbelt handelt es sich um die weltweit erste industrielle Anlage dieser Art, die erfolgreich produziert hat. Ab Herbst 2026 plant Atmosfair, jährlich 250 Tonnen CO2-neutrales Kerosin herzustellen. Der Treibstoff wird zunächst zu 0,1 Prozent dem herkömmlichen Kerosin beigemischt, wobei zwei Münchner Reiseveranstalter, Hauser Exkursionen und Neue Wege Reisen, Flüge mit diesem Treibstoff anbieten werden.
Technologie Herausforderungen
Die Herstellung von E-Kerosin erfordert einen komplexen Prozess, bei dem Wasser, erneuerbarer Strom und CO2 aus der Luft genutzt werden. Der synthetische Treibstoff wird als fast vollständig klimaneutral angesehen, da bei seiner Verbrennung nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor der Luft entzogen wurde. Allerdings muss das synthetische Rohöl transportiert und in einer Raffinerie weiterverarbeitet werden. Dennoch reduziert die E-Fuels für Flugzeuge von Atmosfair laut TÜV Süd den CO2-Ausstoß auf 96 Prozent im Vergleich zu fossilem Kerosin.
Deutschland forscht an E-Fuels
In Deutschland tut sich was in Bezug auf die Produktion von nachhaltigen E-Fuels für Flugzeuge. Laut einem Spiegel-Bericht wurde in Jülich kürzlich eine Forschungsanlage für Solartreibstoff eröffnet, die Sonnenenergie zur Kerosinproduktion nutzt. Diese Anlage verwendet ein Feld aus Spiegeln, um die Sonnenenergie auf einen thermochemischen Reaktor zu richten, der künstliches Rohöl erzeugt.
Ein weiteres Projekt in Frankfurt-Höchst verwendet Wasserstoff aus Abfallprozessen des dortigen Industrieparks zur Herstellung von Kerosin. Und die weltweit größte Forschungsanlage entsteht derzeit in Leuna, Sachsen-Anhalt, wo das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Anlage mit einer Kapazität von 2500 Tonnen pro Jahr baut.
Hoher Energiebedarf bei der Herstellung – weniger fliegen hilft
Die Produktion von E-Kerosin ist sehr energieintensiv und erfordert große Mengen an grünem Strom. Dieser wird auch in anderen Bereichen benötigt, weshalb die Betreiber der Werlte-Anlage betonen, dass klimafreundliches Fliegen im heutigen Ausmaß nicht machbar ist.
Die wichtigste Klimaschutzmaßnahme bleibt: weniger fliegen.
Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von Atmosfair
Trotz der Fortschritte in der Technologie sind die hohen Energieverluste in der Produktion eine große Herausforderung. Es wird viel mehr grüner Strom benötigt als bei elektrischen Antrieben, und das hohe Batteriegewicht lässt derzeit nur leichte Akkuflugzeuge mit kurzer Reichweite zu.
Europäische und deutsche E-Fuel-Quoten
Die Europäische Union will laut Spiegel den Klimaschaden durch die Luftfahrt mindern, indem sie Mindestquoten für nachhaltige Treibstoffe vorschreibt. Ab 2030 sollen Fluggesellschaften mindestens ein Prozent strombasiertes E-Kerosin verwenden. Deutschland plant bereits ab 2026 eine Quote von 0,5 Prozent. Brockhagen äußerte jedoch Zweifel, dass diese deutsche Quote von der EU umgesetzt wird.
Trotz der Erfolge bleibt die Herausforderung bestehen, genug erneuerbare Energie für die Produktion von E-Kerosin bereitzustellen. Die ersten fünf Tonnen aus Werlte sind ein symbolischer Anfang, der zeigt, dass klimafreundliches Fliegen technisch möglich ist. Die Betreiber der Anlage in Werlte fordern allerdings mehr Investitionen in diese Technologie, um mehr Flüge mit grünem Kerosin durchführen zu können. Sie sehen vor allem die Fluggesellschaften in der Verantwortung: „Die Fluggesellschaften müssen sich im eigenen Interesse jetzt selbst engagieren, wenn sie ihr Businessmodell erhalten wollen, und dürfen nicht weiter auf die Politik verweisen“.
Was du dir merken solltest:
- Die erste industrielle Anlage zur Produktion von CO2-neutralem Kerosin hat im Emsland den Betrieb aufgenommen und die ersten fünf Tonnen Rohkerosin produziert.
- Atmosfair und Solarbelt finanzieren die Anlage, die Strom aus erneuerbaren Quellen nutzt, um Wasserstoff und Kohlenstoff zu Kohlenwasserstoffen zu synthetisieren. Die E-Fuels für Flugzeuge spart 96 Prozent CO2 gegenüber fossilem Kerosin ein.
- Die Anlage soll ab 2026 rund 300 Tonnen pro Jahr produzieren, was jedoch im Vergleich zum gesamten Kerosinbedarf im Flugverkehr gering ist.
Bild: © Amtosfair
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