Bund Naturschutz gegen Ausnahmen beim Wassercent in Bayern: „Jeder muss zahlen“
Der Bund Naturschutz drängt auf einen Wassercent in Bayern. Alle Wasserverbraucher, auch Industrie und Landwirtschaft, sollen zahlen.
In Bayern streitet die Politik seit Jahren um den Wassercent, und noch immer gibt es keine Einigung. Laut einem Bericht von BR24 ist die Abgabe zwar Teil des Koalitionsvertrags von CSU und Freien Wählern, doch Details wie die Höhe und der Kreis der Zahler sind offen. Nun macht der Bund Naturschutz Druck und fordert klare Regelungen beim Wassercent. „Jeder, der Wasser nutzt, muss zahlen“, lautet die kompromisslose Forderung des BN. Dabei nimmt der Verband vor allem die Staatsregierung in die Pflicht, endlich zu handeln.
Bund Naturschutz lehnt Ausnahmen beim Wassercent ab
Der Bund Naturschutz lehnt Ausnahmen für Landwirtschaft und Industrie strikt ab. „Wer Wasser nutzt, muss auch den Wassercent zahlen“, erklärt BN-Vorsitzender Richard Mergner. Für ihn ist der Umgang der Regierungsfraktionen mit der Wasserfrage unverantwortlich. Die CSU und Freien Wähler sollten laut BN ein starkes Signal setzen, indem sie das Verursacherprinzip durchsetzen: Jeder müsse seinen Beitrag leisten. Der BN betont, dass Wasser „unser aller Lebensgrundlage“ sei und endlich einen fairen Preis erhalten müsse. Dies sei längst überfällig, so Mergner weiter.
Wassercent soll Sparanreize schaffen
Der Wassercent soll nicht nur Geld einbringen, sondern auch Anreize zum Wassersparen setzen. Laut BR24 würde ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt mit etwa 15 Euro Mehrkosten pro Jahr rechnen müssen. Größere Verbraucher, etwa Poolbesitzer, müssten hingegen tiefer in die Tasche greifen. Der Bund Naturschutz sieht hier die Chance, den Wasserverbrauch nachhaltig zu senken. Für den privaten Verbrauch wären die ersten 100 Kubikmeter Wasser frei, für jeden zusätzlichen Kubikmeter würden sieben bis zehn Cent fällig.
Steigender Wasserverbrauch – CSU und Freier Wähler verärgert
Die Situation in der Landwirtschaft bereitet dem Bund Naturschutz besonders große Sorgen. BN-Wasserexpertin Christine Margraf warnt laut BR24, dass der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft stark gestiegen sei. Besonders die vergangenen Trockenjahre hätten das Problem verschärft. Auch wenn die letzten beiden Jahre etwas nasser gewesen seien, sei der Grundwasserspiegel weiterhin stark gefährdet. Rund 20 Prozent des bayerischen Grundwassers seien durch Nitrat und Pestizide belastet, berichtet Margraf weiter.
Mehr zum Thema Wasser:
- Pestizid im Grundwasser könnte Krebsrisiko steigern
- Trinkwasserqualität in Deutschland: Ist das Trinken von Leitungswasser unbedenklich?
- Umweltschonende Stromgewinnung: „Energyfish“ verwandelt Wasser in Elektrizität
Dass der Bund Naturschutz nun vorprescht, sorgt in der CSU und bei den Freien Wählern für Ärger. Laut BR24 seien beide Fraktionen dabei, einen Entwurf vorzulegen, und hätten den BN zu Gesprächen eingeladen. CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek zeigt sich über die Pressekonferenz des BN überrascht.
Grüne: So viel soll der Wassercent kosten
Die Grünen haben ebenfalls ein Modell für den Wassercent vorgestellt. Laut BR24 schlagen sie vor, Grundwasser künftig mit 8 Cent pro Kubikmeter zu bepreisen. Für Wasser aus Flüssen und Seen wären 2,5 Cent pro Kubikmeter fällig, während Tiefengrundwasser mit 100 Cent pro Kubikmeter deutlich teurer wäre. Wie viel ein durchschnittlicher Haushalt letztlich zahlen muss, hängt laut den Grünen stark vom jeweiligen Wasserversorger ab. Besonders in Gebieten, in denen bereits auf Tiefengrundwasser zurückgegriffen werden muss, weil das oberflächennahe Grundwasser verschmutzt ist, würden die Verbraucher höhere Kosten tragen müssen.
Bild: © José Manuel Suárez via Wikimedia unter CC BY 2.0